Impro-Theater

Mannheimer Impro-Künstler Jens Wienand vereint Comedy und Therapie

Die Mannheimer Comedy-Szene boomt auch dank Jens Wienand, Stand-up-Star und Leiter des Improtheaters Mannheim. Mit uns hat er über Humor und Therapie gesprochen.

Von 
Tanja Capuana
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Impro-Künstler Jens Wienand. © Jens Wienand

Mannheim. Die Mannheimer Comedy-Szene erfreut sich inzwischen deutschlandweit großer Beliebtheit. Im Bereich Stand-up gilt Jens Wienand als bekannteste Größe. Der 44-Jährige hat sich nicht nur als Komiker etabliert. Als Künstlerischer Leiter des Improtheaters Mannheim in der Neckarstadt-West bringt er Newcomer und bekannte Comedians auf die Bühne. Zudem ist Wienand als Coach und Therapeut tätig. Beim Mannheimer Comedy Cup schult er die Talente in der Mannheimer Schule zusammen mit Roland Junghans.

Jens Wienand erblickte 1980 in Mannheim das Licht der Welt. „Ich sage immer, ich bin in Mannheim geboren, aber auf der falschen Seite, in Ludwigshafen aufgewachsen“, scherzt er. Seit mehr als 15 Jahren wohnt der Künstler wieder in der Quadratestadt. Wienand, der an der Popakademie Mannheim Musikbusiness studiert hat, beschloss nach seinem Abschluss in der Region zu bleiben. „Während viele meiner Kommilitonen nach Berlin, Köln, Hamburg oder München gezogen sind, um bei einem Major Label zu arbeiten, gab es ein paar Leute, die in Mannheim geblieben sind. Und ich war einer von denen.“

Mit 27 Jahren Impro und Comedy für sich entdeckt

Wienand arbeitet zunächst bei BB Promotion im Bereich Online-Marketing. „Dann hat es angefangen, dass ich selbst künstlerisch tätig war“, sagt Wienand. „Ich habe schon auch während dem Studium immer mal wieder Sachen ausprobiert und gemacht und als Redakteur Texte für ein Musikmagazin geschrieben.“ Wienand legt zudem als Student als Diskjockey auf und veranstaltet Partys. Im Alter von 27 Jahren entdeckt Wienand, der den schwarzen Humor von Monty Python, sowie Otto Waalkes und Helge Schneider schätzt, Impro und Comedy für sich.

„Ich hatte schon immer wieder was mit Shows und Entertainment zu tun und das war auch quasi meine große Sozialisierung.“ Die Idee selbst auf die Bühne zu gehen kam zustande, da er sich in Meetings nicht traute, sich zu Wort zu melden oder bei Präsentationen in Stress kam und er dabei unter körperlichen Reaktionen wie Stottern litt. „Ich hab gemerkt, dass mich das beruflich limitiert“, sagt Wienand. Er beschließt daher, etwas dagegen zu tun. Statt einen Rhetorikkurs zu besuchen, meldet er sich bei einem Improtheater-Workshop an. Das hilft ihm – und er entscheidet sich, damit weiterzumachen. Zunächst mit Poetry-Slam und eigenen Veranstaltungen, die er auch moderierte.

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„Das hat sich Schritt für Schritt weiterentwickelt und ich habe mir immer gedacht, dass ich das richtig gut machen möchte.“ Es habe eine Weile gedauert, bis bei ihm eine künstlerische Ambition gewachsen sei. „Ich glaube, die ersten 200 Auftritte habe ich irgendwie gebraucht, bis ich gemerkt habe, dass ich einen inneren künstlerischen Antrieb habe.“ Denn er habe festgestellt, dass er einen Kanal dafür haben wollte, um witzige Begebenheiten, die ihm quasi auf die Füße fallen, mit anderen zu teilen. „Einen dummen Kommentar machen, dazwischen quatschen, Leute nachmachen können, sind ja eher nervige Eigenschaften“, sagt er und lacht. Diese könne man aber bei Impro in etwas Positives verwandeln. „Das alles hat damit irgendwie ein gutes Zuhause gefunden“, sagt der 44-Jährige.

