Schlosskapelle

Renommierte Cembalistin beim Schwetzinger Mozartfest

Die berühmte Cembalistin Marieke Spaans zeigt in der Schlosskapelle auf, wie sich die Kompositionstechniken und das Musikverständnis im Laufe der Zeit veränderten.

Von 
Viktoria Linzer
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Ein grandiose Musikerin und eine prima Erklärerin: Marieke Spaans. © Linzer

Schwetzingen. Marieke Spaans gilt als eine der renommiertesten Cembalisten und war zu Gast beim Schwetzinger Mozartfest. In der lichtdurchfluteten Schlosskapelle nahm die Virtuosin aus Amsterdam das Publikum mit auf eine Reise zu den Wurzeln klassischer Musik. Unter dem Titel „Cembalofantasien“ fasste sie Werke verschiedener Epochen zusammen und zeigte auf, wie sich Musikverständnis und Kompositionstechniken im Laufe der Zeit geändert haben.

Entwicklung der "Chromatischen Fantasie" zum mehrstimmigen und komplexen Geflecht

Neben den geschichtlichen Hintergründen, die Spaans in kurze Anekdoten packte, war es interessant, die Einflüsse zu erkennen, die die Komponisten aufeinander nahmen und so weiter entwickelten. Der Anfang war simpel und deutlich als Spaans das Thema der „Chromatischen Fantasie“ SwWV 258 von Jan P. Sweelink präsentierte. Schon bald entwickelte sich das chromatische Thema zum mehrstimmigen und komplexen Geflecht, in dem Spaans den Überblick über die Stimmführung in der Polyphonie aufzeigte. Komponist und Interpretin verbindet nicht nur die Musik, sondern auch Amsterdam als Heimatstadt, deren Geist Spaans trotz zeitlichen Unterschieds von über 400 Jahren in der Komposition erkannte.

Die zweite Fantasie im Programm stammt von Johann Jakob Frohberger, der an einem Thema in Ganztonschritten sein Können zeigte. Mitte des 17. Jahrhunderts galt das Stück als „besonders knifflige kompositorische Herausforderung“ und wirkte sich auf folgende Komponistengenerationen aus. Spaans ging nach ihrer virtuosen Darbietung am Cembalo auf den Unterschied zwischen auf- und absteigenden Schritten ein. So war der Lamentobass mit seiner absteigenden Chromatik in vielen Kompositionen als Klage zu verstehen.

Eines der beeindruckendsten Beispiele dafür ist sicherlich die „Chromatische Fantasie und Fuge“ in d-Moll, BWV 903. Johann Sebastian Bach schrieb dieses Stück 1720. Ein tragisches Jahr für den Komponisten, der vom Tod seiner Frau erst nach einer Reise erfuhr und in diesem Werk möglicherweise seine Trauer verarbeitet. Wie ein Wind fegte der Anfang der Fantasie über die Saiten des Cembalos und riss im Verlauf so manche Dissonanz an, die sich am Ende schließlich doch in positives D-Dur auflöste. In der Fuge war der Meister der Barockepoche voll gegenwärtig. Kunstvoll verstand es Spaans, jede Stimme zu gestalten und am Ende zum erlösenden D-Dur zu führen.

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„Am besten hat mir das d-Moll Stück von Bach gefallen, das in D-Dur aufhört“, sagt Konzertbesucherin Katharina Lack: „Ich fand aber auch sehr spannend, was sein Sohn Carl Philipp Emanuel gemacht hat, der es weitergeführt und stilistisch in eine neue Richtung entwickelt hat.“ Er trat dabei aus dem Schatten des berühmten Vaters hervor und schlug eine Brücke zur Epoche der Klassik.

Auf dem Programm stand die „Fantasie fis-Moll“. In Moll ging es bei Mozart weiter mit der „Fantasie d-Moll“, die zum Ende hin einige tänzerische und fröhliche Takte beinhaltete. Dieser Abschnitt wird aber dem Mozartschüler Franz Xaver Süßmayr zugeschrieben, wie das Publikum aus dem Programmheft entnehmen konnte.

Zu jedem Stück hatte Spaans Hintergrundfakten zusammengefasst. Gründliche Kenntnisse zur Entste-hung und den musikgeschichtlichen Zusammenhängen der Werke zeichnen sie als besondere Interpretin der „Alten Musik“ aus. Dass sie ihr Wissen nicht nur in Klang umsetzt, sondern auch mit dem Publikum teilt, kam bei diesem sehr gut an: „Super spannend! Sie hat sehr viel Mühe aufgewendet, zu erklären. Ich fand wunderschön, dass sie das eingeflochten hat in ihre Performance“, unterstreicht Katharina Lack nach dem Konzert, das mit Joseph Haydns „Fantasie C-Dur“, op. 58 einen krönenden Abschluss fand. Das Publikum forderte eine Zugabe auf, die gerne gewährt wurde.

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