Es sind dramatische Informationen, die vom Klimawandeldienst Copernicus und verschiedenen Klimaexperten kommen. 2023 wird wohl das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen. Das 1,5-Grad-Ziel aus dem Klimavertrag von Paris hat die Menschheit höchstwahrscheinlich schon gerissen. Eine Erwärmung um zwei Grad scheint ebenfalls kaum mehr zu erreichen. Wir steuern direkt auf plus drei Grad zu – heißt es unter anderem vom Max-Planck-Institut für Meteorologie.
Und wir? Reagieren nur bedingt. Stecken den Kopf in den Sand. Die meisten von uns machen weiter wie bisher, fliegen nach Mallorca, fahren mit dem Auto zum Supermarkt, haben Angst angesichts von Änderungen im Lebensstil und Kosten, die auf uns zukommen. Und die – für viele – tatsächlich kaum stemmbar sind.
Vielleicht liegt das in der Natur des Menschen. Dass apokalyptische Warnungen – vor unmenschlicher Hitze, Naturkatastrophen, Millionen Flüchtlingen, die aus ihrer kaum mehr bewohnbaren Heimat fliehen – uns überfordern, uns erstarren statt handeln lassen.
Klar ist: So wie es jetzt läuft, darf es nicht weitergehen. Es wäre unmenschlich, ja ein Frevel, unseren Kindern und Enkeln eine derart aus dem Gleichgewicht geratene Erde zu hinterlassen. Klar ist aber auch: Mit Verbotspolitik allein kommen wir nicht weiter.
Was es hingegen braucht ist eine Vision. Politik und gesellschaftliche Akteure müssen einen Weg aufzeigen, der eben nicht in die Apokalypse führt, sondern in eine positive Zukunft: naturnah, lebenswert, emissionsarm. Einen Weg, den wir alle mitgestalten können, der Kräfte freisetzt – im Kleinen wie im Großen. Klingt utopisch? Vielleicht. Und doch unabdingbar, um endlich aktiv zu werden.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Aus der Klimakrise
Madeleine Bierlein ist der Meinung, dass Politik und Gesellschaft endlich eine glaubhafte Vision entwickeln müssen