Altlußheim. Finden sich Menschen mit gemeinsamen Interessen zusammen, zu einem Hobby, das verbindet, entsteht meist über kurz oder lang ein Verein, in dem die Kräfte gebündelt werden. Jeder Gesangsverein und jeder Sportclub ist ein beredetes Beispiel dafür, dass sich in der Gemeinschaft mehr erreichen lässt. Doch es gibt auch Vereine, deren Zweck ist nicht nach innen gerichtet, sondern zielt auf die Außenwirkung. Ein solches Beispiel ist der Vogelverein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, einen Park zu schaffen, der den Menschen dient.
Wenn es nur darum ginge, an den Vögeln seine Freude zu haben, sinniert Vorsitzender Volker Strasser, könne er es sich auf daheim bequem machen und seinen Kanarienvögeln zuschauen. Nein, mit dem Vogelpark haben er und seine Mitstreiter andere Ziele, verfolgen sie den Plan, den Menschen die Vogelwelt näherzubringen. Führungen mit Schulklassen oder Kindergärten, bei denen die Kinder Informationen zu den Tieren erhalten, sie deren Schönheit kennenlernen, solche Gedanken schweben den Mitgliedern des Vogelvereins vor.
Doch bis diese Vorstellung Realität wird, ist es noch ein langer, arbeitsreicher Weg. Seit das Team um Volker Strasser vor rund zwei Jahren das Ruder übernahm, sind die Helfer regelmäßig samstags im Vogelpark anzutreffen, bestimmt das Wort vom Arbeitseinsatz das Wochenende. Alte Volieren müssen abgerissen, neue aufgebaut werden, Wege sind herzurichten, Futterhäuser zu bauen, Bäume zu pflanzen und Teiche zu sanieren. Und die Schatten der Vergangenheit müssen bekämpft werden.
Unter Misswirtschaft gelitten
Es ist kein Geheimnis in der Gemeinde, dass der Vogelpark seit vielen Jahren in einen Dornröschenschlaf versunken ist. Misswirtschaft und Sorglosigkeit hatten letztlich mit dazu geführt, dass das Veterinäramt einen Schlussstrich zog und den Park stilllegte. Das Tor abgeschlossen, die Öffentlichkeit ausgesperrt, entrückte die Anlage dem öffentlichen Bewusstsein. Bis nun mit Strasser und Co. neues Leben einkehrte. Wenn auch noch im Verborgenen, wofür jedoch in erster Linie die Corona-Pandemie sorgte.
Doch das Virus ist vorerst zurückgedrängt, im Park herrscht Aufbruchstimmung und ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Gunter Hofmann, im Verein der Öffentlichkeitsarbeiter, sitzt beim Gespräch mit unserer Zeitung zusammen mit Volker Strasser auf der Terrasse der Vereinsgaststätte und zeigt mit einer Armbewegung auf das Gelände. Vom Eingang bis hin zur Außenbestuhlung der Wirtschaft wurde auf der Terrasse der Bodenbelag neu verlegt. Auf 350 Quadratmetern wurde der Untergrund hergerichtet und wurden Fliesen verlegt. Eine immense Arbeit, die nur gestemmte werden konnte –, wie viele andere Arbeiten auch – weil in dem Team erfahrene Handwerker mitarbeiten. Für jeden Handgriff ein Experte. Da gibt es Maurer, Elektromeister, ehemalige Poliere und viele mehr, ohne die die Sanierung des Vogelparks nicht gelingen könnte.
Es sind viele Dinge, die bei den Arbeiten zu bedenken sind, viele Details, die auf den ersten Blick nicht ins Auge fallen. So wurden beispielsweise Wasserleitungen verlegt, die es erlauben, mit einem Dreh am Hahn die Bewässerungsanlage in Gang zu setzen. Angesichts der großen Fläche der Anlage, der vielen Sträucher, Büsche und Gräser und der immer trockener werdenden Sommer eine große Erleichterung. Oder die neuen Volieren: In jeder wurde im Untergrund ein Drahtgeflecht verbaut, das die Mäuse fernhält. Kleinigkeiten mit großer Wirkung, an die man erst einmal denken muss.
Nun gilt es noch den Rundweg durch den Park herzurichten – neuer Untergrund, wasserdurchlässige Deckschicht und Randstreifen auf gute 500 Metern Strecke, dann ist langsam Land in Sicht, kann an eine vorsichtige Öffnung des Parks gedacht werden. Die Voliere für die Fasanen ist dank einer großzügigen Spende schon fertiggestellt. Andere Volieren sind schon erneuert, weiter werden folgen, müssen noch gebaut werden. Ein neues Futterhaus dient gleichzeitig als Quarantänestation, das andere mit Heizstrahlern als Winterquartier. Überall wurde Strom und Wasser gelegt, sodass der ganzjährige Betrieb sichergestellt ist. Das Entenhaus ist fertig, die Anlage gegenüber wartet auf Gänse, der Teich ist abgedichtet und kann bald wieder mit Wasser gefüllt werden und im Taubenhaus herrscht wieder Leben.
Das Entree des Parks wurde durch den neuen Bodenbelag schon aufgewertet, derzeit entsteht direkt gegenüber dem Tor eine Holzvoliere – allein der Materialwert liegt bei gut 4000 Euro –, in die später der Dompfaff einziehen soll. Ein schwierig zu haltender Vogel, merkt Strasser an, doch für den Verein ein Muss – immerhin ist es sein Wappenvogel.
Die große Voliere rechts vom Eingang steht noch leer, ist mit Bambus zugewuchert gewesen, der grob entfernt wurde. Nun sollen es Hühner richten, die einige Zeit in die große Voliere einziehen, um sie sauber zu kriegen. Die Genehmigung vom Veterinäramt liege vor, so Strasser, der eng mit der Behörde zusammenarbeitet, der den Park in sicheres Gewässer steuern will. Für jedes Tier im Park gib es Vorschriften, die beachtet werden müssen. So haben sich beispielsweise zwei Mitglieder zu Futtermeistern ausbilden lassen, was den Handlungsspielraum im Park enorm vergrößert.
Kurzum, das Gerüst des neuen Vogelparks nimmt Gestalt an und nun soll es mit Leben gefüllt werden, wobei Strasser und Hofmann den Wert auf Nachhaltigkeit legen. Zum einen sollen überwiegend heimische Tiere angesiedelt werden – Kanarien und Wellensittiche zählen nicht, sie sind für den Park ein Muss und auch die Fasanenvögel bleiben bei dieser Betrachtung außen vor. Vielmehr gilt jedoch: Für jedes Tier im Vogelpark muss es einen Paten geben. Womit Strasser nicht aufs Geld zielt, sondern auf den Unterhalt. Pate sein bedeutet, sich um das Tier zu kümmern, es zu füttern und die Voliere sauber zu halten. Die Futterkosten und Ähnliches trägt der Verein, der Pate muss seine Zeit investieren.
Zur Nachhaltigkeit tragen auch die von Obstbaumeister Florian Schmidt gespendeten Apfelbäume bei. Sie erfreuen das Auge, nützen den Bienen und liefern Futter für die Vögel. Stichwort Bäume: 13 hat der Verein fällen müssen, 20 sollen neu gepflanzt werden oder wurden es schon, darunter Glocken- und Judasbäume und der tiefwurzelnde Kiribaum. Und überall, wo es geht, sind Nistkästen aufgehängt – Leben soll nicht nur in den Volieren herrschen.
Mit dem bisher Erreichten kann das Team zufrieden sein, wobei Hofmann nicht müde wird, das Wirken Strassers zu loben, dem es gelungen ist, aus vielen Individuen des Vereins eine harmonische Truppe zu formen, in der alle am gleichen Strang ziehen. Wobei ihm zugutekommt, dass das Durchschnittsalter im Verein vergleichsweise niedrig ist, noch viele Schaffer an Bord sind und man mit dem Partnerverein Viernheim eine helfende Stütze zur Seite hat.
Suche nach „grünem Daumen“
Ganz besonders stolz ist man im Verein, dass alle Arbeiten ehrenamtlich geleistet werden, von Spenden und Mitgliedsbeiträgen getragen. Von der Gemeinde werde man unterstützt wie alle anderen Vereine auch – mehr wolle man auch nicht. Und wenn Hofmann und Strasser noch einen Wunsch frei hätten, sie bräuchten nicht lange nachzudenken: Eine Person, die sich der Grünanlagen annimmt, wird händeringend gesucht. Jemand fürs Gießen, den Grünschnitt oder das Unkrautzupfen, kurzum, jemand, der den grünen Daumen hat und gerne gärtnert. Wer sich angesprochen fühlt, darf sofort beim Vogelverein vorstellig werden. Natürlich, fügt Strasser hinzu, „im Ehrenamt“, so wie alle im Verein für ihren Park arbeiten.
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