Zwanzig Jahre nach seiner Durchbruchsplatte „Blues Deluxe“ überzeugt Joe Bonamassa mit der Fortsetzung des Bluescover-Konzepts. „Blues Deluxe Vol.2“ beinhaltet Lieder von Größen wie Ronnie Earle oder Bobby „Blue“ Bland, klingt aber auch durch die geschickte Songauswahl (keine Nummern, die man schon hundert Mal gehört hat) angenehm frisch. Vervollständigt wird das Album von zwei eigenen, neuen Songs: der herzerweichenden Ballade „Is It Safe To Go Home“ vom Albumproduzenten und Musiker Josh Smith sowie „Hope You Realize It“, einem Uptempo-Blues von Bonamassa und Tom Hambridge. Joe Bonamassa meldete sich aus seinem Domizil in Los Angeles.
Herr Bonamassa, wann ist Ihnen die Idee für „Blues Deluxe Vol. 2“ gekommen?
Joe Bonamassa: Den Gedanken, noch mal ein Album mit Coverversionen zu machen, hatte ich schon ein bisschen länger. Ich plante, ursprünglich etwas zu machen, um den zwanzigsten Geburtstag des ersten Albums zu feiern, doch wir hatten keine zusätzlichen Songs mehr übrig aus den damaligen Aufnahmesessions. Ich wollte auch nicht bloß die alte Aufnahme neu abmischen oder so, das wäre zu wenig gewesen. Also rief ich Josh Smith an und sagte zu ihm: „Junge, willst du ‚Blues Deluxe Vol.2’ produzieren?“ Er: „Ja.“ Ich: „Dann lass uns loslegen.“
Wo haben Sie aufgenommen?
Bonamassa: Wir waren überwiegend in den „Sunset Sound“-Studios in Los Angeles, und ein paar andere Stücke sowie die Bläser haben wir im „Ocean Way“-Studio in Nashville gemacht. Das sind schon zwei sehr renommierte Studios. Das Studio vom ersten „Blues Deluxe“ konnten wir ja leider nicht mehr nutzen, „Unique Studios“ am Times Square in New York existiert nicht mehr.
Das erste „Blues Deluxe“ war ein wichtiges Album für Sie, oder? Eigentlich markierte es quasi Ihren Durchbruch. Wie erinnern Sie sich an die Zeit vor zwanzig Jahren?
Bonamassa: Zum ersten Mal nahm ich etwas auf, das nicht versandete so wie die beiden Alben zuvor, sondern dass wirklich bei den Leuten ankam. In erster Linie in Europa. „Blues Deluxe“ war mein Einfallstor in den kommerziellen Bluesmarkt.
Virtuose Gitarrentechnik
- Joe Bonamassa ist ein amerikanischer Bluesrock-Gitarrist, Sänger und Songwriter, der am 8. Mai 1977 in New Hartford, New York, geboren wurde.
- Er ist bekannt für seine virtuose Gitarrentechnik und seine Leidenschaft für den Blues. Bonamassa begann bereits in jungen Jahren Gitarre zu spielen und trat mit zwölf Jahren erstmals öffentlich auf.
- Seine Musikkarriere nahm Fahrt auf, als er 2000 sein Debütalbum „A New Day Yesterday“ veröffentlichte. Seitdem ist zu einem der führenden zeitgenössischen Bluesgitarristen geworden.
Kam das zu der Zeit für Sie überraschend?
Bonamassa: Das auch. Vor allem stand ich echt unter Druck. Die Platte war sozusagen meine letzte Patrone. Wenn die auch nicht funktioniert hätte, wäre ich am Arsch gewesen.
Haben Sie je einen Alternativplan für Ihr Leben gehabt?
Bonamassa: Nein, den hatte ich nicht. Ich kann nichts anderes als Gitarre zu spielen und ein bisschen zu singen. Ich hatte nie darüber nachgedacht, irgendetwas anderes mit meinem Leben anzufangen, als Musik zu spielen. Aber du brauchst halt ein Publikum, und das hatte ich seit „Blues Deluxe“ endlich - wenn auch nicht in gigantischem Ausmaß.
Seitdem hat sich Ihre Karriere prächtig entwickelt. Wenn Sie die Zeit vor zwanzig Jahren mit heute vergleichen, wann waren Sie glücklicher?
Bonamassa: Heute habe ich definitiv mehr zu tun. Wenn du auf einmal den Erfolg hast, der lange nur ein Traum war, dann arbeitest du noch härter als vorher, um den Erfolg zu halten und zu bestätigen. Der Unterschied ist vielleicht, dass ich keine dreizehn Shows hintereinander mehr spiele, so wie damals. Sondern auch mal einen Pause-Tag einbaue. Der ist aber mehr für die Band als für mich. Ich bräuchte das eigentlich gar nicht.
War es eine leichte Übung, jetzt die neuen Songs für Ihr Blues-Coveralbum aufzunehmen?
Bonamassa: Ich wollte keine Coverversionen von Stücken aufnehmen, die zu gut bekannt sind. Josh und ich haben unsere Köpfe zusammengesteckt und diese zehn Songs hier ausgesucht. Ich muss sagen, die Songauswahl war hart. Du willst ja nicht denselben Scheiß machen, den alle anderen auch machen. Warum solltest du das machen? Es gibt unendlich viele Blues-Klassiker, von denen die Welt weiß Gott nicht noch ein Cover gebrauchen kann.
Die ganze Platte erweckt den Anschein, dass Sie unheimlich viel Spaß hatten im Studio. „I Want To Shout About It“, im Original von Ronnie Earle & The Broadcasters, geht zum Beispiel wunderbar dynamisch nach vorne.
Bonamassa: Yeah, ich liebe schon Ronnies Version, aber bei diesem Song, wie bei allen anderen, gilt: Wir haben versucht, sie zu unseren zu machen, ihnen unseren Stempel, unsere Identität aufzudrücken. Das passiert nicht von alleine. Du verbringst viel Zeit mit den Arrangements, mit den kleinen Details, die einen Song erst so richtig erblühen lassen. All das macht uns Spaß, klar, doch es ist auch eine harte Arbeit.
Denken Sie, dass Sie heute besser singen als vor zwanzig Jahren?
Bonamassa: Auf jeden Fall. Mein Gesang ist sehr viel besser geworden. Ich hätte diese Songs vor zwanzig Jahren noch nicht hinbekommen, und darauf bin ich stolz.
Einer der Songs stammt von Bobby „Blue“ Bland und heißt „Twenty-Four Hour Blues“. Wie ist das bei Ihnen: Leben Sie rund um die Uhr für den Blues? Oder können Sie sich auch mal entspannen?
Bonamassa: Naja, ich würde schon sagen, dass ich ein normales, ausgewogenes Leben jenseits meines Jobs führe. Aber ich hätte keine Freude daran, einen ganzen Tag lang irgendwo zu liegen und zu gammeln. Ich muss mich immer mit irgendetwas beschäftigen, sonst werde ich unruhig.
Sie waren zwölf, als Sie mit B.B. King auf der Bühne standen, haben seitdem immer gespielt, nie etwas anderes ausprobiert. Ist der Blues Ihre lebenslange Hauptleidenschaft?
Bonamassa: Ja, das lässt sich nach 46 Jahren wohl nur zustimmend beantworten. Auf der anderen Seite weiß ich schon lange, dass ich nicht mehr da draußen herumturnen werde, wenn ich 80 bin. Irgendwann werde ich genug haben und mir irgendetwas anderes einfallen lassen. Ich habe nicht vor, lebenslänglich live zu spielen.
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