Lieder als Lebensbegleiter

Katja Bauroth über Songs, die irgendwie immer funktionieren

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Katja Bauroth
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Sydney Youngblood hing mal an meiner Decke. Also in meinem Kinderzimmer an der Dachschräge Anfang der 1990er Jahre als Bravo-Poster. Seine größten Hits „Sit and wait“ und „If only I could“ gehören noch heute zu meinen Lieblingssongs wie so viele aus den 1980er und 1990er Jahren. Immer, wenn ich sie höre und dann zurückdenke, wie ich damals vor der Glotze hing und die Videos auf dem Musiksender MTV verfolgte, möchte ich es nicht fassen, dass 34 Jahre seit der Veröffentlichung genannter Titel vergangen sind. Und dabei kommt es mir in meinen Erinnerungen noch so greifbar, so nah vor. Vielleicht auch deshalb, weil Lieder wie die genannten irgendwie zeitlos sind und noch heute funktionieren – musikalisch sowohl als Original als auch als neuer Remix und inhaltlich sowieso. Und vielleicht auch, weil die Mode aus dieser Zeit wieder präsent ist. Die Pumphosen, die Sydney Youngblood damals trug, gehören noch heute zum Erscheinbild.

Und irgendwie finde ich das schön und beruhigend: Es ist wie eine Zeitreise à la „Zurück in die Zukunft“. Es verschwinden über die Jahre und Jahrzehnte liebgewordene Dinge ganz oder werden durch neue ersetzt. Das Rad der Zeit dreht sich und doch ploppt Vertrautes immer wieder auf, das einem ein gewisses Maß an Sicherheit vermittelt. Bei mir ist es die Musik. Man könnte auch sagen: Es gibt Lebens- und Lebensabschnittslieder, die mich begleiten und gewisse Situationen mitbestimmen beziehungsweise mir den Weg weisen. Hört sich vermutlich etwas spirituell an, ist es vielleicht auch. Sydney Youngbloods „If only I could“ gehört da auch dazu: „Wenn ich könnte, würde ich diese Welt zu einem besseren Platz machen“, heißt es darin. Allein, wenn ich durch Städte und Gemeinden laufe und wahllos weggeworfenen Müll sehe oder in den Wäldern die abgestorbenen Bäume, kommt mir diese Zeile in den Sinn. Von den globalen Herausforderungen ganz zu schweigen.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.