Nahverkehr

Barrierefreiheit in Altlußheim rückt einen Schritt näher

Der Altlußheimer Rat ist mit den jüngsten Entwürfen für den Umbau der vier örtlichen Bushaltestellen einverstanden. Die Kosten schätzt die Verwaltung auf 552.000 Euro.

Von 
Markus Müller
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Die Haltestelle am Rebstöckl soll barrierefrei umgestaltet werden und der Bus künftig auf der Fahrbahn halten. © Wolfgang Gans

Altlußheim. Damit auch Menschen mit Behinderung problemlos den öffentlichen Nahverkehr nutzen können, sollen die vier Bushaltestellen in Altlußheim barrierefrei aus- und umgebaut werden. So will es der Gesetzgeber. Der Gemeinderat befasst sich mit dem Vorhaben seit 2023, als die Kommune in ein entsprechendes Förderprogramm des Landes aufgenommen wurde. Die Haltestellen befinden sich allesamt in der Hauptstraße, und zwar in Höhe der Hausnummern 113, 53 (Rebstöckl), 50 (Raiffeisenbank) und 132 (Quelle).

Auf dieser Kreisstraße seien täglich zwischen 7000 und 8000 Fahrzeuge unterwegs, sagte Christopher Wieder im Ingenieurbüro Willaredt, das die Gemeinde mit der Entwurfsplanung beauftragt hatte, in der Ratssitzung am Dienstag. Für den barrierefreien Ausbau gebe es technische Vorgaben zur Höhe der Bordsteine, zu Formaten und Formen der Pflasterplatten und Leitkanten und so weiter.

Dreimal Kaplösung statt Bucht für den Bus

Bei der Haltestelle Raiffeisenbank seien die vorhandenen Borde sehr niedrig und am Ein- beziehungsweise Ausstieg stehe ein Baum. Der aktuelle Entwurf rücke die Haltestelle in die Fahrbahn hinein – es entstehe also ein sogenanntes Buskap, bei dem der Bus auf der Straße hält statt in einer Bucht an deren Rand. Dadurch könne der Bus nach dem Stop viel leichter wieder anfahren, da er nicht auf den fließenden Verkehr achten müsse. Denn dieser werde zwangsläufig hinter ihm warten, bis die Passagiere ein- und ausgestiegen sind. Aufgrund des Umbaus werde der Gehweg künftig zwei Höhenniveaus aufweisen. Direkt vor dem Haus bleibe dieser unverändert, der Wartebereich zur Straße hin liege hingegen 20 bis 25 Zentimeter höher, damit der Einstieg in den Bus erheblich leichter ausfalle. Die Sicht auf den Fußgängerüberweg – im Volksmund Zebrastreifen – sei in Fahrtrichtung Süden nicht mehr gegeben. Deswegen habe der Kreis angeregt, diesen durch eine Fußgängerampel zu ersetzen.

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Die Haltebucht an der Hauptstraße 113 solle ebenfalls in ein Kap umgewandelt werden, erläuterte Experte Wieder. Denn bei einer Bucht hätte der Bus bei der Einfahrt über die Bordsteine im Einfahrtsbereich fahren müssen. „Was natürlich suboptimal ist“, erklärte er. Auch hier sei es erforderlich, die Höhe der Borde anzupassen. Der Gehweg werde durch das Verlagern der Haltestelle in die Fahrbahn merklich breiter. Außerdem rücke sie bei dem Vorhaben ein bisschen nach Nordwesten, was dem Eigentümer die Zufahrt zu seinem Grundstück erleichtere. Auch die Haltestelle Quelle rücke in die Fahrbahn, wobei der Umbau an dieser Stelle weniger aufwendig ausfalle. Der Gehweg werde hier ebenfalls viel breiter.

Die Haltestelle Rebstöckl könne der Bus momentan auch nicht geradlinig anfahren, sodass zwischen ihm und dem Gehweg kein Spalt bleibt. Hier solle die Bucht jedoch erhalten bleiben. „Dazu müssen wir den Einfahrbereich ein bisschen aufweiten“, sagte Wieder. Das ursprüngliche Problem an der Einmündungsseite sei mittlerweile gelöst. So sei der Bus noch vor der Einmündung wieder auf der Fahrbahn, müsse also nicht mehr - wie im ersten Entwurf - untergeordnet über die Einmündung auf die Kreisstraße zurückkehren. „Das war eine Forderung der Polizei“, betonte er.

Behindertenbeauftragte gibt grünes Licht

„Wir haben mehrere Schleifen gedreht“, pflichtete ihm Bürgermeister Uwe Grempels bei und erinnerte an die Gespräche unter anderem mit der Verkehrsbehörde Hockenheim, dem Rhein-Neckar-Kreis, der Polizei sowie den betroffenen Grundstückseigentümern. Die Haltestellen außerhalb des Dorfs an der Straße zwischen Alt- und Neulußheim habe der Kreis inzwischen bereits barrierefrei umgebaut. Diesen Arbeiten habe sich Kommune angeschlossen, da sie für die Wartehäuschen verantwortlich sei. „Dabei haben wir uns an der Gestaltung in Neulußheim orientiert, damit ein einheitliches Bild entsteht“, erläuterte er.

Was die innerörtlichen Haltestellen angeht, stünden nun die Abstimmung mit den Trägern öffentlicher Belange an, erläuterte Ingenieur Wieder. Die wichtige Abstimmung mit der Behindertenbeauftragten sei schon erfolgt. „Sie hat sich die Pläne angeschaut und so, wie sie jetzt sind, abgenickt“, berichtete er. Das sei eine bedeutende Grundlage, um Fördermittel zu erhalten.

Ihre Fraktion stehe dem Umbau positiv gegenüber, sagte Ines Schweickert (CDU). Zumal davon nicht nur Menschen mit Behinderung profitierten, sondern auch Passagiere mit Kinderwagen oder Fahrrad. „Alles wird einfacher. „ Bedenken hatte sie wegen der höheren Bordsteine im Hinblick auf Kinder und ältere Mitbürger, die auf dem Gehweg fahren. „Wir haben in der Hauptstraße generell keine optimale Lösung. Das Radfahren auf dem Gehweg war bei den Planungen nachrangig“, erklärte der Bürgermeister hierzu. Kosten werde der barrierefreie Ausbau der Haltestellen schätzungsweise 552.000 Euro.

Richard Schmitt (SPD) wiederholte den Vorschlag, die Haltestellen umzubenennen. Raiffeisen und Rebstöckl könnten Ortsmitte getauft werden, Quelle künftig Hauptstraße-Ziegelstraße heißen und Hauptstraße 113 stattdessen Hauptstraße-Hinterstraße. Das müsse mit dem Kreis und dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar besprochen werden, betonte Grempels. Vielleicht sei es zum Beispiel Fahrplanumstellung möglich.

Klaus Oettinger (FWG) bescheinigte den Entwürfen einen neuen Reifegrad. „Wir sind einen Riesenschritt weitergekommen“, sagte er. Seine Fraktion sei neben der Entwurfsplanung auch damit einverstanden, dass die Verwaltung die Genehmigungsplanung für den Förderantrag vorantreibt, das Ingenieurbüro mit den hierfür nötigen weiteren Planungsleistungen beauftragt sowie vorbehaltlich der Förderzusage die Bauarbeiten ausschreibt und an den wirtschaftlichsten Bieter vergibt. Dem schlossen sich CDU, Grüne und SPD an.

Redaktion

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