Bridge

Im Showkampf mit Omar Sharif

Daniela von Arnim hat ihr Hobby zum Beruf gemacht und tritt erfolgreich bei Turnieren auf der ganzen Welt an

Von 
Johannes Blem
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Strahlende Sieger ganz oben auf dem Treppchen: die Altlußheimerin Daniela von Arnim (3.v.l.) mit ihren Teamkolleginnen und Teamkollegen nach dem Gewinn der Bridge-Weltmeisterschaft 2022. © von Arnim

Altlußheim. Mit dem eigenen Hobby Geld verdienen und dabei die Welt bereisen, das ist wohl der Traum vieler Menschen. Die Altlußheimerin Daniela von Arnim lebt ihn seit Jahrzehnten. Ihre Leidenschaft: Das Kartenspiel Bridge, in dem sie ganz nebenbei im September zum dritten Mal Weltmeisterin geworden ist.

Bridge, spielen das nicht nur ältere Damen beim gemütlichen Kaffeekränzchen mit Sahnetorte? Karten auf den Tisch! Dieses Klischee hat in etwa so viel mit der Realität zu tun, wie dass alle Deutsche Lederhosen tragen. „Das Durchschnittsalter in Bridge-Clubs ist zwar schon etwas höher. Auf internationaler Ebene oder im Onlinespiel, das spätestens seit Corona viel Zuwachs bekommen hat, ist das aber nicht der Fall“, sagt von Arnim. Gemütlich geht es ab einem gewissen Niveau ebenfalls nicht zu. Bridge stellt hohe Anforderungen an Konzentration, mathematisch-logisches Denken und strategische Fähigkeiten. Nicht umsonst werden Spiele als „Kämpfe“ bezeichnet.

Dabei spielen zwei Paare gegeneinander, die je aus zwei Personen bestehen. In der ersten Phase des Spiels (Bieten) geht es darum, anhand seiner Karten möglichst genau die Anzahl der eigenen Stiche vorauszusagen. In der zweiten Phase (Spielen) wird versucht, diese Anzahl von Stichen zu erreichen. Der Komplexität der „Wissenschaft“ Bridge wird diese Erklärung natürlich nicht im Ansatz gerecht. Wie Poker ist Bridge kein Glücksspiel und als Sport anerkannt. Ähnlich dem Schach kann in jeder Altersstufe kompetitiv gespielt werden, es gibt nationale, Europa- und Weltmeisterschaften.

Mit 23 Jahren ins Nationalteam

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zg/mgw
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Ihr Weg zu nunmehr drei WM-Titeln begann für von Arnim als Teenagerin. „Ich habe schon immer gern mit Freunden und Familie Karten gespielt. Als ich 15 war, bin ich dann durch meine Mutter, die in einem Club gespielt hat, zum Bridge gekommen“, erzählt die heute 58-Jährige.

Spaß und Interesse wuchsen unaufhörlich, erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. In dieser Zeit lernte von Arnim ihre langjährige Spielpartnerin Sabine Auken kennen, mit der sie eines der besten weiblichen Bridge-Paare weltweit bildete. Im Alter von 23 Jahren trat die Altlußheimerin erstmals für die deutsche Nationalmannschaft an.

Bis heute betreibt sie den Sport halbprofessionell und arbeitet nebenher als selbstständige Softwareentwicklerin – ein Lebensstil, der ihr viele großartige Erlebnisse ermöglichte. „Vor allem in jungen Jahren habe ich viel international gespielt und bin unglaublich viel gereist. Mittlerweile habe ich an Bridge-Turnieren auf allen Kontinenten teilgenommen“, berichtet von Arnim. „Dabei durfte ich ein riesiges Spektrum an interessanten Leuten verschiedenster Nationalitäten kennenlernen.“

Durch den Modus „zwei gegen zwei“ können Spieler unterschiedlicher Niveaus ein Paar bilden. So ist es gang und gäbe, dass wohlhabende Spieler die besten Bridge-Asse für ihr Team einkaufen. „Ich saß mit Superreichen am Tisch, mit denen ich normalerweise nie etwas zu tun gehabt hätte“, so von Arnim. Einst duellierte sie sich sogar mit Schauspielstar Omar Sharif („Doktor Schiwago“), seines Zeichens einfacher Bridge-Weltmeister: „Er hat mal einen Showkampf in Deutschland veranstaltet, zu dem ich eingeladen wurde.“ Auch Bill Gates traf sie bei einem Turnier in Philadelphia, heute spielt sie einmal pro Woche online mit dem Vater von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

Spiele führen rund um den Globus

Ob Weltberühmtheit oder nicht, generell nimmt der soziale Aspekt des Bridge für die 58-Jährige eine zentrale Rolle ein: „Es ist einfach eine tolle Sache in Bridge-Clubs oder übers Internet mit anderen Menschen zusammenzukommen. Noch dazu hält das Spiel geistig fit und kann in jedem Alter begonnen und bis in jedes Alter gespielt werden.“

Nach ihren ersten beiden Triumphen 1995 und 2001 mit der deutschen Nationalmannschaft der Damen krönte sich von Arnim beim Mixed-Teamturnier im September zum dritten Mal zur Bridge-Weltmeisterin.

Schwieriger Start ins Turnier

Im polnischen Wroclaw (Breslau) kämpfte sie mit ihrem transnationalen Team sieben Tage lang um den Titel und behielt im hochklassig besetzten Finale die Oberhand. Dabei war der Start ins Turnier alles andere als nach Plan verlaufen. „Am ersten Tag lagen wir zwischenzeitlich auf dem letzten Platz. Danach ging es bergauf und wir haben bis einschließlich des Endspiels nicht mehr verloren“, freut sich die Siegerin.

Das Ende ihrer Karriere bedeutet dieser Erfolg aber nicht: „Ich will einfach so lange wie möglich spielen. Ich habe ein tolles Team in der Mixed-Nationalmannschaft, mit dem ich weiterhin gut abschneiden und vor allem auch menschlich viel Spaß haben will. Beim Bridge kann man sich auch immer wieder aufs Neue beweisen.“

Klingt so, als ob von Arnim ihren Traum noch viele Jahre weiterleben wird.

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