Zum Thema Corona:
Über die Corona-Situation in Deutschland wird derzeit viel berichtet. Noch interessanter ist aber, was nicht oder nur sehr verhalten erwähnt wird. Dazu gehört, welche Folgen das Versagen der EU-Kommission beim Anlaufen der Impf-Kampagne für die Bevölkerung in Deutschland hat.
Hier nur ein paar Zahlen im Vergleich zu Großbritannien (GB): Bis zum 26. Februar haben in Deutschland 3 759 906 Menschen eine Erstimpfung erhalten, in GB 18 242 873 Menschen (https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-impfung-daten-100.html). Über den Anteil der Bevölkerung, der sich im Durchschnitt ab einem Stichtag (willkürlich, hier: 13. Oktober 2020) neu infiziert und den Anteil der mit/an Covid-19 Verstorbenen (RKI Daten), kann man ausrechnen, dass seit dem Beginn der Impfkampagne in GB (etwa drei Wochen früher) über 6100 Menschen in Deutschland vermeidbar ihr Leben verloren haben. Vermeidbar deshalb, weil GB mit gutem Grund und etwas Mut eine Notfallzulassung im Dezember als ausreichend ansah und weil man es dort ganz offensichtlich geschafft hat, ausreichende Mengen an Impfstoff von Anfang an bereitzustellen.
Diese vermeidbaren Toten werden auch durch zukünftige Beschaffungsanstrengungen nicht wieder lebendig. GB gelang damit eine perfekte Koordination von Anfang an. In Israel, USA, Serbien und einigen anderen Ländern war es ebenso. Offenbar kann man es besser machen als die EU. Sind eigentlich einige Tausend vermeidbare Corona-Tote kein Grund für einen Rücktritt der EU-Kommissionspräsidentin Frau Ursula von der Leyen und ihrer Gesundheitskommissarin Frau Stella Kyriakides als Eingeständnis ihres Scheiterns?
Die Briten können sich ein Jahr nach ihrem EU-Austritt nur zu diesem Schritt beglückwünschen. Wäre sie noch in der EU hätte sie noch ein paar Tausend Corona-Tote mehr zu beklagen. Die EU-Kommission muss höllisch aufpassen, dass nicht der Eindruck entsteht, ein Exit ist die bessere Alternative zur EU-Mitgliedschaft.
Erwin Böhm, Ladenburg
Zum Artikel „Der Entzauberte“ vom 25. Februar: Was soll diese Überschrift? Man sollte sich lieber auf seine Aufgabe besinnen und reißerische Überschriften meiden. Von einer Tageszeitung erwartet die Allgemeinheit Informationen, Aufklärung und Hilfen, um schwere Zeiten zu überbrücken. Erinnerung an die Ursprünge der Epidemie wären angebracht. Auch in der Wissenschaft überwog die Unkenntnis. Innerhalb einer Woche wurde das Genom des Virus identifiziert, innerhalb eines Jahres ein Impfstoff entwickelt und innerhalb zwei Wochen ein absolut sicherer Test, um das Virus nachzuweisen. Alle positiven Erfolge scheinen uninteressant zu sein.
Dies festigt in mir den Eindruck, dass viel Unkenntnis vorhanden ist. Man greift positive und negative Ideen auf, schlachtet sie je nach Ansicht des Redakteurs aus und sucht nach Problemen, um die Menschheit zu verunsichern. Sollte das Erwartete nicht eintreten, sucht man Schuldige. Besonders dafür eignen sich Politiker. Zu wenig Schutzmasken, Impfstoffmangel, verpatzter Start mit Impfungen oder Theater mit Tests lastet man Minister Spahn an. Solche Anfangsschwierigkeiten waren vorauszusehen.
Bekannt sollte sein, dass im Föderalismus kein Minister alleine entscheiden kann. Auf Vorrat sollte man alles haben. Wozu? Wer von Technik und Fertigung in der Industrie Ahnung hat, weiß, dass eine Produktion von Masken oder neu entwickelten Impfstoffen für Millionen Menschen kurzfristig nicht möglich ist. Auch die stetige Frage, warum wir hinterherhinken, ist absolut überflüssig. Wir leben in einer Demokratie, in der viele mitreden wollen und dürfen.
Die Amerikaner, Briten und so weiter nutzten den Impfstoff, als er in Deutschland und Europa aus Sicherheitsgründen noch nicht zugelassen war. Trump und Johnson haben die Anwendung verordnet ohne Rücksicht auf Verluste. In Deutschland ist dies unvorstellbar. Negative Folgen wären ein Futter zum Ausschlachten. Dass dies Futter für die Opposition und Presse wäre, ist verständlich. Geht etwas schief, kann man es nicht immer dem Minister anlasten. Er wird von Experten beraten, für die die Coronakrise auch Neuland war. Denken wir besser daran, dass Covid-19 eine heimtückische, gefährliche und tödliche Krankheit ist, die auch junge Menschen nicht verschont.
Werner Bordne, Mannheim
Ihrem Kommentar kann ich nur zustimmen. Was einige Politiker während der Corona-Krise geleistet haben, ist mit dem Wort „erbärmlich“ nur unzureichend umschrieben. Überhaupt scheint mir unser derzeitiger Gesundheitsminister die größte Fehlbesetzung zu sein, seit der römische Kaiser Caligula sein Pferd zum Konsul ernannt hat. Aber irgendwann sagte mir eine innere Stimme, sei froh und lache – es hätte schlimmer kommen können. Ich lachte und war froh – aber es kam schlimmer. Nun ist auch noch Herr Scheuer mit im Corona-Team.
Hanspeter Grether, Brühl
Hurra! Die neuen Corona-Selbsttests sind schon da. Meine Schwiegertochter, die ein sechsmonatiges Baby stillt und deshalb kaum rauskommt, hat gleich die Gelegenheit ergriffen und sich im Supermarkt fünf Tests vorzeitig besorgt. Sie hatte alle fünf gleich ausprobiert – bei zweien war sie positiv, bei zweien negativ und beim fünften war sie schwanger.
Wir hinken bei der Impfquote der Bevölkerung deutlich im Vergleich zu anderen Ländern hinterher. Da werden dann Impfwillige im Impfzentrum Mannheim beim Erscheinen sogar abgelehnt, da sie zu jung, zwischen 70 und 80 Jahren sind. Ihnen wurde mitgeteilt, dass sie aufgrund eines Softwarefehlers auf der Web-Seite www.impfterminservice.de fälschlicherweise einen Termin zur Impfung erhalten haben.
Fehler kommen vor. Aber, dass diese Personen unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt wurden, ist für mich unglaublich. Der Termin stand, die Ärzte und Helfer waren bereit, der Impfstoff vorhanden und Zeit/Geld wurde sinnlos verschwendet ohne Nutzen. Impfstoff gibt es doch genug.
Ausnahme machen
Das Verhalten dieser Personen bestätigt die Bürokratisierung unseres Staats/Berufslebens. Es wäre sicherlich hilfreich gewesen, mal den Verstand einzuschalten und diese paar Impfwillige einfach zu impfen, eine Ausnahme machen. Schon wären es ein Paar mehr gewesen.
Andreas Runge, Schriesheim
Herr Mack kritisiert zu Recht die in Baden-Württemberg vom Grünen Sozialminister Lucha verantwortete Impforganisation, die sich längst in einem Rückstand gegenüber anderen Bundesländern niederschlägt. Nur wenige Kilometer weiter, im benachbarten Bundesland Hessen, hat man eine Anmeldesoftware, die alle Anmeldungen unabhängig vom Alter zunächst einmal erfasst und dann Termine anbietet. In Baden-Württemberg muss man sich als Impfwilliger auf die Lauer legen, wann man dran ist und ob gerade ein Termin frei ist.
Da muss man sich nicht wundern, wenn einige Mitbürger versuchen, sich vorzudrängeln oder schnell einmal Vorbedingungen überlesen, obwohl ich für deren rechthaberisches Auftreten in den Impfzentren deutlich weniger Verständnis als Herr Mack habe – und auch von einer großzügigen Impfregelung für diese Mitbürger nichts halte. Wenn sich das herumspricht, wird das Chaos noch deutlich größer werden. Kleiner Hinweis: Fluggesellschaften haben die Chance freiwerdender Plätze so gelöst, dass sie die Flüge einfach planmäßig überbuchen.
Benno Blessenohl, Ladenburg
Auslöser des Wirrwarrs ist nicht allein eine misslungene Softwareumstellung, die es 65- bis 79-Jährigen möglich gemacht hat, Impftermine zu bekommen. Es ist vor allem die missverständliche Kommunikation der Priorisierungsstufe 2, ohne die Einschränkungen bei der aktuellen Öffnung klar zu benennen. Es ist nämlich lange bekannt, dass Ethikrat und Ständige Impfkommission die über 70-Jährigen in diese Stufe eingeordnet haben.
Ende Februar sind die Arztpraxen offiziell darüber informiert worden, dass Stufe 2 zur Impfung freigegeben sei. Das war der Anlass dafür, dass mein Hausarzt mir die Buchung eines Impftermins nahegelegt hat. Den erhielt ich als 77-Jähriger dann auch problemlos für den 2. März um 11:18 Uhr. Am Eingang zum Impfzentrum wurde ich abgewiesen. Mir blieb nichts anderes übrig, als umzukehren und den zweiten Impftermin zu stornieren.
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vermeldete noch am 3. März: „… Baden-Württemberg öffnete die Impfzentren kürzlich für die gesamte Gruppe zwei.“ Auch die aktualisierte Corona-Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums vom 8. Februar 2021 weist an erster Stelle der Stufe 2 Personen aus, die das 70. Lebensjahr vollendet haben. Eigentlich sollte das den zuständigen Stellen unserer Landesregierung bekannt sein.
Lars Fabritius, Mannheim