Altlußheim/Speyer

Salierbrücke und Lußhof-Knotenpunkt: Sind Radfahrer Verlierer des Umbaus?

Unser Leser Gerald Schilling kritisiert die neue umständliche Radwegeführung. Das Regierungspräsidium begründet das mit Biotopen und Sicherheit.

Von 
Matthias Mühleisen
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Geht am 24. November mit der Freigabe der Salierbrücke in Dienst: Der nach Osten verlegte Knotenpunkt der B 39 (von unten kommend nach links abbiegend) und der L 722 (von rechts aus Richtung Hockenheim-Talhaus) bringt eine neue Radwegeführung mit sich. Die Radfahrer fahren nicht mehr parallel zur Straße, sondern über den Bauernhof Lußhof (linker Bildrand) auf die Brücke zu. Das bringt Sicherheit, kostet aber Zeit. © Venus

Altlußheim/Speyer. Wenn in gut vier Wochen die sanierte Salierbrücke wieder freigegeben und der verlegte und umgestaltete Knotenpunkt L 722/B 39 am Lußhof samt Ampelanlage in Dienst geht, soll der Verkehr zwischen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sicherer und flüssiger laufen. Der motorisierte Verkehr, wohlgemerkt. Auf diese Präzisierung legt Gerald Schilling wert. Denn der Ketscher hält die Radfahrer für die Verlierer der teueren Umbauarbeiten.

„Es wird dreimal eine Straße überquert – wo bitte sind da unsere Radschnellwegekonzepte?“, fragt Schilling. Und macht sich Gedanken um die Sicherheit der Fahrradnutzer: „Wie wird das werden, wenn Radfahrer aus Ketsch kommend den Parkplatz Lußhof sehen, aber schön über die Straße geführt werden, über drei Ampeln müssen, durch den Bauernhof unter der Brücke durch und dann hoch auf die Brücke?“ Die Antwort gibt er selbst: „Da werden sehr viele den direkten Weg an der Straße entlang nehmen. Extrem gefährlich ohne Radweg.“

Absperrschranken zur Sicherung

Diese Gefahr sieht das Regierungspräsidium Karlsruhe als Planungsbehörde genauso: „Für Radfahrer aus Richtung Hockenheim/Seewaldsiedlung haben wir derzeit Absperrschranken am rückgebauten Radweg sowie Hinweistafeln ,Radweg Speyer’ zur neuen Radwegführung aufgestellt“, teilt Pressesprecherin Irene Feilhauer auf Anfrage mit. Für die Radfahrer, die über den Radweg der Brücke aus Speyer kommen, werde es nicht möglich sein auf die Straße zu kommen, da im Endzustand Radweg und Straße durch eine Schutzplanke getrennt sind.

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Ein anderes Anliegen Gerald Schillings hielt die Behörde dagegen für nicht umsetzbar: den Radweg parallel zur Straße von einem auf zwei Meter zu verbreitern und mit einer Schutzplanke von der Fahrbahn zu trennen. Dagegen sprachen Naturschutzgründe, lautet die Antwort des RP: „Da die Böschung auf der nord-westlichen Seite der B39/L722 als Biotop klassifiziert ist und auf der südöstlichen Seite ebenfalls Biotope sowie private Grundstücke und deren Bebauung nah an die Fahrbahn heranreichen, wäre eine weitere Verbreiterung zugunsten einer begleitenden Radwegeführung nur mit großen Eingriffen in die Böschungsbereiche und somit in die Biotope möglich gewesen.“

Daher sei im Abwägungsprozess bei der Planung und auch im Planfeststellungsverfahren entschieden worden, vorhandene straßennahe Wege zu Radwegen verkehrssicher auszubauen und den Radverkehr aus allen Richtungen am Knotenpunkt B39/L722 zu bündeln, um dort eine sichere Überquerung der Fahrbahn zu ermöglichen.

Feldlerche verhindert Asphaltierung

An diesem Knotenpunkt solle zukünftig sowohl der in Nord-Süd-Richtung verlaufende Fernradweg „Velo-Route-Rhein“, der Radweg „Tour-de-Spargel“ als auch die von West-Ost Richtung verlaufende Radwegeverbindung zwischen Speyer und Hockenheim sowie der Radwanderweg „Kurpfalz-Route“ zusammenkommen.

„Besser kann man die Autofahrer nicht vor den Fahrradfahrern schützen“, kommentiert Gerald Schilling sarkastisch. Er wundert sich darüber hinaus, dass der Radweg auf der Nordseite der L 722, der wenige Meter weg von der neuen Querung in die Felder Richtung Seewaldsiedlung führt, entgegen der Planung nicht asphaltiert wurde.

Dafür ist ein Vogel verantwortlich, informiert Irene Feilhauer: „Aufgrund eines in diesem Bereich vorkommenden Feldlerchen-Brutpaars und einer Änderung der Vorschriften hinsichtlich der Ausgleichsfläche hierfür konnte diese Maßnahme noch nicht wie im Planfeststellungsbeschluss vorgesehen umgesetzt werden.“ Derzeit laufe die Abstimmung mit den Naturschutzbehörden, um eine den aktuellen Vorschriften entsprechende Ausgleichsfläche zu finden. „Aktuell gehen wir davon aus, dass wir im kommenden Jahr den Radweg asphaltieren können.“ Für Gerald Schilling ein schwacher Trost.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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