Finnland

Zu Besuch beim Weihnachtsmann am Polarkreis

Im Weihnachtsmanndorf bei Rovaniemi dreht sich alles um „Santa Claus“

Von 
Rasso Knoller
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Jedes Jahr im Dezember stellt sich aufs Neue die Frage: Woher kommt der Weihnachtsmann? Hierzulande gibt man sich mit der vagen Antwort zufrieden: „Von drauß’ vom Walde, komm’ ich her… .“ Die Finnen wissen es besser und sind sicher: Er wohnt am Polarkreis bei Rovaniemi.

Leise rieselt der Schnee auf den Parkplatz vor dem Weihnachtsmanndorf. Fast 50 Touristen sind eben aus dem vollbesetzten Stadtbus gestiegen, der hier natürlich Santa Express heißt. Ein deutscher Tourist hat sich einen der letzten freien Parkplätze gesichert. Ein Kind zieht ungeduldig an der Hand seiner Mutter. Sie alle sind auf dem Weg zum Weihnachtsmann, dem Joulupuki, wie man hier in Finnland sagt.

In alter Zeit hat der bärtige Alte am weit entlegenen Korvatunturi im Osten Lapplands gewohnt. Korvatunturi heißt auf Deutsch „Ohrenberg“ und der Name kommt angeblich daher, weil der Weihnachtsmann von dort aus die Wünsche der Kinder besonders gut hören kann. Doch weil ihn die Menschen nur schwer hätten besuchen können, hat sich der Weihnachtsmann irgendwann überlegt, näher zu ihnen zu ziehen und sich 1985 einen Zweitwohnsitz zugelegt. Der liegt direkt am Polarkreis, knapp zehn Kilometer nördlich der lappländischen Hauptstadt Rovaniemi, verkehrsgünstig in unmittelbarer Nähe des Flughafens – der übrigens ganz offiziell „Santa Claus Airport“ heißt.

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Auf dem Weg zum Weihnachtsmann geht es an den Designer-Outlets von Marimekko und Iittala, den berühmten finnischen Herstellern von Haushaltswaren, Kleidung und Glas, vorbei. Wenn der Weihnachtsmann mal Hunger hat, dann muss er nicht weit gehen, mehr als ein Dutzend Restaurants gibt es in seinem Dorf. Seine Gäste können auch mit dem Rentierschlitten fahren, die Ziegen der Elfen streicheln und mit einem Alpaka an der Leine spazieren gehen. Ganz in der Nähe liegt eine Hundefarm, in der einen freudig bellende Huskies zur Schlittentour erwarten. Das alles ist praktisch, denn so können seine Fans, bevor sie beim Weihnachtsmann vorbeischauen, gleich noch ein wenig die finnische Wirtschaft ankurbeln.

Weil der alte Mann mit dem Rauschebart das Geschäft nicht allein den Designherstellern überlassen will, verkauft er im „Joulupukin lahjatalo“, dem „Kaufhaus des Weihnachtsmannes“, Souvenirs aller Art - vom T-Shirt über die Tasse bis zum Schüttelhäuschen und dem Topflappen. Alles mit lustigem Weihnachtsdesign. In seinem Postamt kann man Briefe aufgeben, die dann, mit entsprechendem Sonderstempel versehen, zum Fest bei den Liebsten im Briefkasten liegen. Auf wundersame Weise schafft es der Weihnachtsmann sie alle, egal wann sie eingeworfen wurden, genau an Weihnachten auszutragen. Apropos Briefe. Der Weihnachtsmann bekommt natürlich auch selbst viel Post von Kindern aus der ganzen Welt. Seine Elfen haben mal nachgezählt und herausbekommen, dass mehr als eine halbe Million Briefe Jahr für Jahr auf seinem Schreibtisch landen.

Polarkreis vor dem Haus

Auf dem Weg zum Weihnachtsmann überquert man noch flugs den Polarkreis. Der verläuft nämlich direkt vor seinem Haus. Damit man den großen Schritt Richtung Arktis auch glaubhaft dokumentieren kann, wurde extra eine entsprechende Linie auf den Boden gezeichnet. Nur Spielverderber weisen darauf hin, dass der Polarkreis inzwischen 120 Meter weiter nach Norden gewandert ist. Das liegt daran, dass die Erdachse nicht fest ist, sondern sich Jahr für Jahr minimal verschiebt. Das jedenfalls sagen die Physiker und wollen damit dem Weihnachtsmann die Suppe versalzen. Doch der hat den Draht nach ganz oben. Deswegen steht auch der große Wegweiser, der vom Polarkreis aus die Entfernung zu den wichtigsten Orten der Welt angibt, immer noch und auf ewig vor seiner Haustür.

Auf den Schildern, die zu den Großstädten der Welt verweisen, sind auch Neustrelitz und St. Johann in Tirol verzeichnet – zu der Ehre kommen sie, weil sie Partnerstädte von Rovaniemi sind.

Das Büro des Weihnachtmanns hat das ganze Jahr über geöffnet, die meisten Besucher kommen natürlich vor Weihnachten. In den 1990er Jahren flog an Heiligabend sogar eine Concorde der British Airways von London nach Rovaniemi, um den Kindern reicher Eltern einen Kurzbesuch bei Santa Claus zu ermöglichen.

Wer mag, darf dem Weihnachtsmann seinen Wunschzettel dalassen, sich bei ihm auf den Schoss setzen, sich von ihm erzählen lassen, warum seine Rentiere fliegen können, und wie es sein kann, dass er alle Kinder auf der Welt gleichzeitig beschenkt. Und fotografieren kann man sich auch lassen mit ihm – das aber kostet.

Eigentlich weiß es jeder: Das Weihnachtsmanndorf ist ein Disneyland am Polarkreis. Irgendwie gefällt es dann aber doch jedem, niemand vergisst je seinen Besuch im Büro des Weihnachtsmanns. Ob das am rieselnden Schnee liegt, an den Rentieren, der stimmungsvollen Beleuchtung, dem Lagerfeuer am Dorfplatz oder den viele glänzenden Kinderaugen? Oder doch am Weihnachtsmann, der die ganze Welt verzaubert?

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