Menschen sind Konsumopfer in jeglicher Hinsicht – insbesondere, wenn es ums Einkaufen geht. Wir lassen uns durch Banner, die sich wie ein roter Faden durch die Innenstädte ziehen, manipulieren. Internationale Marken, wie Zara oder H&M, die teils mehrere Standorte in einer Stadt haben, wollen die Kunden in die Läden bringen – damit ihre Lager leer werden und neue Ware ausgepackt werden kann.
Es ist verständlich, dass Menschen aus dem Impuls heraus einkaufen. Es macht glücklich. Aber wenn dem Konsumenten klar wäre, dass hinter jeder Bluse und jeder Jeans Menschen stecken, dann würde sich ihr Verhalten ändern. Beschäftigte werden unterbezahlt, arbeiten in maroden Fabriken, sie setzen ihr Leben aufs Spiel, damit der Konsument sich an Drei-Euro-Shirts ergötzen kann. Sich darüber bewusst werden – darum geht es. Eigentlich müssten Menschen in der Corona-Krise begriffen haben, dass man mit weniger auskommt als man glaubte. Sie müssen anfangen, die Klamotten wertzuschätzen, die sie besitzen. Löcher zunähen, das Produkt upcyclen, statt Müllberge aus Stoff zu erschaffen. Und sich informieren, egal wo.
Human Rights Watch hat im Netz eine Tabelle veröffentlicht, die zeigt, ob und welche Unternehmen ihre Lieferketten transparent machen: Sind die Infos über ihre Zuliefererfabriken mit Adressen und Anzahl an Arbeiterinnen und Arbeitern veröffentlicht? Auch wird aufgelistet, welche Firmen zum Beispiel amfori, einer Unternehmens-Initiative zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Lieferketten, angehören. Es reicht „Fashion’s Next Trend“ in einer Suchmaschine einzugeben, den Link anzuklicken und bis ans Ende der Seite zu scrollen. So einfach kann es sein, das eigene Bewusstsein zu schärfen und Ausbeutung von Mensch und Natur zu beenden.
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