Zeitzeichen Mannheimer Maler Klein: Vieldeutig aufgetaucht

„Aufgetaucht“ heißt eine neue Mannheimer Schau, deren Titel schon vieles auf den Punkt bringt. Unser Kolumnist findet auch das Plakat dazu sehr inspirierend.

Veröffentlicht
Kommentar von
Thomas Groß
Lesedauer

In Zeiten des Überangebots an Information ist die Gefahr nicht eben gering, etwas zu übersehen oder selbst übersehen zu werden. Das stellt auch den Kultursektor vor Herausforderungen. Die Häuser müssen auffallen, um ihr Publikum zu erreichen. Den Verantwortlichen einer sehenswerten Ausstellung der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen über den ebenfalls Mannheimer Maler Philipp Klein, ein im Jahr 1907 verstorbener, weitgehend vergessener Impressionist, ist da etwas Gutes eingefallen: Auf eher kleinen Plakaten zur Ausstellung prangt nicht nur der Ausstellungstitel „Aufgetaucht“, man sieht darunter auch das pralle Gesicht einer Person, die aus dem Wasser auftaucht.

Reiss-Engelhorn-Museen

Vergessene Meisterwerke: Philipp Kleins Rückkehr nach Mannheim

Veröffentlicht
Von
Christel Heybrock
Mehr erfahren

Der Maler Klein ist (wieder) aufgetaucht, was die Schau bestätigt, und auf dem Bild von ihm ist es augenscheinlich ebenso sein bekannterer Künstlerkollege Lovis Corinth, der hier in einem Gewässer badet.

Was Kunst mit kalten Bädern verbindet

Corinth, der mit Liebermann und Slevogt das Dreigestirn großer deutscher Impressionisten bildet, hatte ein Haus am oberbayrischen Walchensee, wo er auch fleißig malte und dem See wie seinem Umland manches Bild widmete. Wir stellen uns nun vor, dass er auf dem Plakatbild aus eben jenem schönen, grünlich schimmernden, selbst im Hochsommer eher kalten als kühlen Bergsee auftaucht, in dem er ein vitalisierendes Bad nimmt. „Aufgetaucht“, das steht auch für die Wirkung kalter Bäder oder Duschen, die dazu führen, dass man sich selbst noch etwas deutlicher spürt, sehr wach und aufmerksam ist – und auch im übertragenen Sinn einen geschärften Blick hat. Nicht viel anders ist es mit der Kunst und ihrer Wirkung.

Auf dem Plakat zur Schau ist alles auf den Punkt gebracht. Ob der Maler Klein und seine Kunst von wirklich großer Bedeutung sind, das muss jeder selbst entscheiden, für sich und vielleicht auch im Austausch mit anderen. Denn auch das gehört zur Kunst, besonders dann, wenn sie erstmals oder wieder auftaucht. Im Falle Kleins indes spricht viel dafür, dass er nun mit Recht wieder oben ist und wie seine hier ausgestellten Bilder sozusagen frei atmen kann.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

VG WORT Zählmarke