Abenteuer

Von Mannheim-Neuostheim im Kleinflugzeug einmal um die Welt

Tina und Gunter Haug haben mit ihrer Mooney 252 einmal den Globus umrundet. Warum sie dafür abnehmen mussten und wie sorgfältig ihre Tankstopps geplant waren.

Von 
Katja Geiler
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Das Empfangskomitee des Fliegerclubs EMPOA begrüßt die Heimkehrer Tina und Gunter Haug (3. und 4. v.l.). © Katja Geiler

Mannheim. Tina und Gunter Haug haben in ihrem einmotorigen Privatflugzeug des US-Herstellers Mooney die ganze Welt umrundet – und das in etwas mehr als 80 Tagen. Ihr Heimatflughafen ist Mannheim-Neuostheim, von hier aus startete das Abenteuer Anfang Mai, hier wurden sie von Kollegen ihres Fliegerclubs EMPOA (European Mooney and Pilots Association) bei ihrer Landung freudig empfangen.

Während des Wartens auf die Ankunft der Mooney 252 erzählte David Kromka, von Beruf Lufthansa-Pilot, die Vorgeschichte. „Tina und Gunter haben keine Kinder und sind sehr reiselustig. Sie unternahmen schon viele Touren weltweit, zum Beispiel USA, Südamerika, Australien. Dann planten sie die Weltumrundung. Die Strecke musste ausgearbeitet werden, da sie Russland umfliegen mussten. Außerdem gab es einen Zehn-Stunden-Flug von Nord-Japan auf die Aleuten.“

Die letzte Etappe führte von Nordfrankreich nach Mannheim

Das Ehepaar Haug arbeitete bei SAP, Tina (56) als Produktmanagerin, Gunter (59) als Software-Architekt. Der Eintritt in der Vorruhestand war die Gelegenheit, ein großes Projekt zu planen. Die letzte Etappe war entspannt und relativ kurz: von Le Touquet in Nordfrankreich bis Neuostheim. Kurz nachdem die Info über die kurz bevorstehende Landung gekommen war, stellte sich das Empfangskomitee auf, bestehend aus Kromka, Lufthansa-Stewardess Penelope Skapa und Georg Ditschke, Pilot bei Cargolux.

Tina und Gunter Haug haben ihre Reise auf Google Maps dokumentiert. © Katja Geiler

Von der Mooney sah man zu Beginn nur zwei kleine, leuchtende Punkte, dann nahm sie immer mehr Formen an. Die Maschine landete problemlos auf dem Rollfeld, machte eine Kurve und fuhr unter dem Wasserstrahl der Feuerwehr hindurch, bevor sie die Halle erreichte. Tina und Gunter Haug wirkten trotz der insgesamt langen Reise sehr entspannt. „Das liegt daran, dass die letzte Etappe so kurz war“, meinte Tina. Nach einer Begrüßung fand in der Flugzeughalle ein kleiner Empfang statt.

Für die Weltreise im Kleinflugzeug von Mannheim aus auf Diät

Das Thema Essen spielte schon in der Vorbereitungsphase der Reise eine Rolle. Das Flugzeug war zu schwer für den zehnstündigen Flug von Japan nach Alaska, für den äußerst viel Sprit gebraucht wurde, der wiederum Gewicht mitbrachte. „Das Flugzeug wurde 25 Kilo leichter gemacht, indem wir einen Teil der Innenverkleidung ausgebaut und Instrumente, die wir nicht brauchten, entfern haben“, sagte Tina. „Zusätzlich hat noch jeder von uns vorher sechs Kilo abgenommen. Wir mussten das Gewicht lange halten. Wir flogen von Obihiro auf Hokkaido aus, wo wir getankt haben, zehn Stunden lang nach Adak auf einer westlichen Aleuten-Insel, Alaska.“

Die Mooney Baujahr 1990 ist nach der Weltumrundung gelandet und fährt zur Halle. © Katja Geiler

Tina und Gunter haben sich beim Studium kennengelernt und sind schon seit 35 Jahren ein Paar. Schon früh suchten sie sich als gemeinsames Hobby das Fliegen aus, da man es auch „im höheren Alter noch machen kann“, meinte Tina. Die Begeisterung fürs Fliegen war sofort da, am Anfang flogen die beiden innerhalb von Europa, dann weltweit. „Die Mooney haben wir 2012 gekauft, sie ist Baujahr 1990. Mooneys sind schnell und effizient, aber nicht besonders komfortabel.“

Wir haben uns vorher gesagt: Wir müssen die Weltumrundung jetzt machen, da unser Flugzeug eine Sorte Benzin braucht, die es bald nicht mehr gibt. S
Gunter Haug

Das Komplizierte an einer so langen Reise sei, in manchen asiatischen Ländern eine Landeerlaubnis zu bekommen. Man bekommt die Genehmigung für ein gewisses Zeitfenster, und wenn sich zeitlich etwas verzögert, muss man sich eine neue Erlaubnis besorgen. „Gunter hat soeben gemeint, er freut sich, nach drei Monaten eine echte Brezel zu essen“, so David Kromka, und als Gunter die Brezel verspeist hatte, erzählte auch er von der Reise: „Wir haben uns vorher gesagt: Wir müssen die Weltumrundung jetzt machen, da unser Flugzeug eine Sorte Benzin braucht, die es bald nicht mehr gibt. Sie nennt sich Avgas, und es gibt sie nur noch dort, wo Ausbildungen stattfinden. Bis Japan war die Routenauswahl von Avgas diktiert.“

Reise um die Welt mit KLeinflugzeug war auch ein bisschen Urlaub

Die Ausweichroute, um den russischen Flugraum zu meiden, führte über Singapur bis hoch nach Alaska. „Wir mussten die Reise schon zweimal verschieben. Erst kam die Pandemie, dann Putin. Wir hatten den Traum schon aufgegeben, da wir dachten, nur mit einem Stopp in Russland würde es klappen. Doch dann fanden wir heraus, dass auf den Aleuten unser Sprit erhältlich ist. Es gibt dort keine zivile Luftfahrt. Obwohl es zu Alaska gehört, war es dort nicht sehr kalt. Die Insel liegt auf der Höhe von Kassel.“

Das Ehepaar Haug hat die Reise auf Google Maps dokumentiert, um die Route festzuhalten. Von Neuostheim ging es hinunter bis Ägypten, dann über die Golfstaaten bis Myanmar und Südostasien. Von Japan und Alaska führte die Route bis nach Kanada, dort und in den USA gab es mehrere Stopps. Auch auf Grönland, Island und den Färöer-Inseln sind Stopps auf Google Maps verzeichnet.

„Wir sind fast nur auf der Nordhalbkugel geflogen, doch um wenigstens einen Stopp auf der Südhalbkugel zu machen, landeten wir auf Borneo“, sagte Gunter. Manche Teilstrecken waren nur kurz, denn die Reise war natürlich auch ein Urlaub mit mehrtägigen Aufenthalten. Auf die Frage, wo das Essen am besten war, meinte Gunter: „In Japan. Wir waren 14 Tage dort und haben jeden Abend gut gesessen.“ Und das, ohne zuzunehmen.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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