Altlußheim. Die helle Sonne schien über Altlußheim, als das Museum Autovision am Feiertag seine Pforten öffnete. Die Stiftung von Horst und Brigitte Schultz präsentierte wie immer an Fronleichnam ein ansprechendes Programm rund um automobile Raritäten. In den Ausstellungsräumen und in der Technologie-Arena gab es viele Attraktionen zu bestaunen.
Oldtimerclubs präsentieren in Altlußheim ihre Raritäten
Der Besucherandrang auf das traditionelle Museumsfest hielt den ganzen Tag über an. In der Kurpfalzstraße zeigten Oldtimerbesitzer ihre schönen Fahrzeuge. Auch Oldtimerclubs waren zu Gast.
In dem Straßen-Showroom stach ein taubenblauer VW-Bus ins Auge, seit 1990 im Besitz des VW-Clubs Rhein-Neckar. Der Typ 2/23A Kombi wurde im Dezember 1953 gebaut. Vor 20 Jahren begann der Club mit der Restauration des Fahrzeugs. Der Bus mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 1770 Kilogramm hat 24,5 PS bei 1200 ccm Hubraum. Einige Meter weiter stand ein weiteres Oldtimer-Schmuckstück in Blau: Ein Ford Modell A mit dem Baujahr 1930 und einer Vier-Zylinder-Motorleistung von 40 PS bei 3236 ccm Hubraum.
Noch vor dem offiziellen Start des Museumsfestes um 10 Uhr hatten die ersten 100 Autos ihre Plätze gefunden. Schließlich standen 150 Fahrzeuge in dem lebendigen Oldtimer-Museum unter freiem Himmel. Nachdem das Museum Autovision im vergangenen Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen gefeiert hatte, steht nun ein weiteres Jubiläum an: Der 150. Geburtstag der Neckarsulmer Motorenwerke (NSU), die 1873 mit dem Bau von Strickmaschinen begannen. Das Museum Autovision besitzt die weltgrößte Vorkriegsausstellung der als Kult geltenden Marke.
NSU-Motorräder erzielten ersten Geschwindigkeitsrekord in den USA
Museumschef Horst Schultz freute sich über das große Besucherinteresse, als wir ihn neben der NSU-Bahn-Rennmaschine von 1909 zum kurzen Gespräch trafen. Die Neckarsulmer Motorenwerke errangen mit den Motorrädern in den USA den ersten Geschwindigkeitsweltrekord.
Gegenüber präsentierte sich der Kompressor-Rennsportwagen von NSU, der von 1923 bis 1925 gebaut wurde. Die Rennfahrzeuge mit 40 PS waren in der 1,5-Liter-Klasse nicht zu schlagen. Sie gewannen von 1923 bis 1925 dreimal auf der Avus in Berlin. Ab 1926 setzte das NSU-Werk dann den neuen Sechs-Zylinder-Kompressor-Rennwagen ein, der auf Anhieb sogar einen vierfachen Sieg errang.
In den Museumsräumen der Stiftung wird die Geschichte der Mobilität, beginnend mit der Laufmaschine von Karl Drais bis hin zur Elektromobilität, lebendig. Aber auch Gegenwart und Zukunft haben ihren Platz. Visionär Horst Schultz ist ein Verfechter der Wasserstoff-Technologie. Und er befasst sich intensiv mit dem Erfinder Felix Wankel, der seinen letzten Wohnsitz in Heidelberg hatte. Das einige Jahre in Heidelberg öffentlich ausgestellte Arbeitszimmer Wankels ist jetzt im Museum Autovision zu bewundern.
Die Ausstellung beinhaltet auch Hubraumgiganten mit monströsen Motoren, etwa den 1910 gebaute Fiat S76, auch „Biest von Turin“ genannt, mit 28 Litern unter der Haube oder die Speedster der Marke American La France, eine Vier-Zylinder-Version aus dem Jahre 1915 mit 9,5 Litern Hubraum sowie eine 6-Zylinder-Version, Baujahr 1917, mit kraftvollen 14,5 Litern.
Zu sehen ist auch der legendäre C111, der in seiner ersten Version mit einem Wankelmotor ausgestattet war – ein Experimentalfahrzeug der 1960er und 1970er Jahre, mit dem Mercedes-Benz verschiedene Motoren und Kunststoffkarosserien ausprobierte. Natürlich fehlt auch das erste Auto der Welt, der Benz Patent-Motorwagen, nicht.
Weißwurst, Leberkäs und frisches Weizenbier zum Frühschoppen
Das Museumsfest ist auch immer ein Event für Familien. Die jüngsten Besucher erfreuten sich an einem Karussell mit Polizeimotorrad und Mercedes-Truck. Vor dem Museum in der Hauptstraße von Altlußheim war gemütliches Verweilen angesagt. Für die Verpflegung sorgte wieder die AH des Sportvereins Altlußheim. Zum Frühschoppen gab es Weizenbier, dazu Weißwürste und Leberkäs mit Kartoffelsalat.
Im Museumsgarten lockten Kaffee und Kuchen. Am Nachmittag zogen zwar dunkle Regenwolken auf, das befürchtete Unwetter blieb zum Glück aber aus. Mit viel Spielfreude sorgten die „Schultzes“ aus Weinheim für die musikalische Bereicherung des Museumsfestes. Mit Gitarre, Kontrabass und ihren zwei Stimmen interpretierten Jürgen Schultz und Petra Arnold-Schultz Blues und Rock sowie Hits mehrerer Jahrzehnte.
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