Brühl. Der damalige Bürgermeister von Brühl, Günther Reffert, und seine Amtskollegin aus dem sächsischen Weixdorf, Anneliese Ramsdorf, haben im Jahr 1993 eine Urkunde unterzeichnet, die eine deutsch-deutsche Partnerschaft zwischen den beiden Orten besiegelte. Damit darf in diesem Sommer der 30. Geburtstag dieser Partnerschaft gefeiert werden.
In diesen drei Jahrzehnten gab es einige Veränderungen im Miteinander der Orte in Sachsen und der Kurpfalz. Wir sprachen zum runden Geburtstag der Partnerschaft mit dem Weixdorfer Ortsvorsteher Gottfried Ecke.
Haben Sie die Partnerschaft von Anfang an miterlebt?
Gottfried Ecke: Ich habe das Miteinander von Brühl und Weixdorf eigentlich von der ersten Minute an mitverfolgt. Ich war seit der Wiedervereinigung Gemeindevertretervorsteher von Weixdorf – das ist zwar nicht der Bürgermeisterposten, aber ich war in Amt und Würde, als die Partnerschaft begründet worden ist.
Wie würden Sie die Entwicklung der Ortspartnerschaft mit Brühl beschreiben?
Ecke: Ich habe die Partnerschaft stets als etwas durchaus Gutes erlebt – gerade auch in der Anfangszeit. Da haben wir in der Tat – als damals noch eigenständige Gemeinde – Verwaltungshilfe gebraucht. Es war für uns ja ein sehr gewaltiger Umbruch, der uns vor riesengroße Aufgaben gestellt hat. Da haben uns die Partner aus Brühl sehr gut unterstützt. Das hat uns als Gemeinde geholfen, unseren Weg ins neue System gut zu vollziehen. Das war das eine und das andere natürlich auch, dass wir auf der menschlichen Seite gute Kontakte geknüpft haben. Es ist ja auch immer wichtig, dass man miteinander redet. Wir haben ja leider zwischen den sogenannten alten und neuen Bundesländern noch immer ein Stück weit Diskussionen über Ost und West – bei Weitem nicht so, wie es vor 30 Jahren war, aber es gibt sie noch. Und deswegen waren und sind die persönlichen Kontakte wichtig.
Hintergrund: Weixdorf
Weixdorf wurde 1378 als Wignandisstorf erstmals urkundlich erwähnt.
Die heutige Ortschaft entstand 1914 durch den Zusammenschluss der Dörfer Lausa mit Friedersdorf, Weixdorf und Gomlitz.
Seit 1965 gehört Marsdorf als fünfte Gemeinde dazu.
1993 schloss Weixdorf eine Gemeindepartnerschaft mit Brühl.
1995 wurde eine Straße in Weixdorf in Brühler Straße umbenannt.
1999 wurde die Gemeinde Weixdorf nach Dresden eingemeindet und ist seitdem ist der nördlichste Stadtteil der sächsischen Landeshauptstadt.
Weixdorf genießt als Ortschaft dennoch einen Sonderstatus mit eigenem Ortschaftsrat, der über ortschaftsinterne Angelegenheiten selbst entscheiden kann.
Weixdorf hat knapp über 6000 Einwohner. ras
Wie bewerten Sie die Partnerschaft zwischen Weixdorf und Brühl heute?
Ecke: Eigentlich so wie schon immer. Wir können noch immer ziemlich große Unterschiede – auch im Denken – zwischen Ost und West erkennen. Das zeigt sich auch im Erfolg der AfD. Die Haltung zu dieser Partei ist im Osten eine völlig andere als in den sogenannten alten Bundesländern. Da muss man einfach mal drüber reden. Darüber, dass man sich gegenseitig erklärt, warum das so ist, warum hier anders gedacht wird als in den westlichen Bundesländern. Das kann man nur mit Gesprächen machen, deshalb ist aus meiner Sicht die Partnerschaft heute noch immer wichtig und notwendig.
Wohin soll sich die Partnerschaft zwischen den Orten nach 30 Jahren weiterentwickeln?
Ecke: Ich würde mir wünschen, dass wir die Partnerschaft zwischen Brühl und Weixdorf noch weiter in die Breite bekommen. Wir müssten beispielsweise die Schulen noch besser einbinden, damit wir da die Partnerschaft bei der Jugend direkter erleben können. Es läuft zwar schon gut zwischen den beiden Orten, aber es kann immer noch besser werden – das ist meine Devise.
Vor Corona hat der Kontakt zwischen den Vereinen zugenommen – wie sieht es jetzt aus?
Ecke: Zurzeit ist das sehr punktuell. Es gibt ein paar Vereine, die Kontakte aufgebaut haben vor Corona. Aber in manchen Bereichen muss man das Miteinander zwischen Brühl und Weixdorf wieder anstoßen, damit erneut etwas Gemeinsames passiert. Da gab es beispielsweise das Jugendfußballturnier, bei denen Teams hier und in Brühl angetreten sind. Doch aktuell haben sich die Verantwortlichen bei uns verändert. Da müssen wir sehen, dass wir das möglichst schnell wieder zusammenbekommen.
Zur Person
Von 1994 bis 1999 übte der 74-jährige Wolfgang Ecke das Amt des Bürgermeister von Weixdorf aus.
Seit der Eingemeindung 1999 ist er ehrenamtlicher Ortsvorsteher von Weixdorf.
Ecke war bis zu seiner Pensionierung 2014 Ortsamtsleiter der nordwestlichen Dresdener Stadtbezirk Klotzsche und Pieschen.
Von 2014 bis 2019 war er CDU-Stadtrat in Dresden. ras
Wie war es für Sie, als Sie 2011 zum Owwerkerweborscht in Brühl wurden?
Ecke: Etwas überraschend. Damit hatte ich zuvor nicht wirklich gerechnet, aber es war mir wirklich eine Ehre – auch wenn das Wochenende damals ein wenig anstrengend war. Es hat mir großen Spaß gemacht.
Wie sehen Sie Brühl?
Ecke: Ich sehe viele Ähnlichkeiten zu Weixdorf. Brühl ist – wie meine Heimatgemeinde zu Dresden – eine Gemeinde am Rande einer Großstadt, in diesem Fall zu Mannheim, Das ist eine wirtschaftlich starke Stadt – vielleicht aber nicht so schön wie Dresden. Ich finde es gut, dass Brühl es geschafft hat, die Selbstständigkeit in seiner Region zu erhalten. Das konnten wir in Weixdorf leider nicht – die Eingemeindung nach Dresden vor 20 Jahren war meiner Meinung nach politisch nicht wirklich gut. Brühl hingegen ist auf sich angewiesen, eine wirtschaftlich gut aufgestellte Gemeinde. Das finde ich wirklich bemerkenswert.
Werden Sie dabei sein, wenn im Sommer der 30. Geburtstag der Partnerschaft in Brühl gefeiert wird?
Ecke: Ja, auf jeden Fall gerne. Ich denke, wir werden dann sicher insgesamt mit einer Busladung von 35 bis 40 Weixdorfern an der Geburtstagsfeier in der schönen Kurpfalz teilnehmen.
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