Sahra Wagenknecht und Juli Zeh haben sich unterhalten. Ich habe das gelesen (ich schreibe ja nicht nur, ich lese auch). Sahra Wagenknecht und Juli Zeh sind verdächtige Namen. Der Einen ist die Linke nicht links genug. Der Anderen ist die SPD nicht links genug. Linker geht immer. Wobei ich die Sache so sehe: Wenn ich immer streng nach links gehe, komme ich irgendwann rechts raus. Vielleicht sagen ihnen deshalb manche eine Nähe zur AfD nach. Ich persönlich sehe weder Zeh noch Wagenknecht irgendwo rechts. Das halte ich für Humbug.
Natürlich geht es in dem Austausch, den ich in einem exzellenten Magazin gelesen habe, auch um die AfD. Zeh, deren Romane „Unter Leuten“ und „Über Menschen“ ich sehr mag, sagt: „Es gibt eine wachsende Gruppe im Land, die das Gefühl hat, dass sie von der Politik nicht mehr adressiert wird.“ Und Wagenknecht beklagt „mindestens 30 Jahre Neoliberalismus“, der viel zu viel privatisiert hat: „Das Schlimme ist, dass daran auch linke Parteien beteiligt waren – die Sozialdemokraten, aber auch Die Linke.“ Stimmt alles. Gerhard Schröder und Peter Hartz bekommen hierzu eine Grabinschrift.
Wagenknecht macht die linken Parteien für den Erfolg der AfD verantwortlich – also sie selbst und Zeh. Die sind ja in den linken Parteien drin. Sie beklagt auch, dass heute fast alle Bundestagsabgeordneten Akademiker sind. Die promovierten Damen fassen sich an die eigene Nase. Finde ich gut.
Ich habe Bela das Bild zum Interview gezeigt. Luxus-Bela mit seinem Luxus-Porsche und seinen Luxus-Klamotten ist gewissermaßen der Klassenfeind von Wagenknecht und Zeh. Bela sah und sprach: „So stelle ich mir Rosa Luxemburg und Gudrun Ensslin vor, wenn sie von Scotty von der Enterprise ins 21. Jahrhundert gebeamt wurden.“ Er spielt auf Wagenknechts langen Samt- und Zehs knielangen Ledermantel an. Bela ist manchmal witzig. Was meinen Sie, was der wählt?
Ach ja: Im Gespräch geht’s auch darum: Darf ich sagen, was ich denke, wenn das Gleiche auch schon mal ein Volltrottel von der AfD (oder eben sonst ein Volltrottel) gesagt hat, mit dem ich nichts zu tun haben will? Leute, nehmt eure Intelligenz zusammen und ruft: Ja! Ich streite doch auch nicht ab, dass die Erde rund ist, nur weil ein AfDler das schon mal wo gelesen haben will (ja, manche von denen können lesen).
Und wenn die sagen: Ihr arroganten Akademiker redet über Diskriminierung von Minoritäten, aber ihr kümmert euch einen Dreck drum, wie es den Leuten in armen Verhältnissen geht, dann haben sie recht, denn das ist die schlimmste Art der Diskriminierung. Die selbst verordnete Identitätspolitik hat dazu geführt, dass wir täglich Probleme von Minderheiten durchdeklinieren. Aber geht der „Woke-Man“ auch auf die Straße, um für Chancengleichheit der Kinder aus bildungsfernen Familien zu kämpfen, egal welcher Hautfarbe, Religion, Ethnie, Nationalität, Sexualität? Hm …
Und ist das nun linkes Gedankengut? Ich hoffe, es kommt als Empathie und gesunder Menschenverstand rüber. Menschen wie Wagenknecht und Zeh sollten nicht diskriminiert werden.
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