Hockenheim. Das Thema bezahlbarer Wohnraum steht offensichtlich unter keinem guten Stern in Hockenheim. Jahrelang hatte sich nichts Sichtbares getan, seitdem aufwendig und langwierig Standortdiskussionen geführt worden waren. Im Zusammenhang mit der Diskussion um Unterbringung Geflüchteter waren 2017 im „Bürgerdialog“ die unterschiedlichsten potenziellen Bauplätze teils emotional analysiert, diskutiert und verworfen worden, bis im Dezember nur das Grundstück an der Ecke Hubäckerring/Max-Planck-Straße übrigblieb.
Der Bedarf an zusätzlichen bezahlbaren Wohnungen war zu keinem Zeitpunkt unter den Fraktionen des Gemeinderats umstritten, alle betonten, dass hier großer Mangel herrscht. Doch der Verweis auf leere Kassen folgte auf dem Fuß. Der Druck zu einer Entscheidung sank, weil es weniger Unterbringung geben musste angesichts rückläufiger Zahl von Geflüchteten.
Es kamen Wahlen, es kam Corona, es kam der Ukrainekrieg – und dann kam doch noch der Silberstreif am Horizont, an den viele wohl schon nicht mehr geglaubt hatten. 2023 trat der Hoffnungsträger Quartiersmanufaktur auf den Plan – mit Aussichten, von denen die Stadtväter nicht zu träumen gewagt hatten: Die präsentierten Konditionen übertrafen die Hockenheimer Vorgaben bei Weitem. 28 bezahlbare Wohnungen, 33 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete, Belegungsrechte der Stadt – das hätte die gerechte Belohnung für die strapazierte Geduld der Hockenheimer werden können.
Und nun die Absage kurz vorm Ziel. Mit einer Begründung, die nicht restlos überzeugt. Sicher, die Baukosten sind drastisch angestiegen, viele Vorhaben liegen auch in Hockenheim auf Eis. Doch es stand von Anfang an fest, dass der Investor auf öffentliche Fördermittel angewiesen sein würde, um die es große Konkurrenz gibt. Wurden die Planungen mit der nötigen Dynamik und Entschlossenheit vorangetrieben, um rechtzeitig Anträge zu stellen? Wurden sie ausreichend städtischerseits unterstützt? Zweifel bleiben. Und die Geduld wird weiter strapaziert.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Das Warten geht weiter
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