Der Teufel, sagt ein Sprichwort, mache immer auf den größten Haufen. Wo viel ist, kommt noch mehr dazu. Wer längst reich genug ist, wird trotzdem reicher, was bekanntlich aktuell besonders Superreiche bestätigen. Im Kunstsektor ziehen entsprechend nur ganz wenige die meiste Aufmerksamkeit auf sich: Van Gogh oder Gerhard Richter übertreffen ihre Zeitgenossen bei weitem. Und obwohl es an einigen Orten Werke von, sagen wir Rembrandt, Frans Hals, Velázquez oder El Gréco zu bewundern gibt, richtet sich derzeit das allermeiste Interesse des Publikums auf deren Zeitgenossen Johannes (oder Jan) Vermeer. Das Rijksmuseum in Amsterdam widmet ihm eine Ausstellung, welche die bislang größte des spät als herausragend erkannten Künstlers ist. Und folglich lässt man andere Kunstorte mehr oder weniger links liegen. Wie berichtet, sind trotz verlängerter Öffnungszeiten schon alle Karten für die bis zum 4. Juni geöffnete Schau verkauft.
Für Kunstfreunde, die nun enttäuscht sind, haben wir einen Tipp: Warten Sie, bis der Rummel und die Schau vorüber sind und fahren Sie ins beschauliche Mauritshuis nach Den Haag. Zwei der bekanntesten Vermeer-Gemälde, „Ansicht von Delft“ und „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“, sind dort in Ruhe zu betrachten. Und das Kunsthistorische Museum in Wien vermittelt einem nebenbei, dass es noch viele bedeutende Spitzenwerke anderer Künstler besitzt, die es zu würdigen gilt, neben Vermeers „Die Malkunst“. Wer in unserer Nähe bleiben möchte, nehme im Frankfurter Städel Vermeers „Geograf“ in Augenschein – und werfe nebenbei etwa noch einen Blick auf Jan van Eycks sagenhafte „Lucca-Madonna“. Oder wie wär’s mal wieder mit altdeutschen Großmeistern? Jenseits der Zentren wartet Grünewalds „Stuppacher Madonna“ bei Bad Mergentheim. Holbein d. J. hat eine Heimat auch in der Johanniterkirche in Schwäbisch Hall.
Bleibe im Lande und nähre dich redlich – mit Kunst. Billiger als ein Trip nach Amsterdam ist das zudem auch.
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