Ein Standort muss gut gewählt sein. Schließlich entscheidet er mit über den Erfolg eines Unternehmens. Mannheim ist dabei offensichtlich eine gute Wahl: Laut einer Studie hat die Quadratestadt den stärksten jährlichen Zuwachs an ausländischen Direktinvestitionen weltweit. Unternehmen, ganz gleich ob sie schon länger hier oder neu sind, wollen expandieren. Das große Ganze in Mannheim stimmt also – sonst hätten sich die internationalen Konzerne, die hier neue Fabrikhallen und Labore bauen und damit Jobs schaffen –, schon längst woanders umgeschaut. Können nun alle die Hände in den Schoß legen? Nein, nicht nachlassen! Die Studie sollte Ansporn sein.
Bei der Wahl des Standortes kommt es auf viele Dinge an, es gibt harte und weiche Faktoren. „Hart“ sind etwa Lage, Anbindung und Infrastruktur sowie das Potenzial an gut ausgebildeten Arbeitskräften und freien Gewerbeflächen. Genau darum geht es vor allem in der Studie von „fDi Intelligence“: Hyundai-Infracore-Manager Rene Halter zum Beispiel lobt den Binnenhafen und die Nähe zum Frankfurter Flughafen. Roche-Werksleiter Martin Haag hebt den Talentpool und die „guten Verbindungen zu den Universitäten“ hervor. Auffallend ist, dass Mannheim nicht nur für sich gesehen wird – sondern zurecht die Vorzüge der gesamten Region zur Geltung kommen.
Womit wir auch bei den sogenannten weichen Faktoren wären: der Wohnungsmarkt etwa, das Angebot an Kinderbetreuung, die Lebensqualität mit Freizeitangeboten. „Weich“ hat also nichts mit unwichtig zu tun, im Gegenteil. Das hat allein schon die hitzige Debatte beim IHK-„Wirtschafts-Check“ gezeigt. Wie schafft man ausreichend Kitaplätze? Wie bezahlbaren Wohnraum für Arbeitskräfte?
Die Ergebnisse der Studie von „fDi Intelligence“ sind gut, sie machen Mut, zumal Deutschland immer wieder fehlende internationale Wettbewerbsfähigkeit bescheinigt wird. Konzerne, Mittelständler und Start-ups müssen bei ihren Plänen und Projekten vor Ort unterstützt werden. Genauso muss die Politik für den attraktiven Rahmen sorgen: Bürokratieabbau und niedrigere Energiekosten sind nur zwei Stichworte.
Gute Standortbedingungen zu schaffen, ist eine Daueraufgabe. Egal, ob Faktoren weich oder hart sind. Denn nirgends steht geschrieben, dass alteingesessene Unternehmen für immer an ihrem Ursprungsort festhalten. Auch das hat Mannheim in der Vergangenheit schon schmerzhaft erfahren müssen.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Wirtschaftsstandort Mannheim: nicht nachlassen!
Mannheim zieht viele ausländische Investitionen an - das macht Mut, zumal Deutschland immer wieder fehlende internationale Wettbewerbsfähigkeit bescheinigt wird. Die Studie sollten Ansporn sein, findet Alexander Jungert