Festival Glücksgefühle Festival 2025: Achtsame Jugend

Noah Eschwey freut sich auf Ski Aggu beim Glücksgefühle Festival 2025 in Hockenheim, weil er eine neue Generation vertritt.

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Noah Eschwey
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Die Jugendlichen von heute sind anders als noch vor ein paar Jahren. Und ja, ich kenne das Zitat von Sokrates, der schon zu seinen Lebzeiten behauptete, die Jugend werde immer schlimmer – ich glaube jedoch das Gegenteil. Meiner Empfindung nach vertreten Rapper wie Ski Aggu eine Generation, die medial zu Unrecht in der Kritik steht.

Sie seien faul, hätten falsche Vorstellungen von Arbeit und Ertrag, würden nur noch in der virtuellen Welt leben: Das und vieles mehr sagen Erwachsene gerne über die zweite Hälfte der Generation Z, wenn nicht sogar über die ganze. Das ist falsch, wenn Sie mich fragen. Wir erleben gerade, wie Jugendliche erwachsen werden, die ein viel tieferes Verständnis von Achtsamkeit, psychischer Gesundheit und Lebensführung haben als je eine Gruppe zuvor.

Die Jugendlichen von heute haben die ganze Welt in der Hosentasche – sie sehen jeden Tag Kriege auf der anderen Seite der Erdkugel, die Probleme in Afrika oder politische Debatten aus den Vereinigten Staaten.
Noah Eschwey

Eines möchte ich vorwegnehmen: Auch ich persönlich sehe die Entwicklung, dass Kinder immer früher auf Bildschirme starren, kritisch. Obwohl ich da differenzieren möchte – sicher hat es andere Auswirkungen auf Heranwachsende, wenn sie zwei Stunden am Tag YouTube-Dokus schauen, als wenn sie die gleiche Zeit mit Kurzvideos auf Instagram oder TikTok verbringen. Die Auswirkungen des gestörten Dopaminhaushalts in so jungen Jahren lassen sich nicht abschätzen.

Für die Generation Z ist der Drops aber gelutscht, die Zeit lässt sich nicht mehr zurückdrehen, und die meisten der Jugendlichen sind mit den sozialen Medien und ihren Suchtfallen aufgewachsen. Die Nachteile kennen wir alle. Nun können wir vielleicht mal auf die Vorteile blicken.

Dass ein Künstler wie Ski Aggu, der sich in keine Schublade stecken lässt, diese Generation zumindest in meiner Wahrnehmung vertritt wie kein anderer, ist nämlich kein Zufall. Die Jugendlichen von heute haben die ganze Welt in der Hosentasche – sie sehen jeden Tag Kriege auf der anderen Seite der Erdkugel, die Probleme in Afrika oder politische Debatten aus den Vereinigten Staaten. Sie können sich zwar unter Umständen weniger merken, sich schlechter orientieren oder rechnen, dafür können sie auf eine völlig andere Lebenserfahrung zurückgreifen als je eine Generation vor ihnen.

In den sozialen Medien geht es um den Sinn des Lebens, um psychische Gesundheit und um Work-Life-Balance. Es äußern sich Ärzte, Betroffene, Psychologen sowie Politiker, und all diese Aussagen schallen bei den Jugendlichen aus dem Handylautsprecher. Wenn diese jungen Erwachsenen den Fokus darauf setzen, dass sie arbeiten möchten, um zu leben, dann vermutlich, weil sie Menschen gesehen haben, ob digital oder analog, die gelebt haben, um zu arbeiten. Gerade wenn uns ein solcher Anspruch von Jugendlichen persönlich auf die Palme bringt, wäre es vielleicht mal ganz sinnvoll, darüber nachzudenken, ob das eher daran liegt, dass wir einen Fehler aus Unwissenheit gemacht haben, den die Jugendlichen dank des höheren Wissensstands nicht mehr machen müssen.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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