Mannheim. Es ist immer gut, wenn man jemand kennt. Popsänger Michael Patrick Kelly (MPK) hat bei seinem Konzert in der Mannheimer SAP Arena demonstriert, dass er über seine Großfamilie und die Musikstars aus seinen Fernsehaktivitäten bei „The Voice Of Germany“ oder „Sing meinen Song“ hinaus gut vernetzt ist. So spielt er am Dienstagabend seinen geschätzt 4000 Fans vor dem dritten Song „B.O.A.T.S.“ eine Sprachnachricht vom - hörbar vergrippten - Bloomaul Bülent Ceylan, vor.
Der Comedy-Star hat ihm zuvor ein paar der wichtigsten Monnemer Vokabeln mit auf den Weg gegeben. Und als ob das nicht genug der Charmeoffensive gewesen wäre, betont Kelly, wie sehr er sich freue, in der Region „mit dem coolsten Akzent Deutschlands“ zu Gast sein zu dürfen. Besonders gut aufgepasst hat der Sänger offenbar bei „Uffbasse, Monnem!“, das zum Running Gag und einem der größten Hits des Abends wird. Die anderen Tipps seines „Buddys Bülent“ für typische Mundartsprüche habe er sich nicht merken können. So spielt er den kleinen Sprachkurs, unter anderem mit „Halt de Gosch“ aus dem Smartphone vor - versehentlich, wie er witzelt.
Aber es geht ja hauptsächlich um Kellys Musik an diesem Abend. Und um Geschichten aus seinem bewegten Leben, das Stationen wie Kinderstar bei der Kelly Family, Mönch-Dasein und ein Comeback als Solist zu bieten hat. Nicht umsonst liest sich der Album-, Song-, Film- und Tournee-Titel „B.O.A.T.S.“ ausgeschrieben „Based On A True Story“ (basiert auf einer wahren Geschichte). Dementsprechend authentisch wirkt der Auftritt des weit gereisten, sozial engagierten 44-Jährigen. Die opulente Bühnenshow und der Sound der international besetzten Band um Lenny Kravitz’ US-Schlagzeuger Adam Marcello lassen keinerlei Wünsche offen, die in erstaunlich vielen Oktaven strahlkräftige Stimme Kellys sowieso nicht, was er spätestens mit „Roundabouts“ und seiner gewagten Version“ von Bruce Springsteens „I’m On Fire“ massiv unterstreicht.
Eindrucksvolle Friedensglocke
Man wundert sich trotz Pandemie fast, dass „nur“ 4000 Fans restlos begeistert mit auf diese Pop-Reise gehen. Aber bestuhlt und bei abgesperrtem Oberrang ist die SAP Arena eben auch voll. Vor allem wirkt sie so recht intim, was der Hauptdarsteller vor allem bei Balladen und ernsthaften Ansprachen zu nutzen versteht. Besonders eindrucksvoll: die Schweigeminute beim Einsatz einer Friedensglocke im Rahmen von Kellys langjährigem Antikriegsprojekt #peacebell, gegossen aus Waffenteilen aus Kiew und Butscha.
Das Raue der Live-Performance lässt seine Songs um Klassen besser wirken als die Studioversionen, die oft so austauschbar klingen wie konfektionierte Deutschpop-Motivationshymnen. Nur halt auf Englisch, zusammengerührt mit vielen Einflüssen aus aller Welt, dazu etwas angesagter Ed-Sheeran-Sound („Best Bad Friend“) oder auch krachender Rock mit Gitarristenduell zwischen Christian Heidenbauer und Carlos Garcia („No Fuzz, No Buzz, Back To Rock ‘n Roll“). Sobald das Tempo zunimmt, hat man „Waka, Waka“ im Ohr und das Gefühl, gleich spielt die Fußballnationalelf („Et Voilà“, „iD“, „Shake You“). Wenn MPK die Qualität seines Live-Sounds im Studio reproduziert, kommen in Mannheim künftig sicher mehr als 4000 Fans.
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