Mannheim. Der Laden liegt unscheinbar in G7. Auf den ersten Blick ist schwer zu erkennen, was es dort zu kaufen gibt. Auch der Name „Releaf“ – mit einem kleinen grünen Blatt versehen – lässt eher ein nachhaltiges Modehaus vermuten. Doch Inhaber Moritz Wagner und seine Frau Zoé verkaufen keine Klamotten, sondern CBD-Produkte. Von Cannabisblüten über Öle bis hin zu Hasch und Zubehör bieten die beiden seit einem Jahr eine Vielzahl an Produkten an. Erst als Teil einer Franchise, seit Anfang Februar als selbstständiger Laden.
Der Clue dabei: Die bei „Releaf“ angebotenen Produkte enthalten nie mehr als 0,2 Prozent THC (Tetrahydrocannabinol) – eins von über 100 in der Cannabispflanze enthaltenen Cannabinoiden, dem die berauschende Wirkung von Cannabis zugesprochen wird. Die Wirkung des Cannabinoids CBD (Cannabidiol) wiederum wird als beruhigend und entspannend beschrieben.
CBD-Shop "Releaf" bietet nach eigenen Angaben Produkte gegen Panikattacken und Schlafstörungen an
Darauf fußt das Konzept von CBD-Shops, wie „Releaf“ einer ist. Wagner und seine Frau bieten Produkte an, die beispielsweise gegen Panikattacken oder Schlafstörungen helfen sollen. CBD-Öle sind laut Zoé entzündungshemmend und wirken antibakteriell. Generell hat bei den beiden medizinische Aufklärung einen hohen Stellenwert. „Mir ist es besonders wichtig, dass die Verteufelung aufhört“, sagt Wagner. Cannabis, speziell CBD könne Menschen helfen, sei jedoch in der Gesellschaft erst seit ein paar Jahren angekommen.
Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden Württemberg (MLR) zweifelt übrigens an der Sicherheit der Produkte. Ohne weitere Studien könne die Sicherheit von CBD als neuartiges Lebensmittel nicht festgestellt werden, heißt es in einer Mitteilung aus dem Jahr 2022. Ein Pressesprecher bekräftigte diese Aussagen nun erneut auf Anfrage. Es sei nicht bekannt, dass CBD in Lebensmitteln oder Produkten, die verzehrt werden könnten, verkehrsfähig ist. Die Verbraucherzentrale verweist derweil darauf, dass nicht geklärt ist, wie riskant Lebensmittel mit CBD sind.
Neben den Ölen verkaufen die beiden Inhaber Cannabisblüten – offiziell als Räucherwerke, die Kundinnen und Kunden zu Hause hinlegen und sich zur Entspannung anzünden können. Der Bestseller bei „Releaf“ beinhalte etwa zehn Prozent CBD. „Die Blüten müssen unter 0,2 Prozent THC haben. Unsere Blüten haben fast alle sogar null Prozent THC“, erklärt Wagner. Was die Käufer und Käuferinnen im Endeffekt mit den „Räucherwerken“ machen, liege allerdings nicht mehr in seiner Hand, die Blüten seien somit eine gesetzliche Grauzone.
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Doch das ändert sich nun. Seit dem 1. April darf Cannabis unter gewissen Bedingungen legal angebaut und geraucht werden – dann auch mit THC-Gehalt. Die kontrollierte Weitergabe von Cannabis zu nicht-medizinischen Zwecken durch sogenannte Anbauvereinigungen, auch Social Clubs genannt, soll dann am 1. Juni folgen.
Mannheimer CBD-Shop "Releaf" will nach Cannabis-Legalisierung Social-Club gründen
Wagner freut sich auf die Legalisierung. „Es wird Zeit“, meint er. Mit seinem Laden hat er einiges vor. Im Nebenzimmer – zurzeit noch Baustelle – soll ein E-Kiosk entstehen, der es Menschen rund um die Uhr ermöglicht, die Produkte von „Releaf“ zu kaufen. Auch einen Social Club wollen Wagner und seine Frau eröffnen. Die damit verbundenen Regelungen – Laden nur zum Einkaufen, Konsum nicht weiter entfernt als 200 Meter, etc. – findet der Inhaber sinnvoll und eine „gute Sache“. Generell ist für Wagner präventive Aufklärung auch aufgrund eigener Erfahrungen ein wichtiger Punkt. THC sei trotz der Legalisierung immer noch eine Droge.
„Ich habe mit 15 angefangen zu kiffen und das war viel zu früh. Ich habe es mir damit verbockt und nichts auf die Kette bekommen und irgendwie mit Ach und Krach den Schulabschluss gemacht. Das möchte ich anderen ersparen“, erzählt er. Kundinnen und Kunden sollen bei „Releaf“ präventiv und mit Verweis auf gesundheitliche Risiken von geschultem Personal beraten werden. Auf Menschen, die deutlich zu oft kommen, will Wagner ein besonderes Auge werfen. Aus der Sucht heraus wolle er kein Geld verdienen. „Ich kenne keinen Drogendealer, der sagt 'Hey, pass auf, dass du nicht süchtig wirst'“, vergleicht Wagner.
Auch Mannheimer CBD-Shop "Grashüpfer" will Social-Club gründen
Das Grundkonzept bei „Releaf“ soll jedoch beibehalten werden. Ihre aktuellen Produkte werden weiterhin angeboten. „Meine Befürchtung ist, dass jeder CBD-Laden einen Social Club aufmacht und man dann kein CBD mehr bekommt“, meint Wagner. Die Menschen, denen CBD wirklich hilft, sollen nicht vergessen werden. Dass nun aber als erster Schritt die Entkriminalisierung und Legalisierung von Cannabis kommt, begrüßen Wagner und seine Frau.
Auch andere CBD-Shops in Mannheim gehen einen ähnlichen Weg. Der „Grashüpfer“ hat eine mit „Releaf“ vergleichbare Produktpalette. „Derzeit bieten wir verschieden CBD-Produkte an, wie Blüten, Öle, aber auch Raucherbedarf, Lebensmittel aus Hanf und Klamotten oder Taschen aus Hanf. Im Grunde alles, was mit Hanf gemacht wird und zu tun hat“, schreibt der Laden auf Anfrage. Auch mit der Legalisierung soll das Sortiment im Großen und Ganzen so bleiben. Genau wie „Releaf“ wolle man einen Social Club gründen, da großer Andrang herrsche. „Wir gehen davon aus, im Herbst oder Ende des Jahres die Blüten an die Mitglieder abgeben zu können“.
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[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://mlr.baden-wuerttemberg.de/de/unser-service/presse-und-oeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen/pressemitteilung/pid/zweifel-an-der-sicherheit-von-cbd-produkten?highlight=cbd
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/vorsicht-bei-lebensmitteln-mit-dem-hanfinhaltsstoff-cannabidiol-cbd-43455#:~:text=Das%20Wichtigste%20in%20K%C3%BCrze%3A,CBD%20ist%20nicht%20ausreichend%20gew%C3%A4hrleistet.