In den 1990er Jahren machte er als Schauspieler Furore, fand auch auf internationalen Filmfestivals Anerkennung. Namhafte Preise wurden ihm verliehen; nominiert war er auch für eine der angesehensten US-amerikanischen Auszeichnungen. Nun, mit Mitte 50, ist es ruhiger um den Schauspieler geworden, der nach den großen Filmerfolgen noch regelmäßig im Fernsehen und auf Bühnen zu erleben war und ist – auch in Worms, seitdem dort die von ihm mitinitiierten Nibelungenfestspiele als Höhepunkt im Kulturprogramm zu erleben sind.
Mit diesem Engagement hat sich für den Mann ein Kreis geschlossen, denn in Worms hat der heute in unserem Kulturrätsel Gesuchte als Sohn eines Schaustellerpaares 1967 das Licht der Welt erblickt. Der elterliche Beruf hat sein Leben geprägt, seine Umtriebigkeit ist wohl ein Ausdruck davon. Auf Rummelplätzen verbrachte er schließlich einen Gutteil seiner Jugend.
Mit Anfang 20 erlernte er den Schauspielerberuf von der Pike auf an der renommierten Münchner Otto-Falckenberg-Schule. Und dort, in der Bayerischen Hauptstadt, machte er an den angesehensten Bühnen dann als aufstrebender Schauspieler auf sich aufmerksam.
Zeitgleich ging’s zum Film. Mit zwei tragenden Rollen ist er dabei besonders in Erinnerung geblieben. Grenzgängerische Charaktere spielte er in beiden, und auf beide Rollen bereitete er sich, gelinde gesagt, intensiv vor. Den authentischen, sagenumwobenen Kaspar Hauser, der als junger Mann 1828 in Nürnberg auftauchte und um dessen unbekannte Herkunft sich bald viele Gerüchte rankten, gab er unter der Regie von Peter Sehr. Und in Joseph Vilsmaiers Verfilmung von Robert Schneiders Erfolgsroman „Schlafes Bruder“ spielte er den hoch begabten Musiker Elias, der sich durch Schlafentzug umbringt.
In der Erinnerung an beide Filme ist nicht zuletzt der Blick des hier gefragten Schauspielers geblieben. Eine innere Entrückung schien dieser zu spiegeln – ein Strahlen gleichsam von innen heraus. Alles andere, Gemütsäußerungen, Worte, Bewegungen, denen der Darsteller im Falle Hausers eine kantige Note verlieh, schienen sich solchem Schauen unterzuordnen. Von der Rolle buchstäblich beseelt schien dieser Schauspieler zu sein, den Sie, liebe Leserinnen und Leser, nun wohl leicht identifizieren können.
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