Während der Pandemie beschäftigt er sich außerdem mit dem Thema Achtsamkeit. „Ich habe 2021 eine Ausbildung zum Tantralehrer gemacht und ein Jahr später eine Breathwork-Coach-Ausbildung angehängt“, sagt Wienand, der damit nebenbei zum Therapeuten wurde. Aus diesem Grund sei dieser therapeutische Aspekt in seinem aktuellen Programm „Zu Busy für Burnout“ zu finden, da er gern jedem Menschen einen Workshop anbieten wollte, aber dies zeitlich nicht möglich ist. „Das ist nicht nur Comedy, sondern auch eine Show mit dem Anspruch, dass die Leute ein bisschen entspannter rausgehen, als sie reingekommen sind. Das geht über Lachen, aber auch viele andere Sachen.“

Niederschwellig sollen die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit bekommen, einen Gegenpol zu der Unruhe in ihrem Leben zu finden. Mit der Show wolle Jens Wienand nicht den besten Witz der Welt finden, sondern den Leuten auch einen Mehrwert bieten. Auch Hypnose, etwas, das er im vergangenen Jahr gelernt hat, käme im Programm vor. Für Wienand ist der Lernprozess längst nicht abgeschlossen.

Jens Wienand gibt zudem Workshops, leitet Seminare für Achtsamkeit, etablierte die Kleinkunstveranstaltung „Tu es Day“ im Nelson, die acht Jahre jede Woche lief. Der nächste Schritt kommt mit einem eigenen Improtheater-Club im Jahr 2019. „Ich war immer schon ein Organisationsmensch“, verrät er. Ihn habe immer die Produktion sowie den Hintergrund interessiert und die Möglichkeit, Leute auf die künstlerische Reise mitzunehmen. „Und das merkt man ja jetzt auch im ITM (Improtheater Mannheim), dass ich das halt nicht alleine mache, sondern zusammen mit anderen extrem talentierten Menschen.“

Jens Wienand



  • Jens Wienand wurde am 12. Dezember 1980 in Mannheim geboren .
  • Über 4200 Auftritte und 1000 Workshops hat er inzwischen auf der Uhr.
  • Er wuchs in Ludwigshafen auf und studierte an der Popakademie Musikbusiness. Seine Karriere als Comedian startete er im Alter von 27 Jahren.
  • Seit 2019 ist er Künstlerischer Leiter des Improtheaters Mannheim in der Neckarstadt-West.
  • Mehr Infos unter: www.jenswienand.de, www.improtheater-mannheim.de und www.lovelifenow.de.

Spaß macht es ihm auch, neuen Leute eine Chance zu geben, selbst den Sprung auf die Bühne zu schaffen. Montags und am donnerstags finden Workshops statt, am Wochenende gibt es Shows mit internationalen Gästen aus den USA sowie Newcomern aus den eigenen Reihen. „Das ist etwas Besonderes, den Leuten, die bei uns lernen zu sagen: Du kannst die Bühne auch für dich nutzen und nicht nur quasi lernen, sondern dich auch weiterentwickeln und zeigen, was du gemacht hast.“

Das Programm im Club ist breitgefächert: Mal gibt es einen Krimi, dann Impro-Wettbewerbe, oder eine Show zum Thema Dating oder Horror. „Inspirationen holen wir uns aus dem Publikum“, sagt Wienand. So entstehe unter anderem bei dem Solo Showstarter aus nur einem Wort ein einstündiges Theaterstück. „Improvisieren hat oft damit zu tun: ‚Wie gehe ich mit jetzt mit dem Mangel um?‘“, sagt Wienand.

Und Impro sei kein Trend, auf den man mal einfach so aufspringen kann, sondern eine Kunstform, von denen es nicht viele professionelle Vertreter in Deutschland gibt. Er sei seit 15 Jahren Impro-Künstler und es mache ihm immer noch viel Spaß. An dem Genre fasziniert ihn nicht zuletzt auch die Freiheit, sich auszudrücken. „Das Schöne ist eigentlich herauszufinden, was passiert, wenn ich mich dem Moment hingebe“, sagt Jens Wienand.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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