Kommentar Warum die Stadt Mannheim beim Jugendtreff Neuhermsheim ein Glaubwürdigkeitsproblem hat

Beim Jugendtreff im Mannheimer Stadtteil Neuhermsheim spricht die Stadt von „Winterpause“ und „Abstimmungsbedarf“, de facto besteht seit Februar Baustopp. Das ist kein Zustand, kritisiert Thorsten Langscheid.

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Thorsten Langscheid
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Neuhermsheim. Natürlich kann es bei einem Bauvorhaben zu Verzögerungen kommen wie in den vergangenen Monaten beim Jugendtreff Neuhermsheim. Das ist nicht schön. Aber nicht überall, wo sich monatelang nichts tut, steckt gleich ein Skandal dahinter. Und doch darf man sich gelinde wundern, dass die Stadt, nach dem Baustopp am Lochgärtenweg gefragt, von einer Sprecherin nur recht schmallippig ausrichten lässt, es habe eine „Winterpause“ und „zusätzlich weiteren Abstimmungsbedarf“ gegeben. Der „aktuelle Baufortschritt“ sei „etwas verzögert“ worden. Aha. Seit Februar – also seit sechs Monaten – wurde auf der Baustelle kein Arbeiter mehr gesehen, inzwischen ist das Areal von Unkraut völlig überwuchert.

Ob der Jugendtreff noch kommt? Das fragen sich im Stadtteil viele, vor allem die Kinder und Jugendlichen, für die der Treff gedacht ist. Denn für sie gibt es seit zehn Jahren keine feste Anlaufstelle mehr. Und ihr Bolzplatz muss seit dem Baubeginn im letzten September als Lagerplatz für Baumaterial herhalten. Das ist doch, um es zurückhaltend auszudrücken, kein Zustand.

Soziales

Baustopp: Warten auf den Jugendtreff in Mannheim-Neuhermsheim

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Von
Sylvia Osthues
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Neuhermsheim steht unter den Mannheimer Stadtteile weit oben bei der Anzahl der dort lebenden Kinder – was 2018/19, als der rund drei Millionen Euro teure Neubau beschlossen wurde, mit den Ausschlag gab. Die Kinder und Jugendlichen, die sich seinerzeit vorbildlich für den Neubau einsetzten, werden wenig bis gar nichts mehr davon haben. Die älteren sind längst erwachsen, und auch die jüngeren werden es bis zur geplanten Fertigstellung des Jugendtreffs sein.

Wenn, wie die Stadt ankündigt, jetzt tatsächlich weitergebaut werden kann. „Voraussichtlich“, so heißt es, würden die Bauarbeiten nach der Sommerpause wieder aufgenommen. Und man halte am angepeilten Fertigstellungstermin fest: Frühjahr/Sommer 2026. Dass niemand einschätzen kann, ob diese Angaben realistisch sind, hat die Stadt mit ihrer zugeknöpften Informationspolitik selbst zu verantworten. Niemand kennt den Grund der Winterpause und des Abstimmungsbedarfs, keiner weiß, wann genau nach der Sommerpause es dann endlich weitergehen soll. Kein Wunder, wenn es die Neuhermsheimer beim Jugendtreff mit Dr. Faustus halten. Dem hat Goethe bekanntlich dieses schöne Sprichwort in den Mund gelegt: „Die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“.

Kein Wunder, wenn es die Neuhermsheimer beim Jugendtreff mit Dr. Faustus halten. Dem hat Goethe bekanntlich dieses schöne Sprichwort in den Mund gelegt: ‚Die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube‘.

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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