Rassismus ist immer inakzeptabel: Als Hass Einwanderern gegenüber, die ihre Heimat hinter sich lassen, um sich in Deutschland eine neue Existenz aufzubauen. Als Verachtung People of Colour gegenüber, die sich stumpf an der Hautfarbe festmacht, ohne den Menschen dahinter zu erkennen. Als weißer Rassismus, der jeden Migrationskritiker gleich als Nazi sieht.
Doch Trennlinien zwischen Emotion und Rassismus müssen sauber gezogen werden. Wer sich als Sportler oder eingefleischter Fan über Niederlagen ärgert, Spielmanöver kritisiert oder das charakterliche Verhalten eines Kontrahenten auf dem Platz verurteilt, darf emotional reagieren. Selbst bürgerlichen Fußball-Anhängern ist bei entsprechender Brisanz der Situation schon einmal ein Schimpfwort über die Lippen gekommen. Doch hat eine solche Erregung mit wüsten Affen-Vergleichen, offenen Beleidigungen als „Nigger“ oder der fatalen Forderung, der Schwarze möge gefälligst dahin zurückkehren, wo er herkommt, nichts gemeinsam. Solches und ähnliches Gebaren ist Hetze – und nichts anderes.
Laute Schreie, leises Leiden
Politiker sowie Fußballer und Funktionäre in Mannheim räumen ein: Die Fratze des Hasses hat sich nicht nur beim Finalspiel der Europameisterschaft in Wembley gezeigt. Dass sie auch hier existiert, zeigen auch Aussagen eines Hooligans. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass in Mannheim Strukturen etabliert wurden, um Rassismus zu bekämpfen. Doch haben die weder Kontinuität geschaffen noch das Problem in den vergangenen Jahren besiegt. Stattdessen klagen auch heute sportlich Verantwortliche darüber, dass es an Mitteln für entsprechende Programme und Stellen im Amateurbereich mangelt. Die notwendigen Berührungspunkte zwischen Betroffenen und jenen, die oft aus diffuser Angst heraus hassen, bleiben so häufig eine reine Forderung. Hier ist die Politik mehr denn je gefragt.
Denn ohne Zweifel muss die Antwort auf Hass immer von Sportlern und Fans gemeinsam gegeben werden. Doch wer nur dann über Rassismus redet, wenn der Aufschrei aktueller Skandale es gerade gebietet, um das Thema ansonsten unkritisch und selbstzufrieden zu verwalten, wird die Stimmen derer überhören, die leise leiden, während sie laut angefeindet werden. Dem gilt es entschlossen entgegenzustehen.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Rassismus im Fußball: Sportler, solidarisiert euch!
Markus Mertens über Rassismus auf dem Fußballplatz