Altlußheim/Neulußheim. Hinter die zweite Badesaison unter Corona-Vorzeichen zogen die Mitglieder des Zweckverbandes Lußheim bei ihrer Versammlung im Neulußheimer Haus der Feuerwehr einen wenig euphorischen Schlussstrich. Denn wenn sich der idyllische See im Vorjahr auch dank fehlender Konkurrenz in der Region sehr gut behaupten konnte, so macht ihm heuer sein natürlicher Feind einen Strich durch die Rechnung: das Wetter. Ein verregneter Sommer verwässerte die Zahlen, am Ende stand das zweitschlechteste Ergebnis in der Bilanz.
„Die Saison stand unter schlechten Vorzeichen“, fasste Verbandsvorsitzender Uwe Grempels den sommerlichen Badespaß am Blausee zusammen. Wegen der Corona-Pandemie habe der Badebetrieb erst im Juni starten können, da sei der Sommer schon so gut wie gelaufen gewesen. Zwar habe der Juli noch Hoffnung gemacht, doch dann habe der Regen sämtlichen Optimismus weggespült.
In nackten Zahlen laute die Rechnung knapp 60 000 Besucher und Einnahmen von rund 183 000 Euro, fasste Grempels das Ergebnis zusammen. Nur 2014 fiel die Bilanz mit 48 000 Besuchern und Einnahmen von 144 000 Euro schlechter aus.
Zum Vergleich – im vergangenen Jahr kamen rund 95 000 Besucher an den Blausee, bei einer normalen Öffnung im Mai wär die 100 000er-Marke geknackt worden. Im Schnitt der Jahre pendelt die Besucherzahl zwischen 60 000 und 80 000 Badegästen, das diesjährige Ergebnis findet sich mit exakt 59 448 Besuchern knapp darunter.
Verkauf von Dauerkarten steigt
Auch wenn das Wetter diesmal nicht mitspielte, die Erfahrungen aus dem ersten Corona-Jahr retteten die Bilanz, rechnete Grempels den Verbandsmitgliedern, Gemeinderäte aus Neulußheim und Altlußheim, vor. Beim großen Andrang im vergangenen Jahr war unter Corona-Vorzeichen derjenige im Vorteil, der im Besitz einer Saisonkarte war. Was sich im diesjährigen Verkauf niederschlug. An Erwachsene wurden 1069 Dauerkarten verkauft, unter dem Vorzeichen ermäßigt waren es 590 und bei den Familienkarten 904 Saisonkarten. Was sich bei den Einnahmen von 183 000 Euro positiv niederschlug.
„Nicht so berauschend“, schloss Grempels seinen Blick auf die Zahlen, die Quantität, und wendete sich der Qualität zu: „Wer ins Bad kam, war zufrieden“, stellte er fest. Den guten Ruf, den der Blausee besitzt, unterstrich Grempels mit einem unerwarteten Besuch: Kontrolleure schauten vorbei und inspizierten das Hygienekonzept. „Ohne Beanstandungen“, wie der Verbandsvorsitzende hinzufügte. Auch von den Besuchern habe es nur positive Rückmeldungen gegeben. Grundsätzlich seien diese froh gewesen, dass die Freizeitanlage geöffnet wurde, im Detail habe es Lob für den Betreiber und die Sauberkeit auf dem Gelände gegeben.
Der Neulußheimer Sven Nitsche (FWV) hakte bei der hohen Zahl an verkauften Dauerkarten ein und wollte wissen, ob sich die durch den Verkauf gewonnenen Daten für eine Marketingaktion nutzen ließen. Er erhofft sich dadurch eine bessere Kundenanbindung. Was Verbandsrechner Andreas Emmerich, Neulußheim, mit einem Verweis auf die Datenschutzbestimmungen verneinte. Möglich wäre, da war er sich mit Grempels einig, eine Anbindung der Badegäste über die Homepage und eine App-Lösung. Doch hierfür brauche es Personal, mahnte er.
Bürgermeister Gunther Hoffmann, Neulußheim, verwies auf den „normalen Badebetrieb“ ohne Corona, den sich alle für das kommende Jahr erhoffen und bei dem die Tageskarten das Geschäft bestimmen würden, nicht die Dauerkarten.
Dennoch, beharrte Nitsche, Besucherzahlen seien nicht gottgegeben und mit verschiedenen Aktionen, Gutscheinen beispielsweise als weihnachtliche Geschenkidee oder Flyer könnte und sollte mehr Werbung für die Freizeitanlage gemacht, sie einem größeren Personenkreis vorgestellt werden.
Dr. Holger O. Porath (Grüne), Altlußheim, pflichtete Nitsche bei, Marketing sei wichtig und eine Dauerkartenaktion könne durchaus ein Service für langjährige Besucher sein. Doch noch seien die Zahlen des Verbandes gut, bestehe kein Handlungsdruck, plädierte er für eine sorgfältige Vorplanung. Was sich Grempels als Hausaufgabe für die Wintermonate notierte.
Votum für Leckageüberwachung
Nach dem Blick auf die Badesaison, der mit einem Dank an die Bürgermeister Grempels und Hoffmann endete, die es mit ihren Mitarbeitern erst ermöglichten, dass die Freizeitanlage öffnen konnte, richtet die Versammlung den Fokus auf das zweite Standbein des Zweckverbandes, die Abwasserbeseitigung. Und damit auf ein Problem mit einem Umfang von gut einer Million Euro.
Ursprünglich hatte der Verband ein eigenes Klärwerk unterhalten. Übrig geblieben ist eine Abwasserdruckleitung, die von der Höhe des Häckselplatzes in Altlußheim bis zur neuen Verbandskläranlage „Bruchniederung“ reicht und über die beide Kommunen an das Werk angeschlossen sind.
Geplant ist vom Zweckverband der Neubau eines Regenrückhaltebeckens. Dieses Projekt hängt von der vorhandenen Druckleitung ab und eine Untersuchung zeigte nun, dass die 40 Jahre alte Leitung einer zusätzlichen Leistung von 130 Litern pro Sekunde nicht gewachsen ist. Da die Leitung zudem weder über eine Revisions- noch eine Reinigungsöffnung verfügt, sieht das planende Ingenieurbüro keine Alternative zu einem Neubau.
Die Verbandsversammlung hatte nun über zwei Alternativen zu entscheiden – eine Leitung mit einer Leckageüberwachung oder ohne. Was sich in 800 000 oder 950 000 Euro an Investitionen niederschlägt. Trotz um rund 150 000 Euro höheren Kosten sah Grempels keine andere Möglichkeit als für die Leckageüberwachung zu votieren. Die Leitung führt am Blausee vorbei, ein unentdecktes Leck könnte für den See und das Grundwasser schwerwiegende Folgen haben.
Gunther Hoffmann äußerte sich ähnlich, bezeichnete die Mehrkosten als notwendig. Angesichts der 60 000 Liter Abwasser, die pro Stunde durch die Leitung rauschen, sei die Leckageüberwachung ein Muss. Ansonsten bräuchte man sich im Schadensfall keine Gedanken übers Marketing für den See mehr machen.
Versorgungssicherheit im Blick
In den Augen von Friedbert Blaschke (FWV), Altlußheim, gehe es auch um die Versorgungssicherheit der beiden Gemeinden, die mit ihren Abwässern an dem Strang hängen und Kay Schweikert (CDU), Altlußheim, betonte den Aspekt der erhöhten Sicherheit. Dr. Porath erinnerte an ein anderes Leck, bei dem unbemerkt einiges an Wasser in der Nähe des Blausees versickerte. „Zum Glück war es Trinkwasser“, stellte Winfried Vaudlet (SPD), Neulußheim, fest, der sich gleichfalls für die Mehrausgaben aussprach. Sven Nitsche plädierte dafür, bei der Ausschreibung der Arbeiten nicht auf den billigsten Bieter zu schauen, sondern zu prüfen, ob dieser auch über entsprechend Personal und Material verfüge. Was ihm Grempels zusicherte, der die einstimmig angenommene Beschlussvorlage um den Ausdruck wirtschaftlichsten statt preisgünstigsten modifizierte.
Blieb ein letzter Tagesordnungspunkt – der Wirtschaftsplan für das Jahr 2022, den Verbandsrechner Andreas Emmerich vorstellte. Ein Plan wie die Vorjahre und ohne besondere Vorkommnisse, sieht man von der im Abwasserbereich eingeplanten Kreditaufnahme von einer Million Euro ab, die zur Finanzierung der Abwasserdruckleitung nötig wird.
Die wichtigste Kennzahl hatte Emmerich am Schluss – der Gesamtzuschuss beider Gemeinden wird 211 000 Euro betragen, im Vorjahr waren es 205 000 Euro.
Bei den Bekanntgaben führte Grempels an, dass der Betriebsführungsvertrag mit Roger Erb bis 2023 verlängert wurde und die traditionelle Begehung am Blausee durch die Verbandsversammlung im April stattfindet. Beim Tagesordnungspunkt Anfragen brachte Thomas Birkenmaier (CDU), Neulußheim, das dritte Betätigungsfeld des Verbandes ins Spiel – die Skateranlage. Diese müsse dringend überholt und den Zeitläufen angepasst werden. Woraufhin sich die Versammlung einigte, vor der Begehung des Blausees im April bei der Anlage vorbeizuschauen.
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