Kommentar KI-Hype? Der Mensch hat das letzte Wort

Sich der neuen Technologie nicht verweigern, sondern die Programmierung von Künstlicher Intelligenz unter ethische Grundsätze stellen und im Auge behalten - das isz die Meinung unserer Kommentatorin Stefanie Ball zur Sprachsoftware ChatGPT

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Kommentar von
Stefanie Ball
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Die Sprachsoftware ChatGPT sorgt gerade für einen regelrechten Hype. Verständlich, die Texte, die die Anwendung mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) verfasst, sind überzeugend, die Dialoge, die man mit dem Chatbot führen kann, erstaunlich menschlich. Aber versteht er, was er da sagt? Nein! Die KI berechnet nur die statistische Wahrscheinlichkeit für das nächste Wort in einem Satz. „Der Vampir hat weiße…“, ja was wohl: Zähne.

Das hat die KI gelernt, anhand von Milliarden von Wörtern aus Büchern, Onlineforen, Gesprächen. Doch nicht immer klappt das mit den Wahrscheinlichkeiten, oder die Daten, mit denen der Bot gelernt hat, sind fehlerhaft, und so produziert die KI auch jede Menge Unsinn.

Technik mit Schwächen belastet

Damit beginnen die eigentlichen Probleme: Das Wissen der Menschen um die Beschränktheit von KI ist oft mangelhaft. Experten gehen davon aus, dass es noch mehr als 200 Jahre dauern wird, ehe wir von einer echten Künstlichen Intelligenz sprechen können. So ist die Technik mit Schwächen belastet, und um die muss jeder wissen, der sie nutzt.

Datensätze, auf deren Basis uns Künstliche Intelligenzen Antworten liefern, gar Ratschläge geben, denen wir dann folgen, weisen teils schwerwiegende Mängel auf. Das können Fehler sein, das können aber auch rassistische, sexistische, autoritäre Label sein. Vor ein paar Jahren musste Microsoft seinen Chatbot Tay aus dem Verkehr ziehen. Der lernte auf Twitter das, was die Nutzer ihm beibrachten – und einige hatten sich zum Ziel gesetzt, ihn in einen pöbelnden Hassbot zu verwandeln.

Auch ChatGPT ist anfällig für Einflussnahme, selbst wenn uns das in dem Fall gefallen mag: So gibt die KI vor, kein positives Gedicht über Ex-Präsident Donald Trump verfassen zu können, eines über Barack Obama tippt der Bot im Handumdrehen: „Er führte uns durch schwere Zeiten, mit Weisheit und klugem Sinn“ und so weiter. Was, wenn antidemokratische Programmierer am Hebel sitzen? Der Großteil der KI-Modelle wird momentan in den USA entwickelt – und China, einer Diktatur.

„Am Ende muss der Mensch im Mittelpunkt stehen“, hat der Philosoph und Theologe Peter Dabrock einmal über die Beziehung Mensch-Maschine gesagt. Roboter oder KI-Maschinen dürfen den Menschen nicht beherrschen. Die Voraussetzungen dafür müssen wir schaffen. Indem wir nachvollziehen, wie die Software programmiert wurde. Indem wir diesem Prozess ethische Grundsätze auferlegen. Indem wir uns der neuen Technologie nicht verweigern.

Freie Autorin