Altlußheim. Die Sanierung der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule wird Architekt Jürgen Roth als eine der kompliziertesten Maßnahmen in Erinnerung bleiben, die ihn bisher beschäftigten. Ständig neue Überraschungen hätten ihn als Planer auf Trab gehalten, zollt er dem Bauwerk seinen Respekt und ist zugleich stolz auf das Ergebnis. Das kann sich sehen lassen , fast ist man beim Rundgang mit Bürgermeister Uwe Grempels, den Gemeinderäten Christa Rettig und Friedbert Blaschke sowie Rektorin Anja Ott und Hubertus Zahn, dem Leiter des Bauamts, geneigt, den Vergleich mit dem hässlichen Entlein zu wagen, das sich bekanntlich zum stolzen Schwan entwickelte.
Den frappierendsten Unterschied von Alt zu Neu erlebt der Besucher gleich im Foyer. Das alte Entree mit dem Charme der 70er-Jahre, Waschbeton im Außenbereich und auf der Zugangstreppe, die von dem Begriff Barrierefreiheit noch keine Ahnung hat, ein Lüftungsschaft, der sich drohend in die Höhe reckt und die übliche Vollverglasung des Eingangsbereichs, setzte sich nahtlos ins Innere fort. Gleich nach der Eingangstür ging eine Treppe linkerhand ins Untergeschoss zum Hallenbad, eine weitere Richtung Stirnseite zur Sporthalle.
Und heute? Ebenerdig umschließt der Schulhof den Eingangsbereich der Halle, die in ihrer Formensprache nun mit dem Neubau der Albert-Schweitzer-Schule korrespondiert. Ein Anbau gliedert den Eingangsbereich, moderne Glaswände laden zum Besuch ein. Und bringen viel Licht ins Foyer, das sich hell und aufgeräumt präsentiert. Die seitliche Treppe ist verschwunden, einem Aufzug gewichen, mit dem die Barrierefreiheit im gesamten Gebäude sichergestellt wird. Helle Wände strahlen den Besucher freundlich an.
Prellwände schützen Sportler
Vom Foyer geht es direkt in die Turnhalle, die einen speziellen Bodenbelag erhielt, der optimal auf Grundschüler abgestimmt ist. Die hohe Fensterfront rechterhand ist verschwunden, mit ihr wurde ohnehin im Winter nur die Umwelt geheizt. Stattdessen wurde die Wand hochgezogen und gedämmt – sie entspricht nun, wie Roth feststellt, dem Stand der Dinge in Sache energetische Sanierung.
Die Wände sind mit Holz verkleidet, was nicht nur schmückt, sondern auch dem Schutz dient, puffern sie doch einen Aufprall durch Sportler. Auch die Decke wurde neu gestaltet, sie wurde von einem Tunnel unterteilt, in dem die Abwasserrohre des Dachs verlaufen, so dass auf diesem künftig kein Regenwasser mehr stehen wird. Zugleich wurde das Dach fit für die Zukunft gemacht, bei Bedarf ist eine Photovoltaikanlage problemlos zu installieren.
Links der Halle liegen die Umkleidekabinen samt Duschen, allesamt neu gestaltet und in hellen, freundlichen Farben, das Mobiliar mit viel Holz. Vom Kabinentrakt geht es in den Stiefelgang, an dessen Stirnseite sich ein Behinderten-WC findet und dessen Längswand mit seinen Klinkersteinen den Altbau zitiert. Ein gewollter Gegensatz zu den ansonsten verwendeten modernen Materialien, wie Roth betont.
Zurück ins Foyer geht der Weg hinab ins Untergeschoss, in dem die wahre Herausforderung für den Architekten lauerte: das alte Hallenbad. Der Beton musste raus und die Zu- und Ableitungen, zum Teil in einem Kriechkeller verlegt, entfernt werden. Pläne aus der Bauzeit gab es kaum und so gerieten die Arbeiten zur Entdeckungsreise. Zurück blieb ein Betontorso mit unterschiedlichen Bodenhöhen und einer kaum nutzbaren Fläche.
Doch wie Roth so schön sagte, „da muss man Hirnschmalz investieren“, ließ er seinen Gedanken freien Raum. Vom Flur ausgehend nahm dessen Bodenhöhe als Niveau fürs Untergeschoss, glich fehlende Höhe mit einer Holzkonstruktion aus und nutzte die Reste des seitlichen Beckenrandes als barrierefrei Rampe hinab in die Halle, hinein in den neuen Mehrzweckraum der Gemeinde. Eine Teeküche, ein Gerätelager und die Technikräume runden das Untergeschoss ab.
Schwierig waren für Roth nicht nur die Arbeiten, sondern auch die Vorgehensweise. Erst gab es vom Rat die Vorgabe, das Obergeschoss zu überplanen, später kam das Untergeschoss hinzu. „Man wusste wohl nicht, was mit dem Bad machen“, so Roth.
Wusste man schon, meint Blaschke, doch sollten die Arbeiten wegen der Finanzen nicht auf einmal vorgenommen werden. Dem stimmt Grempels zu, insgesamt wurden 2,3 Millionen Euro verbaut, kein Pappenstiel für die Gemeinde. Was den Bürgermeister am meisten freut an der neuen Halle – zusammen mit der Schule bildet sie nun eine Einheit, abgerundet durch den Schulhof: „Ein Ensemble wie aus einem Guss.“
„Keine Stunde fiel aus“
Rektorin Ott freut sich gleichermaßen über die neue Halle und ist voll des Dankes über die langwierige Umbauzeit. Nicht wegen deren Länge, sondern weil sie dank vieler Helfer problemlos gestemmt wurde, keine Unterrichtseinheit musste ausfallen. Manche AG konnte ins Bürgerhaus ausweichen, Sportunterricht fand in der Rheinfranken-Halle statt und durch die Gemeinde wurde ein Shuttle-Service eingerichtet, mit dem der Schwimmunterricht in Rheinhausen stattfinden konnten. Ihr Dank galt auch den Hausmeistern, die mit dafür sorgten, dass die Gerätschaften immer zur rechten Zeit am rechten Ort waren.
Nunmehr kann der Schulsport zurück in die Halle, wie auch die Vereine. Tischtennis, Volleyball, Gymnastik, Turner oder GymTa – sie alle sind potenzielle Nutzer. Wie Grempels anfügt, ist man noch in der Findungsphase, werden Zeiten und Anforderung abgewogen.
Zumal ja jetzt im Keller eine Mehrzweckhalle zur Verfügung steht. Dort können die AGs der Schule ihren Platz finden, können Vorträge stattfinden, kann bestuhlt werden. Die Stirnwand, merkt Zahn an, wurde als Leinwand angelegt, an der Decke sind Befestigungen für einen Beamer, so dass auch Präsentation in dem Raum Einzug halten können.
Künftig kann die Schule die Halle auch doppelt nutzen, beispielsweise bei Regenpausen, freut sich Ott, die noch einen anderen Grund zur Freude hat: Die Einschulungsfeiern kehren zurück ins Schulhaus.
Info: Weitere Bilder unter schwetzinger-zeitung.de
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