Waghäusel. Die Machtergreifung Hitlers vor 90 Jahren hat Deutschland und Europa in eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes gestürzt und Millionen Menschen das Leben gekostet. Darunter waren auch Erich Knauf, Redakteur der Neuen Leipziger Zeitung, und Erich Ohser, politischer Zeichner, Karikaturist und Buchillustrator. Die beiden Freunde wurden am 28. März 1944 verhaftet. In der Nacht vor dem Prozess am 6. April hatte der damals 41-jährige Ohser dem Urteil vorgegriffen und sich in seiner Zelle in der Untersuchungshaftanstalt Berlin Alt-Moabit das Leben genommen. Erich Knauf wurde nach dem Urteil des Volksgerichtshofs am 2. Mai 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet.
Das künstlerische Vermächtnis von Ohser blieb zum Teil der Nachwelt erhalten. Darunter die Vater-und-Sohn-Bildergeschichten als seine bekanntesten Werke, die ohne Text auskommen und sich weltweit einer großen Beliebtheit erfreuen. Bilder dieser Serie sind derzeit im Humorpark-Museum der Waghäuseler Eremitage ausgestellt.
Von Erich Kästner gelobt
Aber nicht nur die gezeichneten Probleme des Alltags sind dort zu bewundern, sondern auch Tier- und Aktzeichnungen sowie politische Karikaturen und Porträts von Erich Ohser und Erich Kästner, der ebenfalls Redakteur bei der Neuen Leipziger Zeitung war. Ohser illustrierte Kästners Gedichtbände und reiste mit ihm nach Paris, Moskau, Leningrad und Litauen. Im Jahr 1927 verlegten beide ihren Wohnsitz nach Berlin.
Der 1974 verstorbene Schriftsteller, Publizist und Drehbuchautor Erich Kästner nannte Erich Ohser, der als e.o.plauen firmierte, in einem Aufsatz „einen der besten satirischen Zeichner“. Von vielen werde er aufgrund seiner Zeichenkunst, seines Humors und Herzlichkeit höher geschätzt als der bekanntere Wilhelm Busch.
Der Waghäuseler Museumsleiter Rolf Heinzmann steht im engen Kontakt mit dem Erich-Ohser-Haus im vogtländischen Plauen. Von dort erhielt er auch bisher unveröffentlichte Zeichnungen, die nur dank der Weitsicht von Ohsers Mutter die Wirren des Zweiten Weltkriegs überlebt haben.
Der Maler selbst hatte aus Furcht vor den Nationalsozialisten seine Bilder verbrannt, die allerdings zuvor in der Leipziger Tageszeitung veröffentlicht waren. Diese gedruckten Ausschnitte hatte die Mutter sorgsam aufbewahrt und dadurch für die Nachwelt erhalten.
Unveröffentliche Zeichnungen
Rolf Heinzmann reproduziert zurzeit diese Zeichnungen und wird sie ab Sonntag, 26. März, im Küchenbau der Waghäuseler Eremitage präsentieren. Im Begleitprogramm wird am Samstag, 25. März, ein Workshop für Kinder von sechs bis zehn Jahren mit einer Entdeckungsreise durch das Humorpark-Museum angeboten.
Die Teilnahmegebühr für den Kinder-Workshop am 25. März beträgt 8 Euro, wobei Anmeldungen per Mail an in-fo@humorpark-eremitage.com möglich sind. klu
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