Ferienprogramm

500 Kinder können jede Menge erleben

Der Verein „Friends of Art“ begeistert die Kinder bei 25 Aktionen im Freibad und im Supermarkt

Von 
Ralf Strauch
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Brühl. „Ich nehme erst das eine Ende des Bandes, dann lege ich das darüber, dann das dritte und schließlich muss ich noch mit dem vierten da durch.“ So wie es die neunjährige Merle erklärt, scheint es ganz einfach, aus zwei Schnüren einen tollen Schlüsselanhänger zu machen. Doch die Arbeit beim Ferienprogramm des Vereins „Friends of Art“, also der Freunde der Kunst, erfordert einen gewissen Grad der Konzentration, sonst läuft es schnell schief – mit Folgen für das gesamte Flechtwerk. Also lassen wir Merle weiterarbeiten und sprechen mit Meikel Fuchs, Motor des Vereins, der auch im größten Hin und Her alles organisatorisch im Griff zu haben scheint.

Und der Aufwand, den er und seine Künstlerkollegen der verschiedenen Spaten betreibe, um ihren Beitrag für das Kinderferienprogramm in der Hufeisengemeinde zu bereichern, ist enorm. Die acht beteiligten Kreativköpfen bieten in den Sommerferien insgesamt 25 Programmpunkte an – die meisten davon in einer stilleren Ecke des Freibades, andere unter dem Titel „Seid ARTig“ beim örtlichen Edekamarkt Embach. Das bedeutet, dass in den sechs Ferienwochen 500 Kinder von den Künstlern kreativ angestupst werden.

Farben spielen wichtige Rolle

An diesem Dienstag ging es zunächst darum, unter der Anleitung von Tanja Ploetner aus Paracord farbenfrohe Schlüsselanhänger zu flechten. Neben Merle, die übrigens nicht aus Brühl kommt, aber zurzeit ihre Oma im Ort besucht, ist auch der achtjährige Philipp konzentriert am Werk – er hat sich Farben für seinen Schlüsselanhänger ausgesucht, die stark an die eines nahen Baumarktes erinnern. „Meine Mama arbeitet bei Hornbach, der will ich den Anhänger schenken“, verrät er.

Und diese ganz spezielle Farbkombination blitzt auch immer wieder bei weiteren Bändern durch – mit ihnen wollen sich die Kinder bei einem der Sponsoren für die Bereitstellung von Materialien bedanken. Ebenso wie bei Bäderchef Patrick Berndt und seinem Team, deren Bänder sind in Blau und Weiß gehalten, wie auch das ganz besondere, das Bürgermeister Dr. Ralf Göck geschenkt bekommen soll – aber das ist noch ein Geheimnis.

Bleibendes schaffen die Kinder auch im handwerklichen Bereich für die Gemeinde. Skurrile Figuren mit übergroßen Augen schauen über den Zaun aus Paletten, der den Ferienbereich vom übrigen Freibad abtrennt. Es gibt immer neue Ideen, die umgesetzt werden. Darunter auch speziell für Familien aus der Ukraine, die an diesen Aktionen kostenlos teilnehmen dürfen.

Entstanden ist das Kreativzentrum vor zwei Jahren, als Corona das traditionelle Ferienprogramm zum Erliegen gebracht hätte – wären nicht die kreativen Köpfe des Vereins gewesen. Sie stampften ein Angebot für 1400 Kinder aus dem Boden. Inzwischen fährt der Verein weniger am Limit, doch das Engagement ist ungebrochen. Es wird dienstags und donnerstags im Schatten der Freibadgebäude gemalt und gewerkelt.

Komplett ausgebucht

„Und da alles ausgebucht ist, sehen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, freut sich Fuchs, der Teile seines Programms übrigens Arbeiten und Tricks im Stil von Friedensreich Hundertwasser und Pablo Picasso widmet – Tricks? Klar. Beide Meister hatten es faustdick hinter den Ohren, wie die Kinder erfahren.

Attraktionen der Kunstfreunde sind im Ferienprogramm auch die Zusammenarbeit mit Margot Markmann, die mit Tanz und Musik ins Mittelalter entführt, das freie Gestalten mit Glaskünstlerin Katja Stade, die künstlerischen Weltreisen mit Dietmar Köhler oder der Ausflug inden Alltag der Reptilien mit Marc Herbel. Besonders beliebt sind auch die Bastelzeiten, an deren Ende ein Putzroboter steht. Elektriker Rene Kolb gibt dann nicht nur nützliche Tipps, wie alles verkabelt wird, sondern berichtet auch von den Erlebnissen in seinem Handwerksberuf.

Und immer wieder taucht ein alter Bekannter auf: Vorleser Peter Lemke. Wenn ein wenig kreative Hängepartie aufkommt, die selbst große Künstler kennen, dann greift er zu einem Buch und es gibt beflügelnde Geschichten. Derart aufgetankt geht es dann mit neuerwachtem Enthusiasmus wieder ans Flechten der bunten Schlüsselanhänger.

Redaktion

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