Keiner weiß, wie sich Corona und damit die Reisemöglichkeiten entwickeln. Doch Klettersteigfreunde müssen für ihre Lieblingsbeschäftigung nicht unbedingt in andere Länder fahren, sie finden auch in Bayern einige interessante Eisenwege.
Hausbachfall
Der erste Tüv-geprüfte Klettersteig Deutschlands ist gleichzeitig der mit dem kürzesten Zustieg. Rund 15 Minuten benötigt man von der Ortsmitte von Reit im Winkl bis zum Einstieg des Hausbachfall-Klettersteigs. Genug, um auf Betriebstemperatur zu kommen und im Anschluss die kraftraubende Einstiegspassage zu bewältigen. Oberhalb einer drei Meter langen Leiter helfen künstliche Tritte und das Drahtseil über einen kleinen Überhang. Im Anschluss folgt das Drahtseil in einer langen Diagonale den Felsen oberhalb des Hausbaches. Immer dabei: der Tiefblick zum Wasser und hinaus nach Reit im Winkl. Wer nicht ohne Gipfel heimkommen will, kann noch eine halbe Stunde weiter aufs Wetterkreuz wandern und dort den wirklich lohnenden Ausblick genießen.
Zeit: 1 Stunde 45 Minuten, Klettersteig 1 Stunde, Schwierigkeit: C, www.reitimwinkl.de
Höhenglücksteig
Der von der Alpinen Gesellschaft Höhenglück in den Jahren 1932 bis 1937 erbaute Höhenglücksteig in der Oberpfalz besteht aus drei Abschnitten, wobei sich die Schwierigkeiten langsam steigern. Eigentlich. Denn seit dem Jahr 2014 gibt es mit dem „Knackigen Herzog“ eine Einstiegsvariante, die gleich zum Start den Schwierigkeitsgrad E auspackt. Ansonsten bietet der erste Teil des Höhenglücksteigs echtes Klettersteigfeeling mit kurzen Stellen im Schwierigkeitsgrad C/D, luftigen Quergängen und schönen Ausblicken über die Hersbrucker Schweiz. Und mit der Wittmann-Schikane (D/E) eine Schlüsselstelle mit viel glattem Fels und wenigen Tritten. Der zweite Teil des Klettersteigs ist eher kurz und führt zum Abschluss durch einen höhlenartigen Kamin. Das sportliche, wenn auch kurze Finale im dritten Sektor ist selbst für Könner eine echte Herausforderung: Der Schwierigkeitsgrad bewegt sich durchgehend im Bereich D, gefühlt eher E. Auf der kurzen Via Ferrata Bambini neben dem Einstieg in den Höhenglücksteig können Kinder verschiedene Klettersteigelemente kennenlernen, wobei das Drahtseil zur Sicherung natürlich in kindgerechter Höhe angebracht ist.
Zeit: 2,5 Stunden, Klettersteig 1,5 Stunden, ab Parkplatz östlich von Hegendorf, Schwierigkeit: C/D bis E, www.hirschbachtal.de
Tegelbergsteig
Vor dem Spaß steht die Anstrengung. Zumindest wenn man auf die Seilbahn verzichtet und vom Tal weg zum Einstieg aufsteigt. Ziel ist der überaus sportliche Fingersteig, der kühn um den eleganten Felszacken des Fingers herumführt. Der Klettersteig im Schwangau in den Ammergauer Alpen hat es faustdick hinter den Ohren, das zeigt sich bereits auf den ersten Metern. Senkrecht führt das Drahtseil die Wand hinauf, allerdings gibt es hier noch solide Eisenklammern zum Stehen. In einem Bogen geht es durch die Nord- und Westwand des Fingers hinüber in einen Wiesensattel. Wer schon hier am Limit seiner Kräfte war, sollte besser den Notabstieg wählen. Denn der Klettersteig selbst wird immer schwerer, das zeigen gleich die nächsten Meter. Es folgen senkrechte bis leicht überhängende Passagen, wobei man sich seine Tritte im Fels selbst suchen muss. Erst weiter oben gibt es wieder mehr Trittbügel, die überaus fotogen mit Blick über den Forggensee ins König-Ludwig-Land Kalkplatten queren. Endpunkt des Klettersteigs ist der Täfelekopf, von dem man zufrieden auf die Felsspitze des Fingers schaut, die man gerade umrundet hat.
Zeit: 5 bis 6 Stunden, Klettersteig 1,5 Stunden, Schwierigkeitsgrad: D, www.tegelbergbahn.de
Oberlandsteig
Rund um das Altmühltal erheben sich immer wieder interessante Felsriffe, doch keines ist für Kletterer so lohnend wie die Felswände und -türme im Wellheimer Trockental zwischen Aicha und Konstein. Mit dem Oberlandsteig gibt es sogar einen interessanten Klettersteig mit zwei Optionen: Die durchgehend rot markierte Route führt eher leicht durch die Waldhänge und umgeht die schwierigen Passagen, während die blaue Variante die Felsen geradezu sucht. Die Route erfordert allerdings Trittsicherheit, auch weil einige Steine mit Moos überwachsen sind, und abschnittsweise leichte Kletterei – nicht alle Stellen sind mit Drahtseil gesichert. An zwei Felsgruppen kommt echtes Klettersteigfeeling auf: Überaus luftig und ausgesetzt quert der mit Drahtseil und Trittstiften gut gesicherte Steig die senkrechten Felswände.
Zeit: 4,5 Stunden, Schwierigkeit: B/C, www.dav-ingolstadt.de/ oberlandsteig
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