Corona - Konzept für Umsetzung der Hygienevorschriften am Blausee verbessert / Sicherheitsdienst unterstützt die Mitarbeiter / Außerhalb halten sich viele nicht an Regeln

Neuer Ablauf sorgt für Entspannung

Von 
Sascha Balduf
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Alt-/Neulußheim. Der Sommer läuft sprichwörtlich auf Hochtouren: Das Thermometer klettert auf teils unbequeme Höhen, die Nächte bieten wenig Abwechslung und die Ferien sind in vollem Gange. Normalerweise die perfekten Voraussetzungen für eine spaßige wie einträgliche Badesaison – wäre da nicht die allgegenwärtige Covid-19-Pandemie, die alles auf den Kopf stellt.

Auch am Lußheimer Blausee müssen freilich Hygienemaßnahmen umgesetzt werden, was sowohl on- als auch offline für einigen Unmut gesorgt hatte (wir berichteten mehrfach). Ende Juli hatten sich beispielsweise so viele Menschen vor dem Eingang getummelt, dass Betriebsleiter Roger Erb die Polizei rufen musste.

Land macht die Richtlinien

Mehr als 2000 Besucher dürfen sich nicht auf dem Gelände aufhalten, diese Zahl ergibt sich aus der Fläche des Geländes und den entsprechenden Richtlinien des Landes. Auch dem Betriebsleiter sind dabei die Hände gebunden. Damit es nicht wieder zu Massenaufläufen kommt, haben sich der Blausee, die die Badeanstalt tragenden Gemeinden Alt- und Neulußheim sowie die hinzugezogene Sicherheitsfirma „Safe Security“ aus Plankstadt zusammengesetzt und ein Konzept entwickelt. Wie dieses Konzept aufgeht, soll ein Besuch vor Ort zeigen. Betriebsleiter Roger Erb war dabei wegen des Besucheraufkommens voll eingespannt und für diese Reportage leider nicht zu sprechen.

Das Quecksilber hat die 30-Grad-Marke am gestrigen Sonntag gefühlt schon am Vormittag geknackt. Dennoch sind auf dem Weg hinab zum Gelände keine Menschenmassen zu sehen. Unter Umständen auch eine Folge der neuen Funktion auf der Blausee-Webseite: Dort wird, mehr oder weniger aktuell, die Besucherzahl gemeldet – die Sorge, keinen Platz mehr zu bekommen, treibt also nicht alle gleich am Morgen an den See.

Dennoch unübersehbar: Die Parkplätze sind schon rar gesät, einen Schattenplatz – oder überhaupt eine Parkmöglichkeit– im Inneren zu bekommen war lange schon unmöglich geworden, wer Glück hatte, fand eine Lücke am Außenparkplatz. Der Bereich vor der Kasse gleicht auf den ersten Blick eine Baustelle: Rot-weiß gestreifte Absperrschranken leuchten in der Sonne.

Schilder trennen die Besucher gute 15 Meter vor dem Eingang in zwei Gruppen: Dauerkarteninhaber und Einzelkartenkäufer. Für Letztere steht ein Tisch bereit, an dem sie ein Formular für ihre Kontaktdaten finden. Nur im Austausch dafür kann eine Karte erworben werden. „Die Daten der Dauerkartenbesitzer haben wir ja sowieso schon im System“, erklärt Richard Hoffner, der sich um die Kasse kümmert. Seine Aufgabe habe sich durch die neuen Vorschriften kaum verändert, berichtet er, neu hinzu kam nur, die Formulare auf Vollständigkeit zu prüfen.

„Auf diesem Monitor können wir sehen, wie viele Leute gerade auf dem Gelände sind“, erklärte er und deutete auf seinen Kassencomputer. Die Scanner an den drei Einlassschranken zählen mit und übermitteln die Information ans System. Aus diesem Grund werden zur Zeit auch keine Zehnerkarten verkauft, wie Hoffner erläutert. Diese sind nicht individualisiert, sprich: Wenn fünf Personen die gleiche Zehnerkarte benutzen, werden sie nur als eine Person registriert.

Ausgang mit Lichtschranke

Um die Mittagszeit zeigt Hoffners Computer eine Besucherzahl von 2066 an. Die Tore sind aber noch geöffnet, denn diese Zahl alleine sagt noch nichts aus. „Am Ausgang gegenüber haben wir eine Lichtschranke“, erklärt er, „die zählt, wie viele Leute wieder gegangen sind.“ Noch ist das Computersystem nicht so weit, diese Rechnung selbst zu machen – aber der Blausee arbeitet schon an einer Verbesserung, will im kommenden Jahr auch wieder Zehnkarten anbieten können.

Bis dahin lesen Mitarbeiter der Sicherheitsfirma die Zahlen ab und geben sie weiter. Seit etwa zwei Wochen kümmern sie sich im Zweierteam um eine bessere Umsetzung der Richtlinien. „Seit sie da sind, ist es deutlich entspannter“, sagt Richard Hoffner, „sie können die Besucher im Eingangsbereich viel besser koordinieren, als wir das hier drin im Kassenhäuschen können. Und sie passen auf, dass die Abstände eingehalten werden und kein Stau entsteht.“

Das tun die Sicherheitskräfte auch auf dem Gelände, wie die Geschäftsführerin von „Safe Security“, Theresia Uhlig, erklärt. „Wir laufen immer mal wieder über das Gelände und ermahnen die Leute bei Bedarf“, sagt sie. Nötig sei das zum Glück aber nicht oft, ergänzt sie: „99 Prozent der Besucher halten sich daran und haben Verständnis.“ Nur selten müsse sie mal energisch werden – dennoch: Wer gar nicht hören will, fliegt raus.

Geht man über das Gelände, fällt einem auf den ersten Blick keine Veränderung auf. Außer zu den Hochbetriebstagen sieht es am Blausee genau so aus. Nur die vereinzelten Maskenträger erinnern an Corona. Da Familien und ein weiterer Haushalt zusammen auf der Wiese liegen dürfen, wurden nur die wenigsten Besuchergruppen entzerrt. An den Toiletten und Kioskständen funktioniert der Sicherheitsabstand auch ohne Linien im Gras, und nicht wenige haben sich mit einer Standmuschel ohnehin abgeschirmt.

Hoch oben thront die Badeaufsicht und wacht mit Argusaugen über Schwimmer in Not. Dabei bietet der Turm auch einen guten Überblick auf die vorgegebene Distanz zwischen den Gästen. „Wir haben mit dem Abstand bisher aber so gut wie keine Probleme feststellen können“, berichtet Justus Necker und spricht von den Gästen an Land. Auf den schwimmenden Inseln auf dem See sah die Situation leider anders aus, wie Necker ergänzt.

Von drei zur Verfügung stehenden waren von vorneherein nur zwei Inseln auf dem Wasser. Auf allen Hinweisschildern auf dem Gelände wurden die Gäste informiert, dass sich auf der großen Insel nur sechs, auf der kleinen nur vier Personen aufhalten dürfen. „Mittlerweile haben wir auch diese beiden aus dem Wasser geholt, weil diese Regel immer wieder gebrochen wurde“, erzählt Necker.

Besucherzahlen nicht ganz aktuell

Apropos Abstand: In der hintersten Ecke der Liegewiese und mit viel Grünfläche um sich herum, hat sich Peter Sulzbacher mit seiner Frau niedergelassen. „Wir versuchen hier den Weltrekord im Abstandhalten aufzustellen“, erklärt er seine Abgeschiedenheit verschmitzt und lacht. „Naja, eigentlich haben wir nur einen Schattenplatz gesucht und der war eben noch frei.“

Sulzbacher ist schon seit Jahren immer wieder Gast am Blausee. Er fühlt sich mit den neuen Maßnahmen sehr sicher; denn der Massenandrang vor einigen Wochen sei schon extrem gewesen. Einen Verbesserungsvorschlag hat er dennoch: „Wir kommen immer mit dem Fahrrad aus Hockenheim und brauchen eine gute halbe Stunde. Da wäre es manchmal hilfreich, wenn die Besucherzahlen auf der Webseite etwas aktueller wären.“ Aber Sulzbacher ist auch froh, dass man seine Karten nicht mehrere Tage vorher reservieren muss, wie etwa am St.-Leoner-See – das Wetter ist immerhin manchmal unberechenbar.

Mit steigenden Temperaturen ist auch die Besuchergrenze schnell erreicht. Während im Kassenhäuschen immer wieder das Telefon klingelt und jemand wissen will, ob er noch eingelassen wird, gibt die Sicherheitsfirma das Signal: Einlassstopp. Das große Tor an der Zufahrt zum Parkplatz wird zugeschoben, keine Diskussion. Theresia Uhlig macht sich auf zum Tor, um mit ihrem Mitarbeiter den Einlass zu regeln. Es hat sich schon eine deutliche Schlange gebildet, die meisten Besucher sind gut gelaunt, hier und da wird aber auch schon gemosert.

„Das sieht nach etwa zehn Minuten Wartezeit aus“, sagt Uhlig mit geübtem Blick. Während unseres Gesprächs verdoppelt sich diese Zahl. Die Schlange führt schnell um eine Kurve über den Radweg Richtung Außenparkplatz. Ganz hinten reiht sich Izzet Ükil mit seiner Familie ein. Wie viele andere Besucher hat er den Blausee als Alternative zu den vielen noch geschlossenen Bädern gewählt. „Ich war als Kind schon einmal bei einer Übernachtung hier und habe den See als sehr schön in Erinnerung“, erzählt er.

Auf die Frage nach seinem ersten Gedanken, als er die Schlange gesehen hat, antwortet Ükil: „Das ist nicht gut – hoffentlich kommen wir da noch rein.“ Aber der Mannheimer nimmt es sportlich und ergänzt: „Da kann man halt nichts machen.“ Immerhin bewegt sich die Warteschlange regelmäßig, wenn auch nur kurz.

Zuständigkeit endet am Tor

Weiter vorne Richtung Tor scheint die Ungeduld die Besucher etwas wichtiges Vergessen zu lassen. 1,5 Meter Abstand hält dort kaum jemand, Masken sind eine Seltenheit. Für die Sicherheitsleute keine einfache Situation: Ihre Zuständigkeit endet mit dem Blauseegelände am Tor. „Wir weisen die Leute immer wieder höflich darauf hin, aber wir können niemanden zwingen“, sagt Theresia Uhlig. Besonders schade: Direkt neben dem Tor erinnert sogar ein großes Plakat an Sicherheitsabstand und Gesichtsmaske.

Info: Weitere Eindrücke vom Blausee: www.schwetzinger-zeitung.de

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