Kommentar IHK-"Stromstudie": Gedanke gut, Studie - geht so...

Vom Prinzip her haben die Industrie- und Handelskammern (IHK) der Metropolregion Rhein-Neckar natürlich recht. Ihre "Stromstudie" ist aber dennoch überflüssig, findet Martin Geiger

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Martin Geiger
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mannheim. Man kann die Herren von den Industrie- und Handelskammern der Metropolregion schon verstehen: Der Strompreis, der für so viele ihrer Mitglieder immens wichtig ist, war hierzulande bereits vor dem Krieg in der Ukraine sehr hoch. Die Klimaschutzziele wurden zuletzt immer ambitionierter, mit der Folge, dass einigen Unternehmen eine Überforderung droht. Und der russische Angriff hat, wie wir alle zu spüren bekommen, die Energie-Krise nochmals erheblich verschärft. Darum ist es so richtig wie nachvollziehbar, dass die Wirtschaftsvertreter vor den Folgen warnen und zum Handeln auffordern. Ihre „Stromstudie“ hätte es jedoch, mit Verlaub, dazu nicht gebraucht.

Denn zum einen ist es selbst für die besten Fachleute extrem ambitioniert, vorherzusagen, wie sich der Strombedarf in den nächsten 23 Jahren entwickeln wird. Wer weiß schon, welche technischen Fortschritte und staatliche Eingriffe bis 2045 zu erwarten sind? Realistisch gesehen: keine. Zum anderen macht eine regionale Betrachtung des Markts wenig Sinn. Denn Strom wird nicht nur quer durch die Republik geliefert, sondern auch über europäische Grenzen hinweg – worüber zuletzt etwa die Franzosen sehr froh waren.

Berechtigt bleiben die Forderungen der IHKs trotzdem. Ihr Hauptansprechpartner sitzt jedoch nicht in der Rhein-Neckar-Region – sondern im Wirtschaftsministerium in Berlin. Und dort hat man den Ernst der Lage durchaus verstanden. Das zeigt nicht nur die Abschaffung der EEG-Umlage, sondern auch der am Montag vorgestellte Gaspreisdeckel, bei dem alleine 60 Milliarden Euro für Industriehilfen eingeplant sind. Doch auch unabhängig davon kann man dem aktuellen Amtsinhaber – im Gegensatz zu seinem Vorgänger – nicht vorwerfen, die Energiewende nicht beherzt anzugehen.

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Eine Botschaft der IHKs muss jedoch auch in der Region ankommen, sowohl bei Bürgern wie bei Politikern: Wer die Energiewende will, darf Windräder und Solaranlagen im eigenen Umfeld nicht verteufeln.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".