Das bewegt nicht nur ein paar eingefleischte Narren: Der Fasnachtszug lockte meist 200 000, manchmal gar 300 000 Zuschauer an. Er wurde live vom SWR-Fernsehen ausgestrahlt. Solch ein Großereignis sagt man nicht leichtfertig ab.
Das haben auch weder die Karnevalkommission noch die Stadt. Gerade weil nach zwei Jahren Pandemie sich viele Akteure wieder sehr auf den Umzug gefreut haben, gab es ein langes, zähes Ringen hinter den Kulissen. Keiner hat sich die Entscheidung leicht gemacht. Doch letztlich war sie unausweichlich – leider.
Im Gegensatz zu Ludwigshafen, wo eine städtische Tochtergesellschaft den dortigen Fasnachtszug organisiert, lasteten die ganze Arbeit und die Verantwortung in Mannheim seit Jahrzehnten auf ganz wenigen Schultern von Privatleuten. Es war absehbar, dass das irgendwann nicht mehr funktioniert – zumal der (Sicherheits-)Aufwand immer größer, ja gigantischer wurde.
Telefonate und Termine mit den Organisatoren setzen die Behörden ganz selbstverständlich tagsüber an. Das macht in Zeiten zunehmender Arbeitsverdichtung in Firmen nicht mehr jeder Arbeitgeber mit. Und als die Stadt jetzt prüfte, ob sie den Zug kurzfristig selbst organisieren kann, merkte sie schnell, dass das selbst mit hauptamtlichem Personal bis Februar nicht mehr zu packen ist – trotz vieler Eventmanager und Sonderbeauftragter im Rathaus. Langfristig ist völlig richtig, dass eine städtische Gesellschaft die Aufgabe übernimmt.
Die Absage sollte aber auch generell zum Nachdenken anregen – denn nicht nur beim Fasnachtszug steigen die Auflagen und gerät das Ehrenamt an Grenzen.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Absage des Fasnachtszuges Mannheim-Ludwigshafen ist leider verständlich
Solch ein Großereignis sagt man nicht leichtfertig ab. Doch letztlich war die Absage des Fasnachtszuges unausweichlich – leider, kommentiert Peter W. Ragge