Bildband

Neues Buch feiert das Gartenreich Dessau-Wörlitz

Seite 25 Jahren zählt das Gartenreich Dessau-Wörlitz zum Welterbe der UNESCO. Ein neuer Bildband bestätigt, wie berechtigt diese Auszeichnung ist.

Von 
Thomas Groß
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„Sachteste Mannigfaltigkeit“: Rechts im Bild der Venustempel. © Janos Stekovics

Das Gartenreich Dessau-Wörlitz in Sachsen-Anhalt lässt sich weniger nüchtern, aber kaum weniger berechtigt auch als „Gartenparadies“ bezeichnen. Nicht umsonst zählt es seit 25 Jahren zum Welterbe der UNESCO. Unzählige Besucher haben sich von der Garten- und Landschaftsanlage beeindrucken lassen, die über Jahrzehnte hinweg bis zum Jahr 1813 gestaltet worden ist. Zu den namhaftesten zählt der Dichter Goethe. Und wie so oft hat er auch in Bezug auf das Gartenreich das Wesentliche auf den Punkt gebracht. Es sei hier „unendlich schön“, schrieb er an Charlotte von Stein. „In der „sachtesten Mannigfaltigkeit fließt eins ins andre, keine Höhe zieht das Auge und das Verlangen auf einen einzigen Punkt, man streicht herum, ohne zu fragen, wo man ausgegangen ist und hinkommt“.

Von jedem beliebigen Punkt aus ergibt sich hier eine andere Perspektive. Immer wieder kommt Neues in den Blick, andere Pflanzen in neuer Anordnung, ein weiteres Zusammenspiel von Bäumen und Weiher, Skulpturen und Bauwerken. Man ist mit Schauen beschäftigt – und vergisst für eine Weile wohltuend die Welt um einen herum mit ihren Sorgen. Leopold III. Friedrich Franz, Herzog von Anhalt-Dessau (1740 – 1817) und der Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736 - 1800) gestalteten die erste Gartenanlage nach englischem Vorbild auf dem europäischen Festland.

Ebenfalls eine reizvolle Perspektive - oder möchte da jemand widersprechen? © Foto: Janos Stekovics

Der in der Rhein-Neckar-Region und darüber hinaus mit Recht geschätzte Schlosspark von Schwetzingen folgt dagegen noch französischen Vorbildern. Was die Fürsten auf Reisen sahen, ließen sie sich für ihre Parks nachbauen. In Wörlitz zählt dazu auch eine Nachbildung des Vesuvs, die bis heute zuweilen pyrotechnisch zum Ausbruch gebracht wird. Der Park bezeugt auch Ideale der Aufklärung - und lehrt nicht zuletzt, den Wert von Natur und Landschaft hochzuschätzen.

Prächtig und auch im Wortsinne gewichtig ist das Buch

Ein zum Welterbe-Jahrestag erschienener prächtiger, im Wortsinn gewichtiger Bildband vermittel einen überzeugenden Eindruck des Reichtums der Gartenanlage. Die eindrücklichen Aufnahmen stammen vom Verleger Janos Stekovics, der auch Fotograf ist. Der Journalist Andreas Platthaus hat einen lesenswerten Essay beigesteuert, Harald Meller, kommissarischer Direktor der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, ein Vorwort geschrieben. Das Buch sollte wohl nicht den Besuch des Parks ersetzen, kann ihn aber angemessen vorbereiten. Und später lässt sich mit seiner Hilfe die Erinnerung auffrischen. („Wörlitz. Geometrie eines Traums“. Verlag Janos Stekovics, Wettin-Löbejün. 416 S., 49,80 Euro)

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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