Altlußheim. „Sparkasse schließt weitere Standorte“ – wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von dem Aus für die örtliche Filiale in der Woche vor Weihnachten in der Gemeinde, nachdem unsere Zeitung von den Plänen des Geldinstituts berichtet hatte: Der Name Altlußheim wurde im Zusammenhang mit den Schließungen als einer von drei genannt – betroffen sind auch der Rohrhof in Brühl und die Schwetzinger Oststadt.
Für die Gemeinde, in der es neben der Sparkasse nur noch die Volksbank gibt, eine kleine Katastrophe, wie Zlatan Poksiva und Manuela Schwäger befanden. Gerade ältere Menschen seien auf eine Bank vor Ort angewiesen und wer weis, ob das eine Institut nicht dem Vorbild des anderen folgen werde. In ihnen reifte der Entschluss, die Entscheidung aus Heidelberg, wo die Sparkasse ihren Sitz hat, nicht so einfach hinzunehmen. Gut eine Woche später zeigte sich das erste Resultat – im Restaurant Blautanne traf sich die Bürgerinitiative „Rettet die Sparkassenfiliale Altlußheim“ zu ihrer ersten Sitzung.
Bestürzung im Ort
Schon am ersten Weihnachtsfeiertag hat Manuela Schwäger eine Online-Petition ins Leben gerufen (openpetition.de) um Mitstreiter zu finden. Wie sie bei der Gründungsveranstaltung der BI stolz verkündete, haben bis zum Donnerstagabend 81 Menschen die Petition unterschrieben. Auch dank Bürgermeister Uwe Grempels, so Schwäger, der zeitnah über Facebook von der geplanten Schließung der Sparkassenfiliale Ende April berichtet hat. Für viele Bürger ein Weckruf, wie der gute Besuch bei der Gründungsveranstaltung zeigte. Unter den Besuchern auch der Landtagsabgeordnete Andreas Sturm aus Neulußheim und zahlreiche Altlußheimer Gemeinderäte, wobei von diesen unisono begrüßt wurde, dass der Protest gegen die Schließung von den Bürgern getragen werde, nicht von den Parteien.
Momentan, so Schwäger, gehe es darum, im Ort zu informieren, Mitstreiter zu gewinnen. Und letztlich gehe es darum, die Bank im Ort zu behalten. Kein leichtes Unterfangen, aber wer nicht anfängt, der habe schon verloren. Wobei in der Runde die Vermutung laut wurde, dass sich die drohende Schließung schon vor Jahresfrist angekündigt habe, als Kundenberater in die Filiale nach Neulußheim abgezogen und die Öffnungszeiten in Altlußheim reduziert wurden.
Ungeachtet dessen, der BI geht es vordringlich um den Erhalt „ihrer“ Filiale. Diese sei nicht nur Bank, sondern auch Ort der Begegnung, des sozialen Miteinanders, ähnlich wie ein Tante-Emma-Laden: Man kennt sich, schätzt den Umgang miteinander. Womit ausdrücklich auch die Mitarbeiter der Bank gemeint waren, die für viele Menschen mehr als nur Berater seien. Insbesondere die älteren Bürger wären von der Schließung betroffen. Zlatan Poksiva nennt sich als Beispiel: Schwerbehindert, ohne Internet oder Handy sei er auf die Bank vor Ort angewiesen. Mit dem ÖPNV nach Neulußheim zu fahren, sei für ihn keine Alternative, wie soll er dort von der Haltestelle Rathaus zur Sparkasse kommen.
Dieses angewiesen sein auf die Bank werde noch dadurch verschärft, so der Tenor, da mit der Schließung auch die Automaten vor Ort abgebaut werden, es künftig keinen Geldautomaten der Sparkasse mehr im Ort gibt. Den Hinweis auf die rollende Sparkasse, kurz „Rolfi“, die einmal in der Woche vor Ort sein soll, ließ niemand gelten. Zum einen sei das Gefährt nicht behindertengerecht ausgebaut, zum anderen von der Verfügbarkeit zu minimal.
Doch es sind nicht nur alte Menschen betroffen, wie in der Runde zu hören war, sondern auch Menschen, die sich gegen Online-Banking sträuben. Wobei auch das Argument zu hören war, weshalb man seiner Bank treu bleiben soll, seine Gebühren bezahlt und dann in die digitale Welt gezwungen wird. Dann könne man gleich die Bank wechseln.
Beim Neujahrsempfang präsent
Und es gehe, so Schwäger, auch um ein Stück Kultur. Alte auszugrenzen sei eine Sache, die Gepflogenheiten des Weltspartags aufzugeben, mit dessen Hilfe Kinder an das Thema Geld und Sparen herangeführt wurden, eine andere. In der Summe Gründe genug für die Gruppe, sich für den Erhalt der Sparkasse im Ort starkzumachen.
Dies soll in den nächsten Tagen durch die Sammlung von Unterschriften gefördert werden. In den Geschäften im Ort, in Praxen und Apotheken sollen Listen ausliegen, in die sich Bürger eintragen können. Mit möglichst vielen Unterschriften im Gepäck will die BI dann das Gespräch mit den Verantwortlichen der Sparkasse suchen.
Ein zweites wichtiges Ziel ist der BI der Neujahrsempfang der Gemeinde am Dienstag, 10. Januar, ab 18.30 Uhr in der Rheinfrankenhalle. Dort wird die BI mit einem Stand vertreten sein – die Zustimmung von Bürgermeister Grempels hat sie – und für ihr Anliegen werben. Mit einem gehörigen Stück Optimismus, wie Manuela Schwäger feststellt, die mit dem Start der Bürgerinitiative mehr als nur zufrieden ist.
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