Schäumen vor Begeisterung

Matthias Mühleisen über seine Erfahrungen mit Murphy’s Law

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Matthias Mühleisen
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Wie dick das Bürgerliche Gesetzbuch mit seinen fast 2400 Paragrafen ist, kann man in jeder Buchhandlung sehen. Aber was für ein Wälzer wäre wohl die gedruckte Ausgabe von Murphy’s Law? Sie wissen schon: Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen . . . An die Papierausgabe traut sich schon deshalb keiner, weil sich das Regelwerk permanent erweitert – scheitern ist auf so mannigfaltige Weise möglich, dass jede Ausgabe bei Veröffentlichung bereits veraltet wäre.

Falls es doch jemand probieren sollte: hier ein Eintrag für das Buch „Haushaltsgeräte und ihre Tücken“. Eine Maxime in diesem Abschnitt lautet: Defekte tauchen immer dann auf, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann. Zum Beispiel an der Waschmaschine während der Urlaubsvorbereitungen. Am besten mit einer Fehlermeldung, die mindestens sieben verschiedene Ursachen haben kann. Zur Frustverschärfung klappt meist der erste laienhafte Behebungsversuch: Man denkt „Das ist ja gerade noch mal gut gegangen“ – und schon piept es wieder aus dem Waschkeller.

Es folgt das übliche Prozedere: Anstehen im Laden, dem Verkäufer verstandesmäßig zu folgen versuchen, der eine Legion von Fachbegriffen nutzt, die unmissverständlich vor Augen führen, wie ahnungslos der Kunde vom aktuellen Stand der Reinigungstechnologie ist. Dann der Lichtblick nach der diffizilen Modellauswahl: „Sie haben Glück: Ein Exemplar haben wir noch auf Lager.“ Lieferung am übernächsten Werktag. Ob man das etwas präzisieren könne? „Sie werden angerufen, ob das Team am Vor- oder Nachmittag kommt.“

Natürlich kommt kein Anruf, aber es klingelt kurz vor Mittag: Die Maschine steht vor der Haustür. Auch gut, ist ja alles vorbereitet, inklusive Restentleerung der alten Waschmaschine – dachte ich zumindest. Denn die Wasserspur, die der routiniert-professionelle Transport des Geräts auf Treppenstufen und im Flur hinterlässt, zeigt mir, dass die Fehlermeldung durchaus ihre Berechtigung hatte: „Es geht Wasser in der Maschine verloren.“ Erstaunlich, welche Menge so ein Gerät in ihrem Bauch aufnehmen kann . . .

Aber aufgewischt ist schnell und der von den Monteuren gestartete Testlauf vielversprechend. Wasserzu- und -abfluss halten dicht, man wünscht viel Spaß mit der Errungenschaft, ich sichere zu, den Wunsch an die Hauptnutzerin weiterzugeben. Die Männer grinsen: Das sei in 98 Prozent der Fälle so.

Nach sechs Tagen des Waschtourismus scheint nun endlich wieder Normalität und Entspannung in die Textilreinigung zurückzukehren. Die Bedienungsanleitung empfiehlt nur noch einen Leerwaschgang zur Befreiung der Trommel von eventuellen Produktionsrückständen. Der ist kaum zehn Minuten im Gang, als der Schock eintritt: Schaum auf dem Sockel, Schaum auf dem Boden, kleine Wasserrinnen schlängeln sich pittoresk dazwischen. War alles umsonst?

Die Hotline sagt, die Experten seien erst morgen wieder erreichbar. Deren Auskunft: Klarer Fall von Überdosierung – ein Löffel Waschpulver genüge. Dass das NICHT in der Anleitung steht, gehört unbedingt ins Technikkapitel von Murphy’s Law. Das wäre dann aber auch genug gefüllt.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer