Kommentar SAP schadet seiner Glaubwürdigkeit bei Vielfalt

Wegen US-Präsident Donald Trump weicht SAP seine Diversitätsziele auf. Der Walldorfer Konzern hinterlässt dabei den Eindruck, als habe er nicht sehr darum gekämpft.

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Alexander Jungert
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Mannheim. Nun rudert SAP zurück. Der Walldorfer Softwarekonzern streicht als Reaktion auf die Politik von US-Präsident Donald Trump die Frauenquote und organisiert Initiativen für mehr Vielfalt um. Natürlich kann SAP Vorgaben einer Regierung nicht ignorieren. In den USA, dem wichtigsten Softwaremarkt der Welt, schon gar nicht. Aber mehr Standhaftigkeit hätte es schon sein dürfen, zumal dieser Schritt gewaltig an der Glaubwürdigkeit kratzt.

Diversität

SAP streicht Frauenquote wegen Politik von US-Präsident Trump

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Ausgerechnet SAP hat sich bisher immer mit Diversität gerühmt – je mehr, desto besser. Ohne Vielfalt wäre man weniger innovativ und würde Kundenbedürfnisse weniger wahrnehmen, so die Botschaft über viele Jahre hinweg. Gemessen wurde Diversität sogar mit konkreten Kennzahlen. Noch im Januar hatte Vorstandsvorsitzender Christian Klein bekräftigt: In den USA werde sich nichts ändern, Trump hin oder her. So schnell kann es gehen. Es entsteht der Eindruck, dass Diversität nur dann gewünscht ist, wenn sie kommerziell nützlich ist.

SAP wäre in einer kraftvollen Position, europäische Werte durchzuboxen

Trump höre zu und gebe Feedback, hatte Klein nach einem jüngsten Treffen mit dem Präsidenten berichtet. Wie vehement sich SAP dafür eingesetzt hat, die bisherigen Werte durchzuboxen, bleibt allerdings offen. In einer kraftvollen Position wäre man gewesen, schließlich reden wir von Europas größtem Softwarekonzern und von einem der wenigen europäischen Unternehmen, das gegen die mächtigen Konkurrenten aus den USA und China mitspielen kann.

Auch andere Unternehmen mit großem US-Geschäft hatten in jüngster Vergangenheit Zugeständnisse gemacht: Anfang April war bekannt geworden, dass die Telekom-Tochter T-Mobile US ihre Initiativen weitgehend aufgibt. In einem Schreiben an die US-Regulierungsbehörde FCC hieß es, dass spezifische Ziele verworfen werden sollten. Und schwupp, am Tag nach dem Schreiben genehmigte die Federal Communications Commission (FCC) die von T-Mobile US angestrebte Übernahme eines Kabelnetzbetreibers.

Andere Unternehmen werden folgen

Mehr Geschäft statt mehr Gleichstellung? Es ist zu befürchten, dass andere Unternehmen folgen werden. Mit SAP weicht ein deutsches Schwergewicht seine Vielfaltsziele auf. Ohne größere Widerstände, so wirkt es zumindest nach außen. Das ist das Schlimme dabei. Immerhin sollen „Chancengleichheit und eine inklusive Kultur zentrale Ziele“ bleiben, heißt es. Daran wird sich SAP messen lassen müssen.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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