Reilingen/Hockenheim/München. „München wird ab jetzt einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben.“ Dass die Stimmung bei den European Championships eine ganz einmalige war, bestätigte auch Niklas Kaul nach seinem 1500-Meter-Lauf, nachdem feststand, dass der Zehnkämpfer Gold gewonnen hatte. Diese unvergessliche Stimmung erlebten neben den vielen Sportlern auch die Volunteers, also die freiwilligen Helfer, aus dem Verbreitungsgebiet dieser Zeitung Christian Klee (Hockenheim), Nathalie und Maren Ryll (Reilingen, alle DJK Hockenheim). Hier berichten sie von ihren Erlebnissen bei den Europameisterschaften, die auf außergewöhnlich großes Publikumsinteresse gestoßen sind.
Die Bewerbung für unsere Volunteer-Tätigkeit haben wir bereits im Mai 2021 abgeschickt. Im Dezember kam dann die Zusage, bei der uns auch zugleich der Einsatzbereich mitgeteilt wurde: Wir werden bei der EM im Besucherbereich bei der Leichtathletik tätig sein. Nach der Zusage haben wir unsere gewünschten Einsatztage angepasst, an der Online-Schulung teilgenommen sowie verschiedene Tests absolviert.
Flair der Sportarten aufsaugen
Vor einer Woche ging es für uns schließlich mit großer Vorfreude nach München. An unserem Ankunftstag haben wir unsere Akkreditierung sowie die Volunteer-Kleidung in Hellblau abgeholt. Mit der Akkreditierung waren wir berechtigt, bei allen Wettkämpfen der European Championships kostenfrei zuzuschauen.
Die European Championships sind die größte Sportveranstaltung in München nach Olympia 1972. In neun Sportarten werden Wettkämpfe ausgetragen und die Europameister ermittelt. Vor unserem ersten Einsatz nutzten wir die Zeit, um uns die Wettkämpfe im Klettern, Triathlon, Bahnrad und vom Rudern anzuschauen und konnten da bereits einige Medaillen bejubeln. Am Sonntag, bevor die Leichtathletik-Wettkämpfe begannen, besuchten wir eine Schulung vor Ort. Dabei wurden unsere genauen Tätigkeiten und die Tagesabläufe während der Einsätze vorgestellt und auch das Verhalten in Ausnahmesituationen erläutert. Zusätzlich haben wir eine Führung durch das Olympiastadion erhalten.
Schichtbeginn um 7 Uhr
Wir haben uns für die Schichten in den Vormittagssessions entschieden, um abends die Wettkämpfe mit den Medaillenentscheidungen auf der Volunteertribüne zu verfolgen. Schichtbeginn war jeden Morgen um 7 Uhr, bis dahin mussten wir am Volunteercenter einchecken und uns im Olympiastadion einfinden. Bis zur Stadionöffnung um 8 Uhr wurden uns die Zuschauerzahlen für den jeweiligen Tag durchgegeben, es wurde über vorangegangene Schichten reflektiert und mögliche Verbesserungen angesprochen. Anschließend haben wir uns in kleineren Teams zusammengefunden.
Besucher im Empfang genommen
Jedes Team hatte einen Bereich im Stadion, das von den Volunteers betreut wurde. Wir waren in jeder Schicht am Eingang Nord und haben die Besucher empfangen, Fragen beantwortet und sie zu den Rängen geleitet. Bei Wettkampfbeginn haben wir andere Volunteers an den Blöcken unterstützt. Dort war unsere Aufgabe, den Zuschauern ihre Reihen zu zeigen und den Besucherstrom zu leiten.
„Die Menschen waren hier total nett, man hat ihnen gerne weitergeholfen. Es war eine unfassbar schöne Erfahrung“, sagt Nathalie Ryll mit einem breiten Lächeln und ergänzt: „Mich hat ein Volunteer von 1972 angesprochen und mir ganz stolz seinen Volunteerausweis gezeigt, diesen haben wir dann mit meinem verglichen.“ Damals haben die Volunteers 2 Mark als Taschengeld erhalten. Das war schon der einzige Unterschied zu früher. „Dieses Gespräch war für mich der schönste und emotionalste Moment der EM“, blickt Nathalie Ryll zurück. Nach den jeweiligen Einsätzen haben wir mit anderen Volunteers zu Mittag gegessen und weitere Wettkämpfe auf den Fernsehbildschirmen verfolgt.
Gänsehautmomente erlebt
Für Christian Klee war der Dienstagabend ein absolutes Highlight, das er, wie viele andere, nicht vergessen wird. Die Stimmung im Olympiastadion mit der Entscheidung im Zehnkampf und der Goldmedaille für Niklas Kaul sowie der emotionalen Verabschiedung von Zehnkämpfer Arthur Abele von der Sportbühne war bis zu diesem Zeitpunkt schon sehr aufgeheizt, was sich bis zum 100-Meter-Finale weiter zuspitzte. Das Zittern hat sich mit der Auswertung des Zielfotos und der Gewissheit, dass Gina Lückenkemper die Goldmedaille gewonnen hatte, zu einem lautstarken Jubeln gewandelt.
„Das war ein Abend, bei dem wirklich jeder im Stadion Tränen in den Augen hatte“, fasst Nathalie Ryll den Abend zusammen. Dass der Sport auch mehr als Gold, Silber und Bronze ist, hat der erste Vorlauf des 3000-Meter-Hindernislaufs gezeigt. Der Däne Axel Vang Christensen stürzte in Führung liegend über ein Hindernis und blieb verletzt liegen. Daraufhin half ihm Nahuel Carabaña aus Andorra von der Bahn und erhielt beim Fortsetzen seines Laufes Standing Ovations vom Publikum.
Die European Championships waren für uns drei ein einmaliges Ereignis. Neben den Einsätzen und den neuen Freundschaften konnten wir das Event einfach nur genießen.
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