Mannheim. Kann eine Entscheidung gleichzeitig überfällig und überraschend sein? Ja, wie im Fall der Trennung des SV Waldhof von Geschäftsführer Markus Kompp. Überfällig, weil die Defizite, Fehltritte und Schmutzeleien des Chefs der Spielbetriebs-GmbH schon seit Jahren allen offensichtlich waren, die das Geschehen beim SVW kritisch beäugen. Der Geschäftsführer hat den Verein in seiner siebenjährigen Amtszeit gespalten. Lange überdeckte der sportliche Erfolg die wachsende Entfremdung zwischen der Basis und der GmbH-Spitze. Erst die Begleiterscheinungen der Krise der Drittliga-Mannschaft in dieser Saison offenbarten das Ausmaß der Zerrüttung. Was zum Vorschein kam, waren Gräben, die nicht mehr zuzuschütten waren.
Überraschend ist die Entscheidung dennoch, weil sich Kompp bis zur turbulenten Mitgliederversammlung vor einer Woche bei jeder Kritik der uneingeschränkten Rückendeckung von Präsident Bernd Beetz und dessen Sohn, Aufsichtsratschef Christian Beetz, gewiss sein konnte. Dass sich Beetz senior vom unmissverständlichen Votum der Mitglieder in der Sache Kompp überzeugen ließ, spricht für ihn und seinen Willen, Entscheidungen zum Wohle des SV Waldhof zu treffen. Beetz wurde endgültig klar, dass er den Verein mit Kompp nicht mehr befriedet bekommen wird. Für die zuletzt depressive und fatalistische Stimmung im Umfeld des SV Waldhof wirkt die Mitteilung vom Kompp-Aus wie ein atmosphärischer Befreiungsschlag.
Jetzt ist die Reizfigur – wenn auch einige Jahre zu spät – Geschichte, und der Weg für einen Neuanfang frei. Die viel beschworene Waldhof-Familie, die zuletzt eher den Eindruck eines zerstrittenen und zerrütteten Haufens machte, kann wieder zusammenwachsen. Und sie muss schnell zeigen, ob sie noch die frühere Wucht besitzt.
Denn selbst wenn Kompp auf das sportliche Tagesgeschäft schon seit Jahren kaum noch Einfluss hatte, kann seine Demission indirekt auch der Mannschaft im Abstiegskampf der 3. Liga helfen. Ohne die ständigen Diskussionen um die Person des Geschäftsführers liegt der Fokus in den kommenden Monaten nur noch darauf, auf dem Rasen den Klassenerhalt zu schaffen. Das wird schwierig genug.
Vielleicht bietet der Abstiegskampf mit seinen Zumutungen aber genau die richtige Bühne, um das traditionelle Zusammengehörigkeitsgefühl beim SVW zu reanimieren. Wieder an einem Strang zu ziehen. Markus Kompp ist dabei künftig kein Störfaktor mehr. Das ist eine gute Nachricht für alle, die auf eine erfolgreiche Zukunft des SV Waldhof hoffen.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Kompp-Aus beim SV Waldhof Mannheim: Ein atmosphärischer Befreiungsschlag!
Die Entscheidung des SV Waldhof, sich von Geschäftsführer Markus Kompp zu trennen, war gleichzeitig überfällig und überraschend. Sie macht den Weg frei für einen Neuanfang beim Traditionsverein, kommentiert Alexander Müller