Ach, ist das eine schöne Vorstellung. Nie wieder mit meiner zwölfjährigen Tochter darüber diskutieren, dass alle („ALLE, Mama, ich schwör's Dir!“) Kinder in ihrem Alter Snapchat auf dem Handy haben – außer ihr. Allein dafür finde ich die Idee von Grünen-Politiker Cem Özdemir verlockend, soziale Medien für unter 16-Jährige zu verbieten. Dagegen bin ich trotzdem.
In der Welt, in der unsere Kinder groß werden, gehören soziale Medien zum Alltag, im Privaten wie im Beruf. Sie bringen Risiken mit sich, natürlich. Aber sie bieten auch neue Möglichkeiten der Kommunikation und der Vernetzung. Anders als bei Alkohol, Zigaretten oder anderen Drogen, von denen wir unsere Kinder am liebsten ihr Leben lang fernhalten würden, sollen sie Dienste wie TikTok und Instagram nicht dauerhaft meiden. Im Gegenteil: Sie sollen damit umgehen können, in der Lage sein, sie selbstbestimmt und sicher zu nutzen.
Der Umgang mit sozialen Medien muss gelernt und geübt werden, mit 16 genauso wie mit zwölf.
Das wiederum muss gelernt und geübt werden, mit 16 übrigens genauso wie mit zwölf. Und es ist in erster Linie Aufgabe der Eltern, die entsprechenden Kompetenzen zu vermitteln. Das mag, wie bei vielen Erziehungsfragen, nicht immer angenehm sein und nicht immer gleich gut gelingen. Ein allgemeines Verbot würde das Problem aber noch weniger lösen – mal ganz abgesehen davon, dass es in der Praxis kaum konsequent durchgesetzt werden könnte.
Es bleibt deshalb dabei: als Mütter oder Väter von Teenagern kommen wir um einen unserer wichtigsten Jobs nicht drumherum: Uns ziemlich häufig unbeliebt machen und wütende „Du versaust mir mein ganzes Leben“-Vorwürfe nicht persönlich nehmen.
Apropos unbeliebt: Das Kind muss gleich sein Zimmer aufräumen. Am besten, ich schreibe ihm schonmal eine nette Whatsapp.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar TikTok erst mit 16? Bloß nicht!
Cem Özdemir fordert eine Altersgrenze für die Social-Media-Nutzung. Die Herausforderung für Kinder und Jugendliche wird damit nicht gelöst, glaubt Tatjana Junker.