Glücklicherweise unterscheidet sich die aktuelle Situation deutlich von der vor drei Jahren. Damals fielen russische Truppen in die Ukraine ein – und viele Leute befürchteten, die hiesigen Heizungen könnten im Winter kalt bleiben.
Nun ereignet sich ein weiterer Schritt der Abkoppelung von Energielieferungen aus Russland, weil die Ukraine die Durchleitung von Erdgas gestoppt hat. Doch kaum jemand regt sich noch darüber auf. Das liegt auch an der Existenz der immer wieder umstrittenen deutschen Flüssiggas-Terminals, die helfen, die Versorgung sicherzustellen.
In erster Linie vom Durchleitungsstopp betroffen sind Österreich und die Slowakei. Die beiden Länder haben jedoch rechtzeitig vorgesorgt, indem sie ihre Speicher füllten und neue Lieferanten beauftragten. Auch durch deutsche Pipelines kann nun Gas strömen, das in den beiden Ländern russischen Brennstoff ersetzt.
Dafür allerdings muss die Gasversorgung in Deutschland funktionieren – was sie tut. Die drei Flüssiggas-Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Mukran auf Rügen spielen dabei eine Rolle. Über sie werden ähnlich Mengen Liquified Natural Gas (LNG) importiert wie beispielsweise aus Belgien. So war die Entscheidung der Bundesregierung richtig, diese zusätzliche Infrastruktur aufzubauen und zum Teil staatlich zu finanzieren.
Ob sie jedoch im kompletten, heute geplanten Umfang nötig ist, erscheint nicht ausgemacht. Zwei zusätzliche LNG-Import-Installationen in Brunsbüttel und Stade sind in Vorbereitung. Die Bedenken dagegen betreffen die hohen Kosten zulasten des Staates, aber auch befürchtete ökologische Schäden in der Umgebung. Dass LNG nicht selten mit umweltgefährdenden Methoden etwa in den USA gewonnen wird, ist bekannt. Seine Nutzung sollte man deshalb auf das unbedingt nötige Maß beschränken. Ein gewisser Sicherheitspuffer kann übergangsweise freilich helfen, die Versorgung zu gewährleisten und einen starken Anstieg der Preise zu verhindern.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Besser genug als zu viel
Hannes Koch zur Gasversorgung in Deutschland