Altlußheim. „Rheinalarm“, das kann Verschiedenes bedeuten. Für die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren bedeutet es sehr oft „Personenschaden“. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichten die Kommandanten der Altlußheimer Feuerwehr, Thorsten Lehrenkrauß und Kevin Wetzler, dass das Badevergnügen im Rhein zahlreiche Einsätze erfordert. Aus diesem Grund bitten sie die Bevölkerung eindringlich um Vernunft und um Verzicht. „Das Baden im Rhein ist lebensgefährlich“, betont Lehrenkrauß mit Nachdruck.
Die Menschen unterschätzten die Gefahren, die im fließenden Gewässer drohen. Der Rhein sei eine Bundeswasserstraße, auf der die Rheinschifffahrtsverordnung gilt. Die Fahrrinne ist dem Kommandanten zufolge auf zehn Meter Tiefe ausgebaggert, und mithilfe von aufgeschütteten Buhnen wird der Strom reguliert. Wer am Ufer des Rheins stehe, könne die Fließgeschwindigkeit beobachten. Derzeit, auch bei niedrigem Wasserstand, betrage die Wasserdurchlaufmenge 986 Kubikmeter pro Sekunde. An den Buhnen ziehe die Strömung nach unten. Um aus diesem Sog zu entkommen, müsste man auf dem Grund mit einigen Schwimmstößen herauskommen und dann wieder nach oben. Das schafften nur wenige, sehr gut trainierte Sportschwimmer.
Gefahren durch Strömung und Schiffsverkehr
„Für einen Laien unmöglich“, stellt Lehrenkrauß klar. Die vorbeifahrenden Frachtschiffe erzeugten einen Sog, der das Wasser erst zurückzieht. Stehe jemand beispielsweise bis zum Bauch im Wasser, ziehe sich das Wasser zurück, und mit der Welle kommt es mehr als einen Meter hoch zurück. Schon sei der Badende bis zum Hals oder gar über dem Kopf im Wasser. Es komme dabei nicht nur die Bugwelle, sondern dieser folgten mehrere Wellen hintereinander, die schnell die Füße vom Grund wegziehen können.
Es seien schon Badende von der Polizei aus dem Wasser beordert worden, weil sie Babys und Kleinkinder auf dem Arm hatten oder in Schwimmreifen treiben ließen, erzählt Lehrenkrauß. Diese Situationen könnten sehr schnell sehr gefährlich werden. Besonders heikel sei dieses Verhalten an den Sandbänken unter der Rheinbrücke, in der Nähe des sogenannten Monsterlochs. Auch das Klettern auf die Buhnen sei riskant, da die Steine glitschig sind und man leicht ins Wasser fallen kann.
Am Wochenende verstärkten Sportboote die Wasserbewegung zusätzlich. Komme die Meldung „Mensch im Wasser“, herrsche bei den Einsatzkräften höchste Alarmstufe. „Wir sehen einen Ertrinkenden im Wasser nur sehr schwer“, informiert Kevin Wetzler. Rheinalarm bedeute, dass in den entsprechenden Abschnitten nicht nur die Altlußheimer ausrücken. Der Alarm erstrecke sich bis Ketsch, Brühl, Mannheim und auf die andere Rheinseite, wo die Kameraden aus Speyer und Waldsee schnell vor Ort seien.
Einsatzkräfte in Altlußheim in ständiger Bereitschaft
Zusätzlich rücke die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aus. Die Altlußheimer Wehr schicke ihre Drohne voraus, die mit einer Wärmebildkamera bis einen Meter unter der Wasseroberfläche einen Körper orten kann. Mit Einsatzbooten werde eine Kette gebildet, die den Rhein absucht. „Für das Opfer ist das meist aber schon zu spät“, erklärt Kommandant Lehrenkrauß resigniert. Oft bleibe nur das Bergen einer Leiche.
Wetzler weist darauf hin, dass auch an den Treppen, die ins Wasser führen – „Steffele“ genannt – die Gefahr besteht, von den Wellen ins Wasser gezogen zu werden. Bislang habe es in diesem Sommer einen Rheinalarm gegeben, aber die Einsatzkräfte seien in Bereitschaft. Denn sie befürchten, dass mit den Sommerferien und hohen Temperaturen noch mehr Menschen den Rhein aufsuchen werden. Bis zu zehn Einsätze habe die Wehr im vergangenen Jahr gehabt.
Die eindringliche Bitte der Feuerwehr lautet: Auf keinen Fall im Rhein baden gehen und sich der Gefahr bewusst sein. Kinder seien noch stärker gefährdet, weshalb auf gesicherte Badeseen und Freibäder ausgewichen werden sollte. Sein Leben zu riskieren, um Eintrittsgelder zu sparen, solle niemand in Betracht ziehen.
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