Manchmal sitzen sie zwischen allen Stühlen: Schulleiterinnen und Schulleiter müssen Kindern und Lehrkräften gleichermaßen gerecht werden - und sich daneben mit unzufriedenen Eltern auseinandersetzen. Sie müssen beim Schulträger, also der Stadt Mannheim, auf der Matte stehen, damit ihre oft maroden Gebäude irgendwann einmal auf Vordermann gebracht werden. Sie müssen beim Land vorstellig werden, weil immer öfter und in immer größerem Umfang das Personal fehlt, um den Unterricht sicherzustellen.
Als wäre das alles noch nicht genug, kommt immer mal wieder der Gesetzgeber um die Ecke und gibt ihnen zusätzliche „Hausaufgaben“. Zum Beispiel vor ein paar Jahren bei der Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung. Oder bei diversen Änderungen der Prüfungsordnungen, die regelmäßig einen Rattenschwanz an zusätzlicher Arbeit nach sich ziehen. Und in diesen „Normalzustand“ platzte dann zu allem Überfluss die Corona-Pandemie. Dass die unzähligen Verordnungen des Landes - die noch dazu oft an Wochenenden wenige Stunden vor der Umsetzung eintrudelten - manch einen Direktor oder manch eine Rektorin fast in den Wahnsinn getrieben haben, ist bestens bekannt.
Da ist es eigentlich kein Wunder, dass in Mannheim und anderswo einige Chefposten an Schulen - zumindest vorerst - leer bleiben. Es findet sich einfach niemand, der sich diesen unglaublichen Stress antun möchte. Wobei insbesondere im Grundschulbereich noch hinzukommt: Das wenige zusätzliche Geld, das Rektorinnen und Rektoren bekommen, ist angesichts ihrer Aufgaben eine Unverschämtheit.
Um die Situation zu ändern, geht es dennoch nicht in erster Linie um eine bessere Bezahlung. Sondern darum, auf die Schulleiterinnen und Schulleiter vor Ort zu hören. Sie wissen viel besser als Ministeriale in Stuttgart, wo der Schuh drückt. Das Land muss Leiter und Kollegium von fachfremden Aufgaben entlasten. Im Grunde genommen bräuchte es eine Art Geschäftsführer, der den ganzen Organisationskram erledigt. Es bräuchte Systemadministratoren, die die IT managen. Und mehr Freistellung vom Unterricht für Grundschulrektorinnen und Rektoren, die den Ganztag umsetzen sollen. An Brennpunktschulen fehlen für Schülerinnen und Schüler aus schwierigem Umfeld die personellen Ressourcen - also mehr Lehrkräfte oder Sozialarbeiterinnen. Im Grundsatz hat die grün-schwarze Regierung zumindest Letzteres in ihrem Koalitionsvertrag anerkannt. Allein: Passiert ist nichts.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Situation in den Schulen: Es fehlt an allem
Dass in Mannheim und anderswo einige Chefposten an Schulen - zumindest vorerst - leer bleiben, ist eigentlich kein Wunder, findet Redakteur Bertram Bähr. Denn es fehlt an allem.