Mannheim. Es sind nicht immer leichte Themen, mit denen Menschen sich an Beratungsstellen wie Pro Familia wenden. Im Gegenteil: In den Gesprächen geht es oft auch um schmerzhafte Trennungen, die Last der Verantwortung für ein gemeinsames Kind trotz Scheidung oder eine ungewollte Schwangerschaft. Oft vergehen viele Wochen und Monate, bis manche sich dazu überwinden, doch Hilfe und Rat zu suchen. Genau deshalb ist es besonders wichtig, dass jeder und jede weiß, wie so eine Beratungsstelle eigentlich von innen aussieht. Denn das frühe Kennenlernen baut Berührungsängste ab und hilft dabei, dass der eine oder die andere sich eines Tages vielleicht doch früher Hilfe sucht, bevor es zu spät ist. Anstatt stundenlang vergeblich das Netz nach Antworten auf sehr persönliche Probleme zu durchforsten.
Gerade bei den Jugendlichen, die über die sexualpädagogischen Workshops unkompliziert zum ersten Mal in ihrem Leben eine Beratungsstelle betreten, zeigt sich laut den Sozialpädagoginnen: Wer einmal den Weg in eine Beratungsstelle gefunden hat, dem fällt es dann leichter, in Notlagen oder bei Fragen auf ein schon bekanntes Gesicht zuzukommen – und früher Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Das liegt wohl auch daran, dass die Teenager erkennen: Hier kann ich ohne Vorverurteilung und Druck mein Leid klagen – und bekomme sogar Hilfe zum Lösen meiner Probleme. So gelingt es vielleicht auch, unerfahrene Jugendliche später mal zu mental starken Erwachsenen zu erziehen, die sich nicht scheuen, Tabus anzusprechen oder andere für ihre Schwächen zu verurteilen.
Was so ein früher Besuch auslösen kann, zeigt eine Praktikantin, die ich beim Besuch bei Pro Familia treffe. Sie hat selbst als Jugendliche die Beratungsstelle besucht und will nun vielleicht eine Karriere als Beraterin einschlagen – um anderen mit Rat zur Seite zu stehen. Ein Grund mehr, doch das bestehende Angebot der zahlreichen Beratungsstellen in Mannheim – die so vielseitig sind wie die Anliegen der Hilfesuchenden selbst – stärker zu fördern und zu pflegen. Schließlich sind sie es, die dich und mich mit kompetentem Rat und Hilfe auffangen können, wenn etwas im eigenen Leben verrutscht ist.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Warum wir Rat für Lebensfragen vor Ort unbedingt brauchen
Soll ich das Kind wirklich behalten? Warum liebt mich meine bessere Hälfte nicht mehr so wie früher? Es sind Lebensfragen wie diese, die sich am besten vor Ort beantworten lassen - statt in den Weiten des Internets, findet Lisa Wazulin