Metropolregion. Es wird am Wochenende im Odenwald wohl nicht so zugehen wie beim von verheerenden Regenfällen geplagten Metal-Festival in Wacken. Tatsächlich müssen die Veranstalter von Sound Of The Forest (SOTF) etwas nachdenken, bis sie sich an eine Auflage ihres Festivals am Marbachstausee mit schlechtem Wetter erinnern.
2018 wurde dem Festival wegen Waldbrandgefahr sogar eine Zwangspause verordnet. Der Blick ins Archiv ergibt: 2011, bei der dritten Auflage, war es unerfreulich nass und kalt. „Das war eine Ausnahme“, betont Fritz Krings vom 2009 gegründeten Veranstalterverein SOTF im Gespräch mit dieser Redaktion, und witzelt beschwörend: „Es bleibt auch eine Ausnahme, denn das Wetter wird ab Donnerstag schön.“
Noch gibt es Karten für Sound of the Forest
Die mittelprächtigen Wetteraussichten schrecken das treue Publikum aber nicht ab: „Wir gehen davon aus, dass wir wieder ausverkauft sein werden“, sagt der fürs Booking zuständige Johannes Megow. Es sei noch nicht ganz so weit, es gebe noch Karten, aber die Veranstalter rechnen damit, dass an den Haupttagen die Kapazität von jeweils 5000 Fans wie gewohnt ausgeschöpft werde.
Bei Boutique-Festivals wie SOTF oder dem Mannheimer Maifeld Derby spielen große Namen im Programm eigentlich eine untergeordnete Rolle. Aber gerade zuletzt hatte sich mehr Prominenz auf den vier Bühnen in der Auenwald-artigen Idylle zwischen See und Waldlichtung getummelt. War das Buchen nach der Pandemie schwieriger als üblich?
Wir wollen uns treu bleiben und nicht beim Wettrüsten vieler anderer Festivals mit Namen, Namen, Namen mitmachen.
Der Eindruck täusche, erklärt Megow. „Im vergangenen Jahr hatten wir den Vorteil, dass wir alle für das Pandemiejahr 2020 gebuchten Bands auf 2022 verlegen konnten. In dieser Zeit ist bei den Acts einfach viel passiert.“ Prinzipiell buche man im Odenwald wie Trendscouts Bands, die erst zwei Jahre später richtig Erfolg haben. „Deshalb ist 2022 wohl nicht zu toppen. Da hatten wir im Prinzip sechs Headliner. Aber die meisten davon hatten diesen Status noch nicht, als wir sie gebucht haben.“ Insgesamt gehe es „nicht um die großen, sondern um großartige Bands“, so Megow.
Vorverkauf
- Sound Of The Forest startet entspannt mit zwei Music-Acts am 3. August. Am Freitag und Samstag gibt es volles Programm (Tageskarten 54 bzw. 59 Euro). Der Sonntag klingt bis 18 Uhr mit vier Acts aus (25 Euro).
- Das Vier-Tages-Ticket kostet 119 Euro, im Dreier-Bündel inklusive Camping 299 Euro (alle Karten unter shop-of-the-forest.de zum Selbstausdrucken).
- Dort kostet das Festivalticket für Circle Of Leaves (11. bis 13. August) 43 Euro. Tageskarten: 19 oder 24 Euro (Samstag).
Für 2023 habe man lange über die Strategie nachgedacht und schließlich entschieden, bei den Wurzeln des Festivals zu bleiben, ergänzt Krings. „Wir wollen uns treu bleiben und nicht beim Wettrüsten vieler anderer Festivals mit Namen, Namen, Namen mitmachen. Also weiterhin vor allem Bands buchen, die erst später groß rauskommen. Trotzdem machen wir auch das eine oder andere Verlockende - wie jetzt Gentleman.“ Man wolle vor allem Leute ansprechen, die sich auf gute Musik auch von Newcomern einlassen. Dafür versuche man den Preis weiterhin relativ nah an 100 Euro für das gesamte Festival zu halten.
Sound of the Forest startet am 3. August
SOTF startet am 3. August nur auf der Seebühne mit Musik & Malen. Headliner sind am Freitag die Rapper OK Kid mit einem elektronischen Set, die Wahl-Mannheimer ClockClock spielen bereits um 17 Uhr. Am Samstag ist Senkrechtstarter Betterov aus dem Popakademie-Bandpool um 20.30 Uhr zu hören, gefolgt von Reggae-Sänger Gentleman und Rapper Maeckes als Hauptattraktionen.
Bei ihren persönlichen Topempfehlungen sind die beiden Festivalmacher sehr entschieden: Am beschaulichen Auftakttag kommt Megow beim Pianisten Martin Kohlstedt ins Schwärmen: „Diese Kunstform, die er spielt, ist einfach einmalig.“ Am Freitag finde er alles gut, aber die Wiederholungstäter Black Sea Dahu herausragend. Krings votiert als gelernter Rapper massiv für Dominik Hartz am Samstagnachmittag. Sonntag einigen sich beide auf Paula Carolina. „Die wird riesengroß“, sagt Megow.
Wiedererwachen des Circle of Leaves
Wer von der Auenland-Idylle am See im Wald nicht genug bekommen kann: In Kooperation mit SOTF lebt das Electropop-Festival Circle Of Leaves (COL) vom 11. bis 13. August wieder auf. Das wie das etablierte Geschwister-Event von einem Verein getragene COL konnte bislang nur 2019 stattfinden, da es 2018 der Waldbrandgefahr und 2020 sowie 2021 der Pandemie zum Opfer fiel.
Unter dem Motto „The „Awakening“ (die Auferstehung) kehrt es im etwas kleineren Format zurück. Wegen der kurzen Vorverkaufszeit rechnen die Organisatoren mit einem Besucheraufkommen von 1000 bis 2000 Gästen. Der Startschuss fiel erst Mitte Juni, als die Stadtverordnetenversammlung Oberzent dem 2017 gegründeten COL-Verein grünes Licht für die zweite Festivalauflage gab.
Projektmanager Ramon Greif stimmt das naturgemäß froh: „Wir sind nach anderthalb Jahren Antragsprozedere überglücklich, dass es nun einen einstimmigen politischen Beschluss im Stadtparlament gibt. Wir sind wahnsinnig motiviert und wollen vor allem alle Odenwälder auf diese spannende Reise mitnehmen.“
Heißt konkret: „Helfende Hände sind herzlich willkommen!“ Ziel sei es, die wahren Freuden der Existenz zu feiern - Kunst, Musik, Natur und Kulinarik. „Wir erschaffen hier im Odenwald, einen Gegenentwurf zum Alltag, in dem Utopie, Austausch, Kreativität und Gemeinschaft Werte sind“, jubiliert Greif.
Die Besucher erwarten etablierte Electropop-Acts wie Mark Dekoda, Space92, AKKI, Joyhauser, Bebetta, Anna Reusch, T78, Dominik Eulberg oder Klanglos. Sowie spannende Newcomer, darunter Hessedog und Cassie Raptor. Der Clou dabei: Beide Festivals teilen sich die Infrastruktur weitgehend. Womit Umweltbelastung und Aufbaukosten gedeckelt werden. Auch das wirkt sich letztlich auf die vergleichsweise niedrigen Eintrittspreise aus. „So sichern wir auf Dauer den Kultur-Standort im Odenwald und die Zukunft von Sound Of The Forest“, sagt Frings. Egal, ob es zu heiß oder zu nass ist.
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