Fußball DFB-Frauen bei WM: Mehr deutscher Realitätssinn bitte

Die Niederlage gegen Kolumbien war ein Dämpfer für die gerade erst erwachte deutsch WM-Euphorie. Doch sie kommt nicht unerwartet, findet Frank Hellmann, der besorgniserregende Parallelen zum Männerteam sieht

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Frank Hellmann
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Mannheim. Es spricht für die Führungsqualitäten von Martina Voss-Tecklenburg und Britta Carlson, dass die beiden DFB-Trainerinnen die Schuld für die Niederlage gegen Kolumbien nicht nur bei ihren Spielerinnen gesucht haben. Stattdessen redeten sie Klartext, dass sie am Ende keinen entscheidenden Einfluss nahmen, um ein Remis zu retten. Ihr Team wollte zu viel - und wird nun hinterfragt. Sind die deutschen Frauen vielleicht doch weiter von der Weltspitze weg als gedacht?

In der FIFA-Weltrangliste mag die DFB-Auswahl zwar auf Platz zwei stehen, aber wie ein kommender Weltmeister wirkt das Team schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Es ist ans andere Ende der Welt geflogen, um einen Kontrapunkt zu dem Debakel der Männer bei der WM in Katar zu setzen. Nun legen sich einige Mängel wie ein Abziehbild geschlechterübergreifend übereinander. Es gibt nicht wenige, die genau das befürchtet haben, denn in der Ausbildung bei den Mädchen wiederholen sich einige der Fehler, die auch bei den Jungs gemacht worden sind.

Spielerische Leichtigkeit bei Japan und Spanien

Einen Mutmacher gibt es aus deutscher Sicht aber: Mit spielerischen Lösungen tun sich auch andere Topnationen schwer. Weder Weltmeister USA noch Europameister England sind bislang durch überbordende Kreativität aufgefallen. Deren Herangehensweise beruht auf Power, Physis und Professionalität.

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Den Kontrapunkt setzen Teams wie Spanien und Japan, die sich frühzeitig mit spielerischer Leichtigkeit das Weiterkommen gesichert hatten. Ihre Philosophie fußt auf wendigen, oft wieselflinken Spielerinnen, die dank ihrer beeindruckenden Handlungsschnelligkeit auch dichte Defensivkonstrukte aushebeln können.

Im deutschen Team fehlen ganz einfach Unterschiedsspielerinnen, die instinktiv richtige Entscheidungen treffen. Das Dumme ist, dass mit der so laut herausposaunten Mission des dritten Sterns die Erwartungshaltung ausgesprochen hoch ist. Es wird vermutlich in der Kommunikation unmöglich, noch während der WM eine realistischere Anpassung vorzunehmen.