Die Ecomobil-Gala ist am vergangenen Wochenende zehn Jahre alt geworden. Getragen wurde sie damals von dem Gedanken, die Mobilitätswende voranzubringen. Das E-Auto war eine Randerscheinung und die Vorbehalte vor allem um die Reichweite waren groß. Und es wäre nicht fair zu behaupten, dass sich in diesem Jahrzehnt nichts getan habe. Der Bestand an E-Autos hat sich von damals 13.000 auf aktuell 1,65 Millionen vervielfacht. Wer es genau mag, um den Multiplikationsfaktor 127. Doch es gilt die Redensart, als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet.
Von einer wirklichen Mobilitätswende kann kaum gesprochen werden. Im Gegenteil. Derzeit sind in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt 49,3 Millionen Pkws zugelassen. Vor zehn Jahren waren es noch 44,4 Millionen. Ein Plus von fast fünf Millionen und das obwohl die Bevölkerung in diesem Zeitraum von 82,2 Millionen auf 83,6 Millionen um lediglich 1,4 Millionen gestiegen ist. Die 1,65 Millionen E-Autos machen da einen Anteil von mickrigen 3,3 Prozent aus. Hinzu kommen noch zwei Prozent Plug-in-Hybride. Weiter verdüstert wird die Bilanz durch besonders große und schwere Autos, den sogenannten SUV. Laut der Internationalen Energie-Agentur (IEA) machen sie mittlerweile die Hälfte aller weltweit verkauften Neuwagen aus. Auch in Europa sind mehr als die Hälfte aller Neuwagen SUV. Das Problem: Sie schlucken mehr Kraftstoff und sie steigern den Ressourcenverbrauch massiv. Und dies gilt auch für die E-SUV, denn ihre Rohstoffbilanz ist verheerend.
Ein Elektrowagen braucht rund sechs Mal so viel mineralische Rohstoffe als ein Verbrenner. Und mit dem immer stärker wachsenden Bergbau weltweit geht eine wahrlich umfassende Umweltzerstörung einher. Wäre die globale SUV-Flotte ein Land, so die IEA, wäre es derzeit das Land mit den fünfthöchsten Kohlenstoffdioxid-Emissionen. Pro Tag verbrennt die Welt übrigens fast 16 Milliarden Liter Öl. Weit mehr als die Hälfte davon für die Mobilität.
Und zum Schluss noch ein Gedanke. Eigentlich verstand man unter Mobilitätswende damals mehr als nur eine Antriebswende. Es ging um die kluge Vernetzung von allen Mobilitätsträgern, von zu Fuß, Fahrrad, dem öffentlichen Nah- und Fernverkehr bis zum Sharing-System. Angesichts der ständig wachsenden Zahl von privat zugelassenen Pkws ist davon nicht viel übrig geblieben.
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