Schwetzingen. Übrigens ...
... haben Sie vielleicht schon Erfahrung damit, für mich war es eine Premiere. Ich benötigte eine Online Identitäts-Prüfung und wurde dafür an einen „Web-ID“ Dienstleister verwiesen. In der digitalen Welt sind wir stets ein bisschen mehr als nur wir selbst, mal mehr und mal weniger echt. Stellt sich also die Frage, was ist eigentlich „echt“? Ist es der Gesprächspartner am anderen Ende, oder ist auch der nur ein Algorithmus, der uns vorgaukelt, wir würden mit einem echten Menschen sprechen? Die Online-Dienste nutzen unterschiedliche Systeme.
Erst TAN-Eingabe und Kameracheck bestätigen die Identität im Netz
Bei mir war es das Video-Ident-Verfahren. Dafür erhielt ich zur Eintragung meiner Daten einen Link zum Web-Dienstleister. Nach Prüfung meiner Angaben bekam ich eine Mail mit der Vorgangsnummer und einen neuen Link zur automatischen Einwahl. Nach der Verbindung schaltet die installierte App die Kamera für den Dialog ein. Der Video-Agent, in meinem Fall eine Agentin, taucht auf dem Bildschirm auf und führt im Gespräch durch die einzelnen Schritte. Nachdem nochmals Name, Geburtsdatum und der Grund für die Prüfung abgefragt ist, muss man auf Kamera tippen, um Vor -und Rückseite des Ausweisdokuments zu fotografieren und „Fahndungsfotos“ mit Front und links-rechts-Seitenansicht anzufertigen.
Danach schaltet man wieder auf die Dialogkamera um und setzt das Gespräch fort. Weil der Ausweis nur beweist, dass man eine Person mit bestimmten Daten ist, soll durch die Interaktion mit dem Gesprächsagenten die Sicherheit verstärkt werden: Die Person am Tablet oder Smartphone ist wirklich diejenige, die sie vorgibt zu sein. Die berühmte Frage „wer bin ich – und wenn ja wie viele?“ hat in der digitalen Identität also eine ganz neue Bedeutung.
Im Netz kann man beruflich, anonym oder verifiziert sein - wir bestehen aus einem Puzzle aus Daten, Bildern und Verhaltensmustern. Davon ist jedes Teil ein Stück echt, manches konstruiert und gelegentlich auch nur geträumt. Unsere „Echtheit“ geht somit weit über einen schlichten Ausweis hinaus, mit Vertrauen und Authentizität. Meine Echtheit im speziellen Fall wurde übrigens durch die Eingabe einer, während des Gesprächs zugesandten TAN, endgültig bestätigt.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Übrigens „Echte“ Identität: Mehr als nur ein Ausweis
Die digitale Identitätsprüfung per Video-Chat ist längst Alltag. Doch was bedeutet „echt“ im Netz, wenn Algorithmen Gespräche begleiten und Ausweise allein nicht mehr genügen? Ein Erfahrungsbericht über Technik und Vertrauen